Geesthacht. Nessler plant komplette Neugestaltung des Hauses in der Fußgängerzone – samt Fassade. In Geesthacht tut sich aber noch einiges mehr.

Starkes Signal für Geesthacht: In Zeiten, in denen andere Kaufhäuser sich aus den Innenstädten zurückziehen, siehe Karstadt in Bergedorf, investiert Nessler eine Millionensumme für die Sanierung seines Hauses in der Fußgängerzone Bergedorfer Straße. „Geesthacht ist der Standort, an den wir wirklich glauben“, betont Inhaber und Geschäftsführer Matthias Timm.

Dafür nimmt Nessler richtig Geld in die Hand: Außenfassade, Parkplatz, Dach, Untergeschoss, zweites Obergeschoss und vielleicht sogar ein eigenes Restaurant – bei den Umbaumaßnahmen, die wohl noch bis ins Jahr 2024 hinein dauern werden, gibt es kaum einen Stein, der nicht umgedreht wird.

Geesthacht: Fußgängerzone wird aufgewertet

Die wichtigste Veränderung: Die Außenfassade, die sich seit 1970 kaum verändert hat, als Hertie an gleicher Stelle ein neues Kaufhaus eröffnete, bekommt eine moderne Optik. Wie die genau aussehen soll, ist noch nicht endgültig festgelegt, aber wie Matthias Timm verrät soll es eine Lamellenstruktur mit einer teilweisen Bepflanzung mit Kletterpflanzen geben. Auch beim Sortiment sind einige Veränderungen geplant. „Das sind wunderbare Neuigkeiten. Nessler ist der Ankerpunkt für unsere Einkaufsstraße und hilft uns, andere Firmen zu überzeugen, auch in Geesthacht aktiv zu werden“, sagt Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze.

Wie teuer die Umbauten genau werden, das verrät Matthias Timm nicht, der die Geschäfte gemeinsam mit Stefan Skowronnek führt. Allerdings bestätigt er, dass es sich um einen siebenstelligen Betrag handelt und verrät auch die Gründe für die Investitionen. „Von der Stadtpolitik werden gute Entscheidungen getroffen. Hier gibt es einfach gute Rahmenbedingungen. Die Stadt wächst weiter und hat eine gute Funktion fürs Umland“, so Timm.

Parken in der Nähe ist Vorteil für Kunden

Ein Vorteil von Geesthacht: Seine Kunden können in der Nähe der Fußgängerzone mit Parkscheibe bequem parken und sein Kaufhaus gut erreichen. Ganz anders sei die Situation etwa am Sitz des Nessler-Stammhauses in Ahrensburg. „Hier geht die Entwicklung hin zu einer autofreien Innenstadt. „Das wird der Stadt nicht helfen“, glaubt Matthias Timm. Nessler hat auch Häuser in Ludwigslust und Templin.

„Räumungsverkauf wegen Sortimentsaufgabe – jetzt 30 Prozent Rabatt“, steht unübersehbar in den Fensterscheiben des Kaufhauses Nessler – der Auftakt für eine große Investitions-Offensive und ein starkes Zeichen für Geesthacht und seine Fußgängerzone.

Neue Fassade mit Begrünung wird Prunkstück

Prunkstück ist die Neugestaltung der Fassade, die seit der Hertie-Öffnung im Jahr 1968 (siehe Info unten) kaum verändert wurde. Jetzt wird es modern mit einer Lamellenstruktur und einer teilweisen Fassadenbegrünungg mit Kletterpflanzen – die genauen Materialien stehen noch nicht fest.

Zudem wird das Dach neu gedeckt und erhält eine Fotovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 90 Kilowatt, um einen Teil des Stroms selbst zu produzieren. „Die Fassade wird optisch sehr attraktiv, und positiv für das Klima ist es auch“, glaubt Matthias Timm.

Mehr Markenbekleidung, Abschied von Haushaltswaren

Im Innenbereich waren das Erdgeschoss, der erste Stock und die Rolltreppen 2020 saniert worden. Jetzt folgen das Untergeschoss und das zweite Obergeschoss. Dabei verändert sich auch das Sortiment. Von Haushaltswaren und Heimtextilien, die es im Untergeschoss gab, trennt sich Nessler. „Das ist eine Domäne von Möbelhäusern“, hat Matthias Timm festgestellt.

Fortan will Nessler stattdessen einen Schwerpunkt bei der Markenbekleidung setzen. „Es gibt mehr Bedarf gibt für Herren- und Damen-Oberbekleidung sowie für Spiel- und Schreibwaren. Diese Bereiche wollen wir vergrößern“, so der Kaufhaus-Chef.

Zumindest Überlegungen gibt es, auch einen Restaurant-Betrieb im zweiten Obergeschoss zu integrieren. „Das ist aber wegen der aktuellen Situation noch nicht spruchreif“, sagt Matthias Timm. Alles in allem werden sich die Sanierungen bis ins Jahr 2024 hinein ziehen. Matthias Timm geht von einer Bauzeit von etwa 2,5 Jahren aus.

Denns Bio-Markt neuer Nessler-Mieter, Fielmann zieht um

Der neue Untermieter im Erdgeschoss will derweil laut Timm bereits im Dezember öffnen. Dort hatte Budni seine Zelte Ende Juli abgebrochen, um sich auf die Filiale im Geesthachter Rewe-Center zu konzentrieren. Dafür kommt Denns Bio-Markt, mit über 300 Filialen die größte Biomarkt-Kette in Deutschland, an die Bergedorfer Straße.

Zwei Umzüge von bereits ansässigen Firmen gehen noch vorher über die Bühne. Das Textilunternehmen Takko zieht, wie berichtet, ins Rewe-Center. Letzter Verkaufstag am jetzigen Standort (Norderstraße 14-22) ist am 16. September. Rund fünf Wochen später, am 20. Oktober, erfolgt die Öffnung in der ehemaligen Quick-Schuh-Filiale im Rewe-Center. Anschließend zieht Tedi ins alte Takko-Geschäft ein.

Eiscafé Familie Herzog bekommt neuen Betreiber

Ohne Schließung zieht Optiker Fielmann innerhalb der Bergedorfer Straße um. Letzter Öffnungstag in der Hausnummer 45 ist am 28. September. Tags darauf öffnet die größere Filiale gegenüber dem Kaufhaus Nessler (ehemals Commerzbank, Hausnummer 51). Und mit Apollo-Optik zieht ein weiterer Optiker in das ehemalige Gina-Laura-Geschäft ein.

Beim Eiscafé Familie Herzog in der Fußgängerzone hat es einen Betreiberwechseln gegeben. Seit dem 1. September führen Emine und Süleyman Hilal das Eiscafé, das demnächst wie ihr zweites Geschäft in Billstedt Eiscafé Hille heißen wird. Die Vorbesitzer, Familie Herzog, konzentrieren sich auf ihre Eisdiele samt Minigolf-Anlage auf der Elbhalbinsel, die sie zu Beginn dieser Saison übernommen hatten.

Info: Aus Hertie wird Kaufhaus Hackmack

Das Hertie-Haus in Geesthacht mit Weihnachtsbeleuchtung im Jahr 1970.
Das Hertie-Haus in Geesthacht mit Weihnachtsbeleuchtung im Jahr 1970. © BGZ | Werner Hinzmann

Im Jahr 1968 hatte Hertie an der Ecke Bergedorfer Straße/Nelkenstraße einen Neubau eröffnet. Es war das 64. Kaufhaus des Konzerns. Zuvor war Hertie in wesentlich kleinerem Rahmen im ehemaligen Kaufhaus Land vertreten, das 1967 abgerissen wurde. Missmanagement und ein Schuldenberg von 7,3 Millionen D-Mark führten allerdings 1976 zu einem schnellen Ende von Hertie. Darauf folgte Klaus Hackmack, der auch ein Warenhaus im heutigen Easyfitness-Gebäude führte, und das Hertie-Haus von 1977 bis 1998 als Kaufhaus Hackmack betrieb. Seit 1999 schließlich ist Nessler in Geesthacht. Weitere Häuser gibt es in Ahrensburg, Ludwigslust und Templin.