Geesthacht. Geesthacht. Vor genau 50 Jahren war es das Ereignis: Hertie eröffnete an der Bergedorfer Straße/Ecke Nelkenstraße sein 64. Kaufhaus.

An diesem Donnerstag vor genau 50 Jahren war es das Ereignis in der Elbestadt: Der Konzern Hertie eröffnete an der Bergedorfer Straße/Ecke Nelkenstraße am 27. September 1968 sein 64. Kaufhaus. An gleicher Stelle war Hertie zuvor bereits in wesentlich kleinerem Rahmen im ehemaligen Kaufhaus Land vertreten, das 1967 abgerissen wurde. Der Warenhaus-Konzern vergrößerte sich auf 4600 Quadratmeter Verkaufsfläche und hatte zum Start 300 Mitarbeiter.

Bürgermeister Krause: „Architektonische Meisterleistung“

Nicht nur Hertie jubelte damals, dass um 9 Uhr für Geesthacht „eine neue Zeit“ beginne. Selbst die Konkurrenz, das Kaufhaus Hackmack gratulierte mit einer ganzseitigen Anzeige in unserer Zeitung zum Start. Bürgermeister Dr. Otto-Wilhelm Krause lobte vor Honoratioren die „terminliche und architektonische Meisterleistung des Hauses Hertie“ und fügte hinzu: „Wenn wir doch so etwas mit unseren öffentlichen Bauten auch einmal fertigbrächten.“

Für Peter-Max Roggenkamp war die Zeit bis zur Hertie-Pleite die schönste seines Lebens. „Aber leider weiß man das ja immer erst hinterher“, sagt der Gülzower, der heute 75 Jahre alt ist. 1968 fing er bei Hertie als Innendekorateur an und wurde zusammen mit anderen Kollegen in Bergedorf angelernt, bevor sie in Geesthacht eröffneten. Roggenkamp erinnert sich: „Wir waren damals wie eine große Familie. Da kam beispielsweise eine Kundin herein, die die Verkäuferin persönlich kannte. Die beiden tranken zuerst einen Kaffee im dritten Stock und anschließend wurde eingekauft.“

Frische Ware von Hamburgs Fischmarkt

Peter-Max Roggenkamp war damals viel in der Stadt unterwegs, maß Wohnungen aus und montierte unter anderem im Rathaus die Gardinen. „Dann ging es auch mal auf den Hamburger Fischmarkt, um frischen Fisch für unsere Kunden zu kaufen. Das war eine schöne Zeit“, sagt der Gülzower rückblickend. So habe die Belegschaft sich auch regelmäßig privat zu Festen wie Hochzeiten getroffen.

Wirtschaftlich folgte jedoch der Abstieg. Missmanagement – allein Roggenkamp erlebte in seiner Zeit drei Filialleiter, vier Personalchefs und fünf Abteilungsleiter – und ein Schuldenberg von 7,3 Millionen D-Mark bedeuteten am 23. April 1976 das Ende für Hertie in Geesthacht. Das Warenhaus wurde geschlossen, die Mitarbeiter abgefunden.

Matthias Timm investierte zwölf Millionen D-Mark

Erst Ende 1977 kaufte Klaus Hackmack die Immobilie. Er betrieb damals unter anderem ein Warenhaus an der Bergedorfer Straße 72 (heute Easyfitness) und eröffnete das ehemalige Hertie-Haus 1978 neu. 1998 verkaufte Hackmack wiederum an den damals 31 Jahre alten Kaufmann Matthias Timm, der bis heute Eigentümer des Hauses und Geschäftsführender Gesellschafter der Nessler GmbH ist.

Timm investierte mit seiner Familie damals zwölf Millionen D-Mark und eröffnete 1999 mit einem großen Fest. Fünf Warenhäuser gehören heute zu Nessler. „Grundsätzlich sind wir mit dem Standort Geesthacht sehr zufrieden. Wir unterstützen das Konzept einer lebendigen, attraktiven Innenstadt“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.

Peter-Max Roggenkamp blickt dennoch wehmütig zurück: „Hertie hätte das Haus auf jeden Fall weiterführen sollen. Der Ansicht bin ich bis heute.“