Geesthacht. Geesthacht will seine Fußgängerzone fit für die Zukunft machen. Schließlich ist der lokale Handel seit Corona besonders unter Druck.

Dass Geschäfte wegen leerer Innenstädte schließen und die Attraktivität der Fußgängerzonen damit weiter sinkt, ist eine Abwärtsspirale, die dem stationären Handel nicht erst seit Corona zusetzt. Die Pandemie hat die Lage noch mal zusätzlich verschärft.

Auch in Geesthacht sorgen sich Vertreter aus Wirtschaft und Politik, um die Zukunft der Fußgängerzone. „Man muss leider damit rechnen, dass sich viele daran gewöhnt haben, online einzukaufen, wenn der Lockdown vorbei ist“, sagt Jürgen Wirobski, der Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht (WVG).

Positionspapier zur Zukunft der Geesthachter Fußgängerzone

Die Fußgängerzone ist ein wichtiger Aspekt im neuen Positionspapier mit dem Titel „Geesthacht 2030“, das die WVG am 27. Januar in einer Online-Konferenz ausführlich vorstellen will. „Wir werden uns viel einfallen lassen müssen, um die Fußgängerzone fit für die Zukunft zu machen“, ist Wirobski bewusst.

Eine erste Maßnahme könnte sein, einen lokalen Lieferservice für Geesthacht zu organisieren, um im Konkurrenzkampf mit den großen Online-Händlern Kunden ein Angebot machen zu können. Außerdem kann sich Wirobski vorstellen, dass zur weiteren Belebung die Messe „Schaufenster Geesthacht“ künftig in der Fußgängerzone steigt. Diese hatte ihre Heimat lange auf dem Menzer-Werft-Platz und zuletzt in der Alfred-Nobel-Schule.

Braucht Geesthacht eine Manager für die Innenstadt?

„Generell würden wir begrüßen, wenn sich Geesthacht einen Citymanager leistet, um Einfluss auf den Geschäftsmix nehmen zu können. Wir als Ehrenamtliche können das nicht“, sagt Wirobski, der für die Bezahlung einen Pakt mit der Verwaltung ins Spiel bringt.

Auch Bürgermeister Olaf Schulze liegt die zentrale Einkaufsmeile am Herzen. „Die Umgestaltung war ein Gewinn. Die Fußgängerzone soll das Wohnzimmer der Stadt werden, in dem die Leute gern verweilen“, sagt der Verwaltungschef, der dafür das kulturelle Angebot beleben will. Denkbar seien eine Kulturnacht in den Geschäften, lange Öffnungszeiten an ausgewählten Freitagen, Musikkonzerte und die Marktsonntage.

Kaufhaus Nessler für Fußgängerzone essenziell

Essenziell für die Zukunft ist ein Geschäft, da sind sich der Bürgermeister und der Chef der Wirtschaftlichen Vereinigung einig: das Kaufhaus Nessler. „Das ist der wichtige Anker“, betont Olaf Schulze. Wirobski hält Nessler für „fast unverzichtbar“. Doch wie steht es in Zeiten von Karstadt-Schließungen und der Insolvenz der Adler-Häuser um die Zukunft des Mittelständlers, der 1999 die Nachfolge des Kaufhaus Hackmack angetreten hat und drei weitere Häuser in Ahrensburg, Ludwigslust und Templin betreibt?

Aktuell sind alle 250 Angestellten, darunter 65 aus Geesthacht, in Kurzarbeit. Zudem hat Inhaber Matthias Timm bei der Antragstellung für Corona-Zuschüsse für Fixkosten eine unliebsame Erfahrung gemacht. Da er bereits im ersten Lockdown einen Kredit in Anspruch nahm, hätten sich seine Ansprüche verwirkt. „Die Politik verspricht zu helfen und dann werden Einschränkungen nachgeschoben. Das geht voll auf Kosten des Mittelstands, während TUI oder die Lufthansa gerettet werden“, ärgert sich Matthias Timm.

Nessler-Chef will Online-Geschäft nicht forcieren

Die aktuelle Situation sei eine große Herausforderung, allerdings (noch) nicht existenzbedrohend. Zukünftig selbst mehr ins Online-Geschäft einzusteigen, davon hält er jedoch wenig. „Das sorgt nicht für eine Belebung der Innenstädte. Ich kenne auch niemanden, der erfolgreich beides anbietet. Vor allem die Retourenquoten bringen die kleinen Leute um.“ Der Nessler-Chef will weiter auf seine Stärken (breites Sortiment, guter Service) setzen und hält ein Plädoyer für Geesthacht. „Bei aller Dramatik sehen wir die Zukunft eher positiv. Der Standort Geesthacht ist gut, und die Firma ist stabil“, so Timm, der hofft, dass er irgendwann vor Ostern wieder öffnen kann.