Geesthacht. Fällt die alte Anlage im Kürgerschen Haus aus, ist Ersatz nicht so einfach möglich. Was eine Lösung sein könnte.

Müssen die Geesthachter im Winter auf den Besuch ihres Museums im Krügerschen Haus verzichten? Wenn es schlecht läuft, könnte es so kommen. Der seidene Faden, an dem eine Öffnung oder Schließung hängt, ist die in die Jahre gekommene Gasheizungsanlage. „Wir hoffen und beten, dass die Heizung nicht ausfällt“, erläuterte Sylvia Funke vom Fachdienst Immobilien die Situation im Ausschuss für Bau, Feuerwehr und Katastrophenschutz.

„Bei einem Ausfall der kompletten Heizung gibt es keine Möglichkeit, die Anlage zu reparieren“, führte sie weiter aus. Und das vor dem Hintergrund, dass die derzeitige Gasheizung sich bereits als sehr störanfällig zeige.

Geesthacht Museum im Kürgerschen Haus: Sorge um Heizungsanlage

Falle die Heizung aus, sei die Temperatur im Haus dann „drinnen wie draußen“, meinte eine Mitarbeiterin. Denn gedämmt ist das 1723 erbaute Haus nicht gut. Das Aufstellens eines Hotmobils, einer mobilen Heizung, würde beim Eintreten des Worst-Case das Krügersche Haus wenigstens frostfrei halten, aber viel mehr auch nicht. „Dort sind mehrere Mitarbeiter, die dann nicht arbeiten können“, berichtete Sylvia Funke. Untergebracht im Haus sind die Büros für das Kulturmanagement und die Tourismus-Information.

Das Krügersche Haus ist nach den zwei Großbränden von 1887 und 1928 das älteste noch erhaltene ehemalige Wohnhaus der Stadt, nur die Kirche St. Salvatoris von 1685 ist noch älter. Im 18. Jahrhundert kamen zwei Anbauten an den Stirnseiten hinzu. Erst 1934 ersetzte ein Pfannendach das ursprüngliche Strohdach.

Nach einem zwei Jahre dauernden Umbau wurde es 1988 zum Museum, davor diente es als Möbellager des benachbarten Möbelhauses Krüger. Tischlermeister Johann Carsten Krüger – den Nachfahren gehört das Haus noch heute – hatte seinen Betrieb laut einem Sonderdruck der „Lauenburgischen Heimat“ bereits 1846 um den Handel mit gebrauchten Möbeln erweitert.

Anschluss an das Fernwärmenetz erfolgt in 2023 nicht

Dass die Situation sich so kritisch entwickelt hat, liegt an einem doch nicht so schnell wie gedacht erfolgenden Anschluss an das Fernwärmenetz der Geesthachter Stadtwerke. Anschlüsse gibt es bereits in der Nähe, so am Buntenskamp, der Hafenstraße und auch bereits an der Bergedorfer Straße. Deren Hausnummer 28 – das ist das Museum – ist aber noch nicht dabei. „Uns fehlt das letzte Stück“, erklärte Sylvia Funke. Etwa 200 Meter. Sie führte es darauf zurück, dass die Akquise der Stadtwerke bei den Grundstückeigentümern auf den Flächen, die an der Bergedorfer Straße vor dem Museum liegen, nicht erfolgreich gewesen sei.

Zwar gibt es durch die aus Klimaschutzgründen eingeführte Fernwärmesatzung, die am 10. Dezember 2021 in Kraft getreten ist, eine Verpflichtung für einen Anschluss in Geesthacht. Das gilt aber nur für Straßen, in denen Leitungen verlegt sind und wo ein Haus neu gebaut oder eine neue Heizungsanlage eingebaut wird. Und den Ausbau in Vorleistung ohne potenzielle Kunden voranzutreiben, ist riskant. Die Verlegung der Leitungen ist mit Kosten von bis zu 1100 Euro je Meter teuer.

Rangfolge im Fernwärmeausbau hat sich geändert

„Die Zeiten haben sich ja nun geändert, vielleicht macht es Sinn, noch mal drüber nachzudenken“, spekulierte Petra Burmeister (SPD) hinsichtlich einer möglichen neuen Akquiseaktion. Sie appellierte an die Aufsichtsratsmitglieder bei den Stadtwerken, diese Anregung „noch mal mitzunehmen“. Sylvia Funke bezweifelte, dass mittlerweile nur die Gewinnung von Kunden das Problem sei. Sie meinte, dass sich die Rangfolge bezüglich des Fernwärmeausbaus geändert habe. „Im nächsten Jahr sollen der Dösselbuschberg und die Schulen in der Oberstadt angeschlossen werden“, sagte sie. „Das Krügersche Haus steht auf der Liste, aber nicht mehr mit oberster Priorität.“

Der ausstehende Anschluss war eigentlich für 2023 in Aussicht gestellt worden. Nun habe sich laut Stadtverwaltung erst Ende September herausgestellt, dass ein Anschluss nicht vor 2025 möglich sei. Und deshalb ist es nun notwendig geworden, dass die alte Heizung weiterhin ihren Dienst tut. Das Geld für die Ertüchtigung wäre da. Im Zuge der Haushaltsplanberatungen der Ratsversammlung für den Haushalt 2022 wurde ein Teilbetrag in Höhe von 20.000 Euro für ihre Erneuerung mit einem Sperrvermerk versehen. Mit einem Sperrvermerk deshalb, weil ja eigentlich der Fernwärmeanschluss Priorität hatte und man erst abwarten wollte, wie sich die Sache entwickelt.

Grüne lehnen eine neue Gasheizung als Alternative ab

Nicht so wie gehofft, wie sich nun herausgestellt hat. Und deshalb bat Sylvia Funke den Ausschuss um die Aufhebung des Sperrvermerkes und die Freigabe der Mittel. Denn die Kosten für Maßnahmen des Unterhaltes trage nicht der Vermieter, sondern die Stadt. Wie die 20.000 Euro genutzt werden sollen, darüber gingen die Meinungen auseinander. „Eine Gasheizung lehnen wir klar ab“, meinte Martin Boysen (Grüne) kategorisch. Er verlangte etwas „Moderneres“. Sylvia Funke führte ein weiteres Problem für die Installation einer Alternative an: „Die Lage der jetzigen Gasheizung ist sehr verzwickt, sie liegt in so einem Schrank“, erzählte sie.

Angesichts der ebenfalls verzwickten Gesamtsituation stieß der Vorschlag von Björn Reuter (CDU) auf allgemeine Gegenliebe: „Ich würde beantragen, dass mit den Stadtwerken Rücksprache gehalten wird zum Wärme-Contract-Verfahren“, meinte er. Das ist eine Art Miete einer neu installierten Heizungsanlage, bei dem im Falle der Stadtwerke über zehn Jahre nur ein Grundpreis sowie die Kosten für das Heizen gezahlt werden. Nach Ablauf der zehn Jahre fällt der Grundpreis weg und die Heizung gehört dann dem Wohnungseigentümer.

Der Vorschlag wurde angenommen. Die Fortsetzung der Debatte zur Museumsheizung findet bereits am Montag, 14. November, beim nächsten Bauausschuss statt (18 Uhr, Rathaus).