Geesthacht. 1200 Spezial-Behälter sollen in der neuen riesigen Halle Platz finden. Bis zum Herbst 2022 sollen die Arbeiten beendet sein.
Der Dienstag war gerade drei Stunden alt, als Arbeiter zwei große Betonpumpen neben dem Kernkraftwerk Krümmel aufbauten. Ab 4 Uhr morgens liefen diese dann bis 16.30 Uhr nonstop. Über 100 Lkw lieferten 1000 Kubikmeter Beton für die Decke des „Lagers für schwach- und mittelradioaktive Abfälle am Zwischenlager“ (kurz LasmAaZ, gesprochen Lasma-A-Z).
Genauer gesagt: ein Drittel der rund einen Meter dicken Decke. Zwei weitere Abschnitte werden Anfang 2022 geschüttet. Bis März 2022 will Vattenfall den Rohbau, bis Herbst den Innenausbau der riesigen Halle abgeschlossen haben. Sie wird 65 Meter lang, 48 Meter breit und 16 Meter hoch.
In der 65 x 48 x 16 Meter großen Halle in Krümmel finden 1200 Container Platz
Das LasmAaZ liegt von der Elbe aus gesehen hinter dem bestehenden Standortzwischenlager (SZL). Dort sind bereits 42 Castor-Behälter mit hoch radioaktiven abgebrannten Brennelementen des 2011 endgültig stillgelegten Siedewasser-Reaktors eingelagert. Weniger stark belastetes Material kommt derweil verpackt in sogenannte Konrad-Container ins LasmAaZ.
Bis zu 1200 solcher Behälter, benannt nach dem vorgesehenen Endlager im Schacht Konrad bei Salzgitter, finden in Krümmel Platz. Sie können in der Halle dreistöckig gelagert werden. „Nach derzeitigem Planungsstand machen schwach- und mittelradioaktive Stoffe etwa zwei Prozent der gesamten Abbaumasse aus“, sagt Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Buckow.
Diese Stoffe sind entweder während des Betriebs des Kernkraftwerks Krümmel angefallen oder werden erst noch beim Abbau entstehen. So oder so müssen sie so lange sicher am Standort aufbewahrt werden, bis das Bundesendlager in Betrieb ist. Derzeit befindet es sich im Bau und soll nach Angaben der zuständigen Bundesgesellschaft ab 2027 zur Verfügung stehen.
Vattenfall wartet seit 2015 auf die Rückbau-Genehmigung für Krümmel
Zunächst aber müssen am ehemals größten Siedewasser-Reaktor der Welt, der 1983 in Betrieb genommen worden war, die Voraussetzungen für einen Rückbau erfüllt sein. Bereits 2015 hatte Vattenfall den Antrag für Krümmel gestellt und wartet seitdem auf die Genehmigung.
Von den rund 330 Mitarbeitern, die noch vor zehn Jahren am Standort beschäftigt waren, sind heute noch knapp 200 übrig geblieben. Sie sind auch nach der Betriebsphase für die kontinuierliche Überwachung der Betriebssysteme erforderlich.
Krümmel ist praktisch seit einem Transformatorbrand im Jahr 2007 nicht mehr am Netz. Doch selbst wenn die Rückbau-Genehmigung alsbald wie erwartet kommt, dauert es vom Beginn des Rückbaus an noch rund 15 Jahre, bis es in Krümmel wieder eine grüne Wiese gibt.
Übrigens: Der Energiekonzern Vattenfall ist am Standort lediglich für die Errichtung der Atommüll-Zwischenlager zuständig. Das SZL wird bereits von der Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) betrieben. Sobald der erste Konrad-Container ins LasmAaZ verbracht wird, rückt auch hier die BGZ in die Verantwortung.
Nach dem Beschluss zum Atomausstieg nach der Katastrophe von Fukushima hatten sich die Rechtsstreitigkeiten lange hingezogen. Die letzte Bundesregierung einigte sich Anfang 2021 mit den Versorgern auf die Zahlung von 2,428 Milliarden Euro Entschädigung, schaffte andererseits damit eine lange fehlende verbindliche Rechtssicherheit.