Geesthacht. 52 Jahre alt sind die Fahrtreppen im Kaufhaus Nessler. Jetzt werden sie für 450.000 Euro ausgetauscht.
Kraftakt im Kaufhaus Nessler: Seit Geschäftsschluss am Sonnabend und voraussichtlich bis Dienstagfrüh sollen alle sechs Fahrtreppen des Kaufhauses ausgetauscht sein. 450.000 Euro investiert das Kaufhaus in die Modernisierung der noch aus den Anfangsjahren von „Hertie“ vor 52 Jahren stammenden Fahrtreppen. Und dabei lief nicht alles nach Plan. Statt am Sonnabend gegen 22 Uhr schwebte die erste ausgebaute Fahrtreppe erst am Sonntag gegen 3 Uhr morgens zu Boden.
„Die neuen Fahrtreppen werden deutlich energieeffizienter sein als die alten Modelle“, erklärt Kaufhauschef Matthias Timm, der eigens aus Ahrensburg gekommen war, um die Montagearbeiten hautnah verfolgen zu können. Doch die schienen anfangs unter keinem guten Stern zu stehen. Gleich zu Beginn rief eine Nachbarin die Polizei und die drohte, die Baustelle stillzulegen.
Schließlich gelang es Filialleiterin Grit Schubert und dem leitenden Monteur, die Frau umzustimmen. Ihr wurde ein Hotelzimmer angeboten, sollten die Belästigung durch die Arbeiten zu groß sein. Dabei gingen die Arbeiten auf dem rückwärtigen Parkplatz des Kaufhauses – dort waren ein Telekran und mehrere Tieflader vorgefahren – beinahe unbemerkt über die Bühne: Drinnen wurde jedoch mit Betonsägen und Bohrhämmern gearbeitet.
Millimeterarbeit auf engestem Raum
„Die alten Treppen stammen wie die neuen von Thyssenkrupp in Billstedt“, so Timm. In der Fassade, wo sonst in der Abteilung für Herrenmode ein Sofa steht, klaffte ein großes Loch. Das Fensterelement war demontiert worden, um den Treppentausch überhaupt möglich zu machen. Etwa 200 Quadratmeter Parkett im ersten Obergeschoss waren mit Holzplatten ausgelegt, um darauf die jeweils etwa sieben Tonnen schweren Fahrtreppen zur Fassadenöffnung rollen zu können.
Und das war Millimeterarbeit: Über Kettenzüge wurden die Fahrtreppen aus dem Lichtschacht des Kaufhauses gehoben, dann auf kleine Rollwagen gelegt. Die mussten immer wieder umgesetzt werden, um die Fahrtreppen um 90 Grad Richtung Fenster drehen zu können. Kein leichtes Unterfangen in beengtem Raum. Spektakulär dann der Moment, als die Fahrtreppen ins Freie gehievt wurden. Der Telekran schlug mit zwei Bandschlingen vorne an. Hinten wurde ein ebenfalls am Kran hängender Kettenzug montiert. Mit dessen Hilfe wurde die Fahrtreppe erst aus der Öffnung gezogen, später der Kran mittig über der Last ausgerichtet. Und dann erst ging es sicher zu Boden. Lohn der Arbeit: Das Kaufhaus trug nicht einen Kratzer davon. Doch die Aktion dauerte.
Kaufhaus soll am Dienstag wieder öffnen
„Es läuft nicht wie geplant, aber wir gehen davon aus, Dienstag trotzdem wie gewohnt öffnen zu können“, sagt Timm. „Haben wir einen Zirkus in der Stadt, dann könnten wir uns vielleicht zwei Elefanten leihen“, ächzte Monteur Sascha schmunzelnd wegen der schwer zu bewegenden Lasten. Während die Monteure die alten Treppen ausbauten, bereiteten Mitarbeiter von Thyssenkrupp den Einbau der neuen Modelle vor. Außerdem mussten an den Podesten Teile der Stahlbetondecken abgesägt werden, weil die neuen Treppen dort mehr Platz benötigen. Anschlüsse an Fliesen und Parkett müssen vor der Öffnung noch hergestellt werden.
„Gut, dass das Gebäude so massiv errichtet wurde. Die Substanz ist nach wie vor richtig gut und wir tun durch solche Modernisierungen alles dafür, das Kaufhaus modern präsentieren zu können“, erklärte Timm. Er denkt bereits über eine Neugestaltung der Fassade und die Einrichtung eines Restaurants nach. Timm: „Erst muss drinnen die Nutzung genau geklärt sein, dann können wir uns an die Fassade machen.“ Die ist nur vorgesetzt und ließe sich einfach erneuern.