Geesthacht. Die Ausstellung im Krügerschen Haus wird am 1. August eröffnet. Was die Bildung der Vereine gefördert hat.
Nicht weniger als 192 Vereine sind heute im Geesthachter Vereinsregister eingetragen. Vor 100 Jahren waren es nur ungefähr 50 – wie viele genau, kann heute niemand mehr so genau sagen. Dem Vereinsleben der Jahre 1900 bis 1934 ist die Ausstellung des Heimatbund und Geschichtsvereins Geesthacht gewidmet, die am Montag, 1. August, im Krügerschen Haus eröffnet wird und bis Ende August zu den dortigen Öffnungszeiten besucht werden kann: Montag bis Freitag 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Drei Monate lang haben der Vorsitzende Helmut Knust und vier Mitstreiter in den Archiven ihres Geschichtsvereins und der Stadt gewühlt, um diese Ausstellung mit Fotos, Textdokumenten und symbolträchtigen Gegenständen zusammenzustellen. „Die Bezeichnung ,Verein’ ist dabei eine vergleichsweise moderne Wortschöpfung“, erklärt Knust.
Ausstellung zeigt auch, dass viele Vereine in den Jahren 1933/34 verboten wurden
Zünfte und Gilden der Handwerker und Kaufleute im Mittelalter seien die ersten Zusammenschlüsse gewesen. Bald folgten Schützengilden zur Verteidigung von Städten gegen Übergriffe.
„Durch die deutschlandweite Einführung der Versammlungsfreiheit im 19. Jahrhundert und weil der arbeitenden Bevölkerung mehr Freizeit zugebilligt wurde, kam es zur vermehrten Gründung von Vereinen. Turnvereine, Bürgervereine und Liedertafeln gründeten sich neben Militär- und Schützenvereinen. So entstand eine neue Geselligkeit rund um Schützenfeste, Singspiele und Straßenumzüge.“
Mit dem Gleichschaltungsgesetz der Nazis 1934 wurden viele Vereine verboten, aufgelöst oder neu organisiert. Knust: „Mit der Gleichschaltung sollten alle Bereiche von Politik, Gesellschaft und Kultur gemäß nationalsozialistischen Vorstellungen neu geordnet werden.“
Schifferverein verfolgte über Jahrzehnte den Zweck einer Versicherung für Mitglieder
Einige der Vereine von damals existieren noch heute, so die Liedertafel von 1865 – Geesthachts ältester Verein. Andere wie der Schifferverein für Geesthacht und Umgegend von 1910 sind inzwischen aufgelöst, dieser übrigens erst im Jahr 2010, als die letzten Mitglieder dem Geschichtsverein die Vereinsfahne zur Verwahrung übergaben. Auch sie gehört nun zu den Exponaten der Ausstellung.
„Der Schifferverein verfolgte über Jahrzehnte hinweg auch den Zweck einer Versicherung für seine Mitglieder und deren Angehörige“, berichtet Helmut Knust. Die sollten für den Fall abgesichert sein, dass den Ernährern auf See etwas zustieß.
Längst Geschichte sind der Geesthachter Kriegerverein von 1876 oder der Vaterländische Frauenverein vom Roten Kreuz für Geesthacht und Umgegend von 1905. Dort wurden Socken für deutsche Soldaten im Kriegseinsatz gestrickt.
Vom Turnverein Gut Heil spaltete sich der Arbeiter-Turn- und Sportbund ab
Die große Stärke der Arbeiterbewegung im Geesthacht der Jahrhundertwende wird deutlich durch mehrere Arbeitersportvereine, die sich zusätzlich zu den bürgerlichen Vereinen gründeten. Vom Turnverein Gut Heil spaltete sich der Arbeiter-Turn- und Sportbund ab, von der Rudergruppe Geesthacht von 1912 der Arbeiter-Ruderverein von 1919.
Begleitend zur Ausstellung hält Helmut Knust am Donnerstag, 4. August, ab 19 Uhr im Krügerschen Haus den Vortrag „Vereine und Verbände in Geesthacht“. Der Eintritt ist frei, Anmeldung unter 04152/749 76 oder per E-Mail an h-knust@t-online.de.