Geesthacht. Am Jahrestag der Nuklearkatastrophe von Fukushima öffnet das Ehepaar Boll ihr AKW-Widerstandsarchiv. Was es darin zu sehen gibt.
Die Geesthachter Bettina und Gerhard Boll sind Anti-AKW-Gegner der ersten Stunde und haben in 40 Jahren so manchen Kampf ausgefochten. In ihrem Haus an der Bergstraße haben sie ein eigenes kleines Archiv angelegt, in dem sich manch skurrile Fundstücke finden.
Darunter eine Zeitschrift namens „Energiestory 2“, die der Informationskreis Kernenergie 1983 an der ehemaligen Realschule in Geesthacht (heute Bertha-von-Suttner-Gemeinschaftsschule) verteilen lassen wollte. Am heutigen Sonnabend – der 11. März ist der zwölfte Jahrestag der Nuklearkatastrophe von Fukushima – klingen manche Aussagen darin geradezu zynisch.
Kernkraftwerk Krümmel rückbauen – ein Kinderspiel?
„Die Demontage eines Kernkraftwerks geht wie ein Uhrwerk über die Bühne“, heißt es in der Schrift. Die Demontage könne binnen eines Jahres erfolgen. Dies wäre wegen der zu ergreifenden Maßnahmen gegen radioaktive Strahlung jedoch unwirtschaftlich. Und wörtlich: „Deshalb empfehlen Experten, die stillgelegten Kraftwerke erst einmal – sicher verschlossen – abklingen zu lassen. Danach können sie ohne besonders aufwendige Schutzmaßnahmen demontiert werden.“
Zur Erinnerung: 1983 war der einstmals größte Siedewasserreaktor der Welt in Krümmel gerade ans Netz gegangen. Bereits 2015 hat Betreiber Vattenfall den Rückbau Krümmels beim Land Schleswig-Holstein beantragt. Nach einem Trafobrand 2007 stand die Anlage weitestgehend still, ehe Deutschland 2011 nach Fukushima den endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie beschloss. Eine Genehmigung steht acht Jahre nach Antragstellung immer noch aus. Für den kompletten Rückbau kalkuliert Vattenfall mit rund 15 Jahren.
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Auf eine kleine Anfrage des FDP-Landtagsabgeordneten Christopher Vogt hin wurde die zweite Jahreshälfte 2023 als möglicher Termin genannt. Dass es sich so lange hinziehe, liege an der „Komplexität eines Stilllegung- und Abbauprojektes eines Atomkraftwerks“ bedingt durch das Gefährdungspotenzial und den zu erfüllenden Anforderungen des atomrechtlichen Regelwerkes, den notwendigen umfangreichen Prüfungen von Sachverständigen und der Genehmigungsbehörde. Vielleicht klappt es ja zum Jahrestag: Am 14. September vor 40 Jahren ging Krümmel in den Betrieb.
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Die Geschichte der Anti-AKW-Bewegung in Geesthacht
Darüber hinaus hatte Bettina Boll bereits 2004 gegen die Errichtung des Zwischenlagers geklagt, weil sie die Gefahr eines Terror-Anschlags fürchtete. „,Wenn das Atomkraftwerk zur Waffe wird’, stand am 9. August 2022 in einer Überschrift in der Lauenburgischen Landeszeitung“, fühlt sich Bettina Boll heute bestätigt. Gemeint war der Meiler Saporischschja in der Ukraine. Weil es noch kein deutsches Endlager gibt, könnte das Zwischenlager am Standort in Krümmel noch bis 2080 oder länger vor Ort bleiben.
Wer das Anti-AKW-Archiv besuchen möchte: Die Bolls öffnen es am heutigen Fukushima-Jahrestag von 11 bis 17 Uhr (Bergstraße 38, Geesthacht). Ansonsten nach telefonischer Absprache unter der Nummer(04152/56 69.