Dassendorf. Nach 60 Jahren tritt der legendäre „Raimondos“-Gründer von der Konzertbühne ab. Ein Abend mit vielen Weggefährten.
Raimund Osternack war schon immer das, was man umgangssprachlich eine Rampensau nennt. Das war bei seinem Abschied nach mehr als 60 Jahren auf der Konzertbühne nicht anders. Als sich der 75 Jahre alte Gründer der „Raimondos“ am Freitagabend im ausverkauften Dassendorfer Multifunktionssaal ans Publikum wandte, sagte er: „Man hat mir dazu geraten, einen Laudator zu engagieren. Mein Freund Carlo von Tiedemann hätte das auch übernommen. Aber wer kann besser von 60 Jahren erzählen, als ich, der alles erlebt hat!?“
Bei manchen Anekdoten, die es nach ungezählten Konzerten und Auftritten auf Kreuzfahrtschiffen und Gala-Abenden natürlich zuhauf gibt, staunten 150 Familienmitglieder, Freunde und Fans im Publikum nicht schlecht. Doch natürlich kam auch die Musik nicht zu kurz. Der Herzblutmusiker, der bereits 1958 im Alter von zwölf Jahren erstmals aufgetreten war, hatte zum Abschied viele musikalische Wegbegleiter eingeladen.
Es war ein Konzert der Extraklasse
Beispielsweise Rocco, den singenden Koch mit der Eros-Ramazzotti-Stimme oder Daniyella, die langjährige Frontsängerin der „Raimondos“ oder Robin Brosch aus dem Musical „Buddy Holly“. Mit von der Partie waren auch die Gitarristen Frank Rohles und André Sobottka sowie die Ex-Raimondos Peter Horst und Matthias Kloppe.
Herausgekommen ist ein Konzert der Extraklasse: Daniyella schmetterte Countrysongs, Rocco hauchte italienische Liebeslieder von Zucchero und Eros Ramazzotti ins Mikro und Robin Brosch ließ den Rock-’n’-Roll der 1950er-Jahre musikalisch auferstehen.
Viele Anekdoten aus der Zeit im Showgeschäft ausgeplaudert
Zwischendurch plauderte Raimund Osternack immer wieder aus dem Nähkästchen. Etwa als die „Raimondos“ 1964 zusammen mit Les Humphries – später bekannt durch die Les Humphries Singers – auf der Bühne stand. „Les verließ mitten im Konzert die Bühne, schließlich auch die ganze Band. Wir haben das Konzert dann zu Ende gespielt“, berichtete Osternack dem staunenden Publikum. Oder als seine Band einmal vor einem leeren Saal stand, weil der Veranstalter ein falsches Datum auf die Plakate gedruckt hatte.
Im Publikum hatte Osternack große Bewunderer. Auch der bekannte Zukunftsforscher und Publizist Horst Opaschowski und seine Frau Elke gehören zu den Fans. „Raimund Osternack ist ein Ausnahmekünstler. Es ist großartig zu sehen, wie er es schafft, andere zu motivieren. Wir sind schon seit über 30 Jahren bei seinen Auftritten, besonders gern beim Heimatfest in Börnsen“, berichten die Börnsener.
Der Abschied ging nicht spurlos an ihm vorbei
Nur als sich Osternack mit einigen Worten an Freunde und Familie wandte, war auch dem Bühnenprofi anzumerken, dass der Abschied nicht spurlos an ihm vorbeiging und seine Stimme kurz wegkippte. Doch die meiste Zeit war er noch einmal in seinem Element, spielte sowohl auf dem E-Piano, als auch am Bass oder Schlagzeug.
Die schönste Geschichte des Abends plauderte allerdings Osternacks ehemaliger Arbeitskollege Marald Noethen aus. Noethen, der mit Frau Martina extra aus Hennef bei Bonn angereist war, berichtete unserer Redaktion von einem spontanen Auftritt Osternacks im Rockefeller Center. „Wir waren eigentlich wegen einer Firmenveranstaltung vom Deutschen Herold dort. Bis Raimund einem Schlagzeuger am Jackett gezupft hat und kurz darauf für ein paar Lieder übernommen hat“, schmunzelt der 79-Jährige. Wie war das mit der Rampensau?