Geesthacht. Hotel zur Post letztmalig Kulisse für Krimiserie. Warum dort nicht mehr gedreht wird – und warum die Crew schon jetzt Probleme ahnt.
Gleich wird’s ernst. „Achtung, wir schießen! Braucht noch jemand Ohrstöpsel?“, ruft die Set-Runnerin den umstehenden Mitgliedern der Filmcrew von „Nord bei Nordwest“ zu. Keine Reaktion. Alle sind entweder versorgt oder nicht schreckhaft. Beim letzten Dreh für die beliebte ARD-Krimireihe im Geesthachter „Hotel zur Post“ geht es noch mal ordentlich rund. Zwei Special-Effects-Leute sorgen dafür, dass alles glatt läuft. Es wird geschossen, ein Fernseher geht zu Bruch.
Wer schießt und warum, wird im Januar 2024 aufgelöst, wenn die drei neuen Episoden des Donnerstagskrimis ausgestrahlt werden. Die Folge, für die am Mittwoch, 15. Juni, und Donnerstag, 16. Juni, bis spät in die Abendstunden im „Hotel zur Post“ gedreht wurde, trägt den Arbeitstitel „Kobold Nr. 4“.
"Nord bei Nordwest": Produktionsfirma muss sich neues Motiv suchen
Ein Zettel mit dieser Aufschrift, ist das Einzige, was bei der Leiche einer Frau gefunden wird, die an der Küste des fiktiven Ostsee-Orts Schwanitz entdeckt wird: ein weiterer kniffliger Fall für Kommissarin Hannah Wagner (gespielt von Jana Klinge) und Tierarzt Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann).
Etwa sechs bis sieben Minuten der Handlung spielen auch wieder in der Schwanitzer Dorfkneipe, der „Pension Ahab“. Die Kulisse dafür ist seit je her das Geesthachter „Hotel zur Post“. Künftig muss sich die Produktionsfirma „Triple Pictures“, die im Auftrag von ARD Degeto und NDR dreht, aber ein neues Motiv suchen.
Neuer Eigentümer will wieder einen Hotelbetrieb eröffnen
Wie berichtet, plant der Bergedorfer Unternehmer und neue Eigentümer Marcus Leiseder im denkmalgeschützten und sanierungsbedürftigen Ensemble, zu dem das alte kaiserliche Postamt gehört, wieder einen Hotelbetrieb einzurichten. „Daraus kann für Geesthacht wieder etwas Schönes werden. Für Schwanitz ist das doof“, sagt Darsteller Hinnerk Schönemann.
Denn in den meisten der 17 fertigen Filme wurde in dem Haus an der Elbstraße gedreht. „Für dieses Motiv werden wir etwas Neues suchen müssen. Wenn wir Pech haben, müssen wir an mehreren Orten drehen“, ahnt Motivaufnahmeleiter Sven Clausnitzer, dass es schwer wird, etwas Vergleichbares zu finden, in dem es so aussieht, als sei die Zeit stehen geblieben.
Geesthacht wird auf jeden Fall Drehort für Szenen bleiben
Auch andere Produktion haben hier Halt gemacht, etwa der „Tatortreiniger“ mit Bjarne Mädel, „Rosa Roth“ mit Iris Berben oder für die Serie „Jenny Berlin“. Das Team von „Nord bei Nordwest“ – die Folgen sehen regelmäßig etwa acht Millionen Zuschauer – nutzt den Eingangsbereich als Rezeption für die „Pension Ahab“. Im Schankraum werden Szenen in der Dorfkneipe gedreht, dazu gibt es Aufnahmen in den alten Gästezimmern.
Mit der Suche nach einem Ersatz für das „Hotel zur Post“ beginnt Sven Clausnitzer jedoch erst, wenn das Drehbuch geschrieben ist. „Dann wissen wir, was wir brauchen“, sagt der Motivaufnahmeleiter, der eines verspricht: „Geesthacht wird auf jeden Fall Drehort für Szenen bleiben. Der Ort bietet sich einfach an.“
Großteil der Handlung spielt in den Vierlanden
Für „Kobold Nr. 4“ waren seit dem 17. Mai insgesamt 22 Drehtage angesetzt. Viele Szenen und Aufnahmen sind in der Region entstanden. Die rund 30- bis 40-köpfige Crew war auch schon auf einem Feldweg in Dassendorf oder hat an der Straße „Zum Schießstand“ in Hohenhorn gedreht. „Eine breite Straße, die ins Nichts führt, ist immer gut“, sagt Sven Clausnitzer.
„Nord bei Nordwest“ hat auch Station in Ahrensburg und Großensee gemacht. Ein Großteil der Handlung ist in den Vierlanden angesiedelt: in der ehemaligen Praxis von Tierarzt Andreas Schroeter am Neuengammer Hausdeich oder in Altengamme im Haus am Kirchenstegel 8, dass als Polizeirevier dient. Letzter Drehtag ist am Freitag, 17. Juni, auf einer Straße bei Lütjensee.
"Nord bei Nordwest": Schüsse waren beim Geesthachter Polizeirevier angemeldet
Zunächst aber mussten die Szenen in der „Pension Ahab“, Verzeihung, dem „Hotel zur Post“, im Kasten sein. Am Mittwoch knallte es dabei einige Male: viermal zur Probe, später wurde die Szene dann mehrmals gedreht, bevor die Regie zufrieden war.
Die Schüsse waren übrigens beim Geesthachter Polizeirevier angemeldet. „Falls die jemand melden sollte, wissen die Bescheid“, erklärt Clausnitzer. Am Donnerstag standen dann Kneipenszenen an, für die zusätzlich zur Stammcrew auch noch rund zehn Komparsen benötigt wurden. Eingerichtet hatte sich die Crew auf dem Parkplatz unterhalb des Hotels zur Post beim Durchgang zum Pappelwäldchen – mit eigenem Cateringwagen. Am Mittwoch stand Paella auf dem Speiseplan.