Schwarzenbek. Schwarzenbeks Bahnhof wird besser, Strecke nach Hamburg moderner. Aber Pendler sorgen sich wegen Ersatzbussen. Nun gibt es eine Idee.
So viel steht schon einmal fest: Wer in den kommenden Monaten von Schwarzenbek mit der Bahn nach Hamburg will, sollte deutlich mehr Fahrzeit einplanen. Denn während der Grunderneuerung der Bahnstrecke Hamburg-Berlin wird der Schwarzenbeker Bahnhof immer wieder gesperrt und der Zugverkehr weiträumig umgeleitet. Die Deutsche Bahn AG will zwar Ersatzbusse einsetzen, aber dass diese in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen, glaubt niemand so recht. Auch wird die Fahrt wesentlich länger dauern. Eine Alternative könnte ein Ersatzbus zur S-Bahn nach Aumühle sein. Dieser Vorschlag kommt von Pendlern.
Die Bauarbeiten an der Bahnstrecke dauern bis mindestens April 2026
Da viele Neubürger nach Schwarzenbek gezogen sind, um bezahlbaren Wohnraum im Grünen zu finden, ist die Bahnverbindung ein wichtiger Standortfaktor. 22 Minuten dauert die Fahrt mit dem Regionalexpress von der Europastadt bis zum Hamburger Hauptbahnhof. Damit ist erst einmal Schluss. Im August geht die Sanierung los und die Bahn hat sich bereits von ihrem ehrgeizigen Zeitplan verabschiedet, im Frühjahr 2025 fertig zu sein. „Jetzt wird der April 2026 angepeilt“, sagte Bürgervorsteher Roman Larisch (CDU) während der jüngsten Einwohnerversammlung zu diesem Thema im Festsaal des Rathauses. Ob dieser Termin eingehalten werden kann, bezweifeln viele Schwarzenbeker. Bei der Versammlung machte auch das Horrorszenario der massiven Verzögerungen bei dem Projekt Stuttgart 21 die Runde.
Mit dem Ersatzbus – es sollen neben der vorhandenen Linie 8810 auch zusätzliche Fahrzeug eingesetzt werden – dauert die Fahrt rund 40 Minuten alleine bis Bergedorf. Von dort geht es dann mit der S2 weiter nach Hamburg, was weitere 30 bis 40 Minuten Fahrzeit bedeutet. Alternativ soll es Ersatzbusse nach Wandsbek geben.
An der Bahnlinie wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten immer wieder gebaut
„Seit der Wiedervereinigung wurde viel an der Bahnstrecke gebaut, aber eine Vollsperrung hatten wir noch nie. Ich bezweifle, dass es ausreichend Busse gibt und dass die Verbindung nach Bergedorf der richtige Weg ist. Nach Aumühle ginge es schneller und man könnte die Kapazitäten besser ausnutzen“, regte Anwohner Stefan Kluckert an. Bürgermeister Norbert Lütjens hat demnächst eine Besprechung mit Vertretern der Bahn und will diese Anregung mitnehmen. Denn auch wenn der Verwaltungschef grundsätzlich optimistisch ist, hat er seine Zweifel. „Es wird ruckeln. Das wird schwierig, Ersatzbusse für so viele Menschen zu organisieren. Die Bahn versucht zu machen, was geht“, so der Verwaltungschef. Ein weiterer Anwohner regte an, dass der Schnellbus X 81 während der Bahnsperrung seine Route ändern sollte und dabei auch am Schwarzenbeker Bahnhof stoppen sollte. Das will Norbert Lütjens ebenfalls klären.
Wie der Fahrplan genau aussehen soll, ist ebenso unklar, wie viele weitere Details zur Streckensanierung. Der Grünen-Politiker Benedikt Nyquist hat auf der Internetseite von DB-Nordost erste Hinweise entdeckt. Danach soll es stündlich Busse von Schwarzenbek nach Wandsbek Markt geben und mehrmals stündlich sollen Busse nach Bergedorf verkehren.
Die Erfahrungen der Pendler mit Ersatzbussen sind schlecht
Ein anderer Pendler hat aus der Vergangenheit die Erfahrung mit Ersatzbusverkehren gesammelt, dass mitunter nur ein einziger Bus für die Fahrgäste eines ganzen Zuges zur Verfügung steht. Im Falle des Regionalexpresses sind es bis zu 300 Menschen, die zu den Abfahrzeiten in der Rushhour auf dem Bahnsteig stehen und nach Hamburg wollen. „Das kann durchaus passieren“, räumte der Bürgermeister ein.
Bei der mit gut 50 Bürgern für Schwarzenbeker Verhältnisse gut besuchten Einwohnerversammlung war allerdings kein Vertreter der Bahn dabei. „Wir bedauern das, aber die Sanierung ist ein Mammut-Projekt und es gibt jetzt vielerorts Versammlungen, bei denen Vertreter des Unternehmens die Fragen der Pendler beantworten. Da war Schwarzenbek wohl nicht so wichtig“, sagte der Bürgervorsteher.
Der Bahnhof wird moderner, der gesamte Gleiskörper wird erneuert
Was bislang feststeht, ist der Umfang der Arbeiten. Der gesamte Gleiskörper soll in den kommenden zwei Jahren erneuert werden. Die Technik wird digitalisiert, damit wird auch das Stellwerk auf dem Schwarzenbeker Bahnhof obsolet. Die Bahnsteige werden um 55 Meter verlängert. „Damit können die Regionalzüge anstatt mit fünf, dann künftig mit sieben Waggons fahren. Damit reagiert die Bahn auf wachsende Pendlerzahlen und volle Züge. Das ist ganz im Sinne der Verkehrswende“, betonte Larisch.
Auch auf den Bahnsteigen wird sich einiges tun. Die Beleuchtung wird auf LED umgestellt. Die neuen Lampen sind heller und sparen Energie. Auch die Unterführung wird saniert und bekommt mehr Licht. Es wird auf den Bahnsteigen zusätzliche Sitzmöglichkeiten und auch einen besseren Wetterschutz geben. Die Schutzdächer werden um 67 Meter verlängert. „Wir hatten gehofft, dass auch die Zugänge zu der Unterführung erneuert und begradigt werden. Dann wäre der Tunnel einladender und auch besser einsehbar. Das wird aber nicht passieren. Es bleibt bei der bisherigen Situation, bei der das Treppenhaus um die Ecke geht“, so Larisch.
Im Spätsommer und Herbst wird es immer wieder ganztägige Sperrungen geben
Nach den bisherigen Planungen wird es vom 16. August bis zum 1. September eine Vollsperrung der Linie zwischen den Bahnhöfen Schwarzenbek und Büchen geben. Ab dem 1. September bis zum 12. Dezember wird die Strecke nur nachts gesperrt. Allerdings gibt es weitere ganztägige Sperrungen in der Zeit vom 4. bis zum 7. Oktober und vom 30. Oktober bis zum 3. November.
Wie genau gearbeitet wird, will die Bahn bei Online-Informationsveranstaltungen bekannt geben und dabei voraussichtlich auch Fragen beantworten. Die Termine werden auf der Internetseite der Stadt unter www.schwarzenbek.de bekannt gegeben. „Es soll auch Plakataktionen in der Stadt mit den Terminen und Aushänge am Bahnhof geben, sodass niemand die Veranstaltungen verpasst“, kündigte der Bürgervorsteher an.
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Für die Infrastruktur der Stadt ist der Ausbau mit Sicherheit ein Gewinn. Der ganz große Wurf bleibt allerdings aus. Denn die Stadt hatte bereits vor mehreren Jahren eine Machbarkeitsstudie mit der Berliner Agentur „Bahnstadt“ und großer Bürgerbeteiligung durchgeführt. Dabei wurden Ideen entwickelt, wie der Bahnhof neu gestaltet werden könnte, um mehr Pendler anzulocken. Viel geblieben ist davon nicht. Es wurden zusätzliche Fahrradstellplätze geschaffen, aber Umbauten an ZOB und Bahnhofsgebäuden blieben aus. Dafür wäre jetzt die Gelegenheit gewesen, die die Stadt aber verstreichen lässt.