Geesthacht. Weil ein großer Saal in Geesthacht fehlt, wird dieses Jahr in Schwarzenbek gefeiert. Das bringt jedoch einige Probleme mit sich.

Die Geesthachter Schützengesellschaft ist in Feierlaune: Am 4. Februar wird der Traditionsverein seinen Königsball feiern – allerdings nicht in Geesthacht, sondern in Schröders Hotel in Schwarzenbek, was die Vorfreude des Vorsitzenden Carsten Engelbrecht ein wenig trübt. Dabei gibt es am Veranstaltungsort nichts zu kritisieren, den Saal dort findet Engelbrecht optimal. „Das Hauptproblem ist: Wie kriege ich meine Geesthachter nach Schwarzenbek?“, rätselt er. Eine Lösung per gemietetem Bus ist vom Tisch, mit einem Taxi-Unternehmen wird zurzeit über ein vergünstigtes Angebot für die Feiernden verhandelt. Das sähe dann so aus: Individuell anreisen, mit dem Taxi zurück. Sofern die Verhandlungen erfolgreich sind.

Geesthacht hat keinen Saal mehr für große Events

Carsten Engelbrecht hätte gern in Geesthacht gefeiert, aber das sei schlichtweg nicht möglich, sagt er. Es gebe keine geeigneten Säle mehr. „Bis zu 60 Leuten ist es kein Problem“, erklärt er. Sind es mehr, sei ein Raum schwer zu finden. Mehrmals wurde der Königsball in den Räumen bei Mercedes Brinkmann abgehalten, zum letzten Mal im Februar 2020. Aber das gehe nicht mehr, sagt Carsten Engelbrecht. „Ich kriege nicht mehr die Leute zusammen, die bereit sind, am Wochenende bis zu 40 lange Tische und die ganzen Stühle reinzutragen.“

Hoffnungsträger: Kann wie dereinst im Hotel zur Post wieder groß gefeiert werden? Viel hängt davon ab, was die Prüfung der Bausubstanz ergibt.
Hoffnungsträger: Kann wie dereinst im Hotel zur Post wieder groß gefeiert werden? Viel hängt davon ab, was die Prüfung der Bausubstanz ergibt. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Königsball der Schützen ist der letzte verbliebene Ball in Geesthacht

Damit sind die geeigneten Räumlichkeiten auch schon ausgereizt. „Im Oberstadttreff kann man keinen Ball veranstalten, der Ratssaal steht in Geesthacht Vereinen nicht zur Verfügung, Düne und Bahnhof sind Räumlichkeiten für Jugendliche, und die Buntenskamphalle, wo das Schützenfest ausklang, ist im Winter nicht geeignet“, zählt Engelbrecht auf. Wie groß ist der Saal? Gibt es eine Bühne? Bekomme ich vernünftiges Catering? Zu vernünftigen Preisen? Wie komme ich hin und zurück? Gibt es Wasseranschluss? Das sind Fragen, die entscheidend für die Auswahl sind.

Carsten Engelbrecht hat Angst um den letzten Geesthachter Ball, der noch gefeiert wird. „Früher gab es den CDU-Ball, den Ball der Liedertafel, die Maskerade des VfL Geesthacht“, zählt er auf – die seien alle weggefallen. „Und was weg ist, bleibt weg“, weiß Engelbrecht, „die Situation in Geesthacht ist der Tod der Vereine.“

Auch die Liedertafel feiert außerhalb

In diese Kerbe schlägt auch Günter Jentzen von der Geesthachter Liedertafel. „Selbst kleinere Ortschaften haben größere Säle“, sagt der 2. Festausschussobmann. „Wenn man Besucher aus auswärtigen Vereinen zu Gast hat, sind die darüber immer ganz verwundert. Wir sind eine Stadt mit über 30.000 Einwohnern, und wir haben nichts. Es würde sehr viel helfen für die Gewinnung von Mitgliedern, wenn man einen Saal hätte, in dem man sich präsentieren könnte“, sagt er. So musste auch die Liedertafel außerhalb nach Räumen schauen. Jüngst wurde im Gasthof Basedau in Lütau gefeiert.

Einer der beliebtesten Orte für die Abhaltung von großen Bällen in Geesthacht war früher der Saal des Hotels Stadt Hamburg, auch die Liedertafel feierte dort. „Mit der Schließung ist alles weggefallen“, sagt Carsten Engelbrecht. Seit 2006 lebt und arbeitet der Maler Werner Büttner dort. Der Verkäufer der Immobilie war ausgerechnet die Schützengesellschaft. „In den 50er-Jahren hieß es noch, wir gehen zum Feiern zu Schmahl“, erinnert sich Helmut Knust vom Heimatbund und Geschichtsverein. Gemeint sei der damalige Betreiber Ludwig Schmahl gewesen.

Anzahl der Feiern im Hotel Stadt Hamburg wurden begrenzt

„Das Betreiben wurde immer schwieriger“, weiß Carsten Engelbrecht vom Hörensagen. Die Geschehnisse waren vor seiner Amtszeit. „Die Auflagen der Stadt sollen hoch gewesen sein, Anwohnern war es wohl zu laut. Deshalb wurde die Anzahl der Feiern, die abgehalten werden durften begrenzt. Wer will das pachten?“, fragt Carsten Engelbrecht. „Interessenten waren da, aber nicht mit den Auflagen.“ Er glaubt, dass man sich nun vielleicht bei der Stadt ärgert, „uns da nicht unterstützt zu haben“. Engelbrecht: „Man hat irgendwo nicht aufgepasst.“ „Wir sind da auch gebunden und müssen im gesetzlichen Rahmen handeln“, verteidigt Bürgermeister Olaf Schulze das Vorgehen der Stadt. Auch er war damals noch nicht im Amt.

Hoffnung auf Abhilfe bieten aktuelle Vorgänge am Rand der Elbe. „Früher gab es auch noch das Hotel zur Post, wir hoffen, dass da wieder was reinkommt“, sagt Carsten Engelbrecht. Diese Immobilie hat im Sommer 2022 Marcus Leiseder erworben. Er ist guten Willens, den alten Saal weiterzubetreiben. Aber das hängt nicht so sehr von besten Absichten ab wie an einer brauchbaren Bausubstanz.

Saal im Hotel zur Post eine Alternative?

Um Versprechungen zu machen sei es zu früh, erklärt Marcus Leiseder. „Es ist noch nicht zu beurteilen. Der Saal ist ein baulich marodes Objekt, ist es aber wert, gerettet zu werden. Wenn wir es wieder hinkriegen können, hätte das Charme“, findet der Bergedorfer Unternehmer. Leiseder: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Der Saal ist das letzte Objekt, an das wir herangehen können.“ Er rechnet damit, bis Ende März einen Überblick gewonnen zu haben.

„Es gibt keine andere Stelle in Geesthacht, wo sich ein Saal so anbieten würde“, meint Marcus Leiseder. An ihn sind bereits einige Fragen nach den Plänen aus der Stadt herangetragen worden. „Ich habe das Gefühl, ich bräuchte nur das Licht anzuschalten, und alle wären sofort da“, sagt er. Er habe ein großes Bedürfnis der Geesthachter nach einem großen Feiersaal festgestellt.

„Geesthacht braucht ein Mini-Hightech-Kongresszentrum

Andere wie Raimund Osternack gehen noch einen Schritt weiter: „Was Geesthacht braucht, ist ein Mini-Hightech-Kongresszentrum. Mit einer Kapazität von bis zu 1000 Leuten. So wie es in kleinerer Form in Dassendorf mit dem Multifunktionssaal existiert“, findet der Bandgründer der Raimondos.

Die große Zeit der Bälle und Feste hat er hautnah mitbekommen, bereits 1958 traten die Raimondos regelmäßig in Geesthacht auf. „Hier war immer was los“, erinnert er sich. „Allein im Lindenhof Bünger war jedes Wochenende Tanzen pur“, erzählt er. Hier spielten die Raimondos dreimal am Wochenende. Weitere Orte waren das Gasthaus Siemers und Tina Lou, beide in Nähe des Freibades. Die Karriere der Raimondos endete erst im November 2021 – im Dassendorfer Multifunktionssaal. „Geesthacht ist überfällig für so eine Einrichtung“, findet Raimund Osternack.

Anmeldung für den Ball bis 20. Januar

Der Königsball der Geesthachter Schützen findet am 4. Februar in Schröders Hotel, Compestraße, Schwarzenbek, statt. „Es können 300 Personen in den Saal. Da der Ball aber für jedermann ist und auch eine Tanzkapelle spielt, wäre es schön, wenn Tanzfreudige aus einem großen Umfeld kämen“, sagt der Vorsitzende Carsten Engelbrecht. Einlass zum Schützenball ist um 19 Uhr, Beginn 20 Uhr. Der Eintritt kostet 15 Euro. Jeder Gast erhält eine Platzreservierung, Anmeldung nötig bis zum 20. Januar bei Christine Schmeling (Telefon 04152/784 63, Mobil 0175/206 52 80, E-Mail an ch-schmeling@t-online.de).

Da wurde noch im Hotel Stadt Hamburg geschwoft: 145 Gäste tanzten Anfang der 2000er Jahre auf dem Festball der Geesthachter Liedertafel.
Da wurde noch im Hotel Stadt Hamburg geschwoft: 145 Gäste tanzten Anfang der 2000er Jahre auf dem Festball der Geesthachter Liedertafel. © Meinert