Ahrensburg. Matthias Timm möchte 300 Parkplätze auf Stormarnplatz schaffen, das Projekt zügig umsetzen. Politiker diskutieren noch über Tiefgarage.
Um zeitnah neue Parkplätze in der Ahrensburger Innenstadt zu schaffen, will Kaufhaus-Chef Matthias Timm das Thema jetzt selbst in die Hand nehmen. Der Inhaber von Nessler bietet an, am südlichen Ende des Stormarnplatzes ein Parkhaus zu errichten – anstelle des dortigen Sandparkplatzes. Auf vier Ebenen sollen seinen Plänen zufolge rund 300 Stellplätze entstehen. Timm rechnet mit Kosten von etwa 3,6 Millionen Euro.
„Ich gehe davon aus, dass das Parkhaus in eineinhalb Jahren stehen könnte“, sagt er. Das wäre rechtzeitig vor Beginn der Bauarbeiten an der Hamburger Straße. Voraussichtlich 2021 oder 2022 sollen die derzeit 53 Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe seines Kaufhauses verschwinden. Wie viele es nach dem Umbau dort wieder geben wird, muss politisch noch entschieden werden. Die Pläne der Verwaltung sehen 17 vor.
„Es fallen immer mehr Parkplätze in Ahrensburg weg, und Alternativen werden nicht geschaffen“, kritisiert Timm, verweist zum Beispiel auf den Lindenhof. Mit den Bauarbeiten an der Alten Reitbahn entfielen weitere Stellflächen. „Das bringt den örtlichen Handel in starke Bedrängnis.“ Zwei Drittel seiner Kunden kämen nicht aus Ahrensburg. Nicht alle könnten oder wollten mit Bus und Bahn anreisen, seien deshalb auf Parkplätze angewiesen. „Damit das Projekt nicht wieder zerredet wird oder an den Finanzen scheitert, habe ich beschlossen, selbst aktiv zu werden“, sagt Timm zum Abendblatt. „Mit Stellplätzen in der Nähe wäre es auch vertretbar, den Dreizack verkehrsärmer zu gestalten.“
Verkehrsplaner analysieren derzeit Parkplatz-Alternativen
Die Politiker diskutieren schon seit Längerem über Alternativen. Doch für die angedachte Tiefgarage unter dem Stormarnplatz gab es bislang keine politische Mehrheit. Die Variante in offener Bauweise mit 255 Stellplätzen wurde von vielen als zu hässlich und mit acht Millionen Euro auch als zu teuer bewertet. Die Verwaltung lässt deshalb auf Antrag der Politik derzeit von externen Verkehrsplanern prüfen, welche anderen Lösungen für Parkplätze infrage kommen. „Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania auf Abendblatt-Anfrage. „Aber wir versuchen, die Ergebnisse noch in diesem Jahr im Bauausschuss vorzustellen.“
Die rund 2000 Quadratmeter große Fläche an der Stormarnstraße, direkt neben dem Jugendzentrum Juki 42, gehört der Stadt. Timm würde sie gern kaufen, um seinen Plan umzusetzen. Dieser basiert auf einer Idee von SPD und FDP, die mehrfach in den politischen Gremien für ein Parkhaus anstatt einer Tiefgarage plädiert hatten. Der SPD-Stadtverordnete Rolf Griesenberg, selbst Architekt, hat berechnet, dass sich das Projekt gegenüber der Polizeiwache realisieren lasse. Allerdings war der Vorschlag bislang von den anderen Fraktionen abgelehnt worden.
CDU will intern diskutieren, wie mit der Idee umzugehen ist
Auch die Verwaltung steht dieser Variante kritisch gegenüber – unter anderem, weil die Zufahrt in der Kurve schwierig sei. „Um an der Stelle ein großes Parkhaus zu errichten, müssten entweder die umliegenden Bäume gefällt oder die Sportplätze verkleinert werden“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. „Oder es wird ein ganz kleines Parkhaus.“ Wie viele Plätze dort möglich seien, werde die Untersuchung der Verkehrsexperten zeigen. „Dann müssen die Politiker abwägen“, sagt Kania.
Generell sei denkbar, dass sich ein Investor an dem Parkhaus oder der Tiefgarage beteiligt. „Die Stadt ist dafür offen“, sagt er. „Es gibt unzählige Möglichkeiten, in welchem Ausmaß so etwas erfolgen kann.“ Aus städtebaulicher Sicht halte er die Tiefgarage für sinnvoller – auch, weil die Geschäfte in der City von dort schneller zu erreichen wären. Matthias Timm hat keine Sorgen, dass die Entfernung für die Kunden zu groß sein könnte. Er verweist auf den Sandparkplatz, der am Mittwoch voll besetzt war.
CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen hat bei einem Treffen mit der Kaufleutevereinigung Stadtforum am Dienstagabend von den Plänen des Nessler-Chefs erfahren. „Wir sind von dem Vorschlag überrascht worden“, sagt Levenhagen. Seine Fraktion habe sich bislang immer für eine Tiefgarage ausgesprochen, habe den Plan auch im Wahlprogramm verankert. „Wir werden jetzt intern diskutieren, wie wir mit der Idee umgehen.“ Bewerten wolle er sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Zunächst wolle er die Ergebnisse der Parkplatz-Untersuchung abwarten. „Sie wird zeigen, ob ein Parkhaus auf dem Stormarnplatz überhaupt realisierbar ist.“
Das Parkhaus könnte an den Seiten begrünt werden
Peter Egan von der Wählergemeinschaft WAB spricht von einer „interessanten Idee“, sagt: „Bisher sind wir immer von städtischen Investitionen ausgegangen. Wir sind aber auch für andere Vorschläge offen.“ Thomas Bellizzi (FDP) begrüßt den Vorstoß des Kaufhaus-Chefs. Er hofft, dass dadurch wieder Bewegung in die Parkhaus-Diskussion kommt. „Der Vorteil ist, dass dieses viel schneller realisiert werden könnte als eine Tiefgarage“, sagt Bellizzi. „Zudem könnte es später wieder zurückgebaut werden, falls es irgendwann mal nicht mehr benötigt werden sollte.“ Die Grünen hingegen zeigen sich skeptisch. „Wir wollen keine Autos in Parkhäusern unterbringen, sondern sie lieber in Tiefgaragen unter der Erde verschwinden lassen“, sagt Fraktionschefin Nadine Levenhagen. „Dann können wir die Fläche darüber noch anderweitig nutzen.“ Zudem, sagt Levenhagen, habe die Verwaltung bisher immer signalisiert, dass sie die Parkhaus-Variante für nicht realisierbar halte. „Vor diesem Hintergrund bringt es uns auch nichts, wenn wir jemanden haben, der sie finanziert.“
Matthias Timm möchte einen Teil der Stellplätze unter die Erde legen, damit das Parkhaus nicht zu hoch wird. Zudem könnte er sich vorstellen, die Wände zu begrünen, damit das Gebäude schöner aussieht. Die Parkplätze wolle er „angenehm breit“ anlegen. Autofahrer sollen zudem mit Hilfe von roten und grünen Lichtern schnell erkennen können, wo freie Flächen sind. Der Nessler-Chef möchte das Parkhaus nach dem Bau auch selbst betreiben. Er sagt: „Ich würde Parkgebühren verlangen, könnte mir aber ein System mit Rückvergütung in den Geschäften vorstellen.“