Schwarzenbek. Noch wird kräftig in der Parzelle gearbeitet. Vor allem lästige Schnecken müssen bekämpft werden. Doch im Spätsommer wird geerntet.

Der Wechsel aus Regen und Sonne lässt die ersten zarten Pflänzchen im Tafelgarten auf Parzelle 16 im Schwarzenbeker Kleingartenverein „In der Rülau“ gut gedeihen. Gartenleiterin Sonja Rieck ist zufrieden mit den ersten Anbauversuchen, auch wenn der Boden möglicherweise noch ein bisschen Kalk benötigt und die Schnecken sich an Zucchini, Paprika und Auberginen satt gefressen haben. „Wir sind noch in der Testphase. Das erste Jahr wird von Versuchen geprägt sein, was hier am besten wächst und wie wir die 300 Quadratmeter große Parzelle optimal nutzen können“, sagt die 48-Jährige aus Büchen.

„Wir konnten erst mit Verspätung starten, weil die Parzelle nicht vorher frei wurde. Aber jetzt geht es los und wir werden auch dieses Jahr schon frische Lebensmittel aus eigenem Anbau ernten können“, freut sich Martin Lenz, Leiter der Schwarzenbeker Tafel. Zur ersten Ernte gehören Kartoffeln und Kohl. Am Sonntag, 9. Juni, präsentierte das Tafelteam den Garten, der mithilfe der Wirtschaftlichen Vereinigung realisiert werden konnte, bei einem Tag der offenen Tür im Kleingartenverein der Öffentlichkeit.

Im Tafelgarten sprießen die ersten zarten Pflänzchen für hungrige Bedürftige

Die Parzelle hat das DRK von einem Rentner übernommen, die jährliche Pacht in Höhe von 110 Euro für das 300 Quadratmeter große Grundstück zahlt vorerst die Firma EFG aus Schwarzenbek. Elektrotechnik Frank Günther ist Mitglied in der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek und folgte mit der Spende einem Aufruf der Vorsitzenden Doris Lehmann, die das Tafelgarten-Projekt maßgeblich mit vorangetrieben und um Unterstützung geworben hatte.

Eigentlich sollte es bereits im März losgehen, nun starteten die aktuell zehn ehrenamtlichen Helfer unter der Leitung von Sonja Rieck im Mai. „Wir haben zweieinhalb Reihen Kartoffeln, Erdbeeren, Zwiebeln, Zucchini, Strauchbohnen, diverse Kohlsorten, Brokkoli und Auberginen“, sagt die Büchenerin, die zuvor bereits vier Jahre ehrenamtlich in der Ausgabestelle der Schwarzenbeker Tafel im alten Güterbahnhof aktiv war. Auch Petersilie und Tomaten wachsen im Tafelgarten.

Mit Eierschalen gegen lästige Schnecken

Hauptproblem bleiben die Schnecken. Mit Fallen will Sonja Rieck allerdings nichts arbeiten, weil diese im Regelfall auf Lockmittel setzen und sie befürchtet, dass dann noch mehr Schnecken kommen. Sie setzt eher auf Tigerschnegel, eine große Schneckenart, die ihre Artgenossen vertilgt. Außerdem will sie Eierschalen sammeln und rund um die Beete ausstreuen.

„Die Schalen sind scharfkantig, das schreckt Schnecken ab“, sagt die Gartenexpertin, die seit vielen Jahren in Büchen und auch in einer eigenen Kleingartenparzelle Gemüse anbaut, um ihre beiden Kinder an die Natur heranzuführen. „Ich wollte ihnen zeigen, wie unsere Lebensmittel wachsen“, erzählt die 48-Jährige. Als dann das Projekt Tafelgarten ins Gespräch kam, hat sie sofort zugesagt, die Leitung zu übernehmen.

Ehrenamtliche Helfer und Tafelkunden beackern 300 Quadratmeter Fläche

Aktuell setzt sich das Team der Tafelgärtner aus ehrenamtlichen DRK-Helfern und aus Tafelkunden zusammen. Auch einige Kinder helfen mitunter mit. „Ich möchte auch gerne junge Menschen an gesunde Ernährung heranführen, sie mit verschiedenen Gemüsesorten vertraut machen und ihnen zeigen, wie viel Spaß Gartenarbeit machen kann“, so Sonja Rieck. Deshalb plant sie in einem weiteren Schritt, auch Kindergartengruppen oder Schüler durch den Garten zu führen und eventuell kleine Projekte anzubieten.

Sie sucht noch Helfer. „Wir verabreden uns aktuell noch über eine WhatsApp-Gruppe, später soll es auch einen Plan mit den zu erledigenden Aufgaben an der Laube geben. Jeder kann kommen, wie es ihm am besten passt und das tun, was ihm am meisten liegt“, sagt die Gartenchefin. Sie würde sich aber auch noch über einige ältere Mitstreiter freuen, die ihre langjährige Erfahrung im Gemüseanbau und im Gärtnern mit einbringen können, damit das Projekt ein Erfolg wird.

Die erste Ernte wird bereits im Spätsommer eingefahren

Im Spätsommer wird der Garten voraussichtlich die ersten erntereifen Produkte liefern, die dann auch in der Ausgabestelle der Tafel am Güterbahnhof zu einem symbolischen Preis an die rund 400 Kunden über den Ladentisch gehen. Nach der Testphase soll es dann im nächsten Jahr richtig mit der Ernte losgehen.

Das Projekt Tafelgarten ist notwendig geworden, da die Schwarzenbeker Tafel immer weniger Spenden erhält. Noch problematischer als bei Obst und Gemüse sei die Lage bei Molkereiprodukten. „Zwar ist die Spendenbereitschaft groß, viele Supermärkte kaufen aber ihre Waren viel bewusster ein“, sagt Tafelchef Martin Lenz. Dadurch würden viel weniger Waren unverkäuflich oder vorher mit Rabatt verkauft werden. „Früher war das ganz anders“, blickt Lenz zurück.

Die ersten Tafelgärten starteten in Nordrhein-Westfalen

Die Idee mit dem Tafelgarten – es ist der erste dieser Art im Norden – gibt es schon länger. Vorbild sind ähnliche Projekte in Nordrhein-Westfalen. Dort gibt es unter anderem in Bochum und Gelsenkirchen solche Gärten, die allerdings von der öffentlichen Hand finanziert werden. Träger ist unter anderem das Jobcenter, weil dort Langzeitarbeitslose an die Arbeit herangeführt werden. Die Ernte fahren aber die Tafeln ein.

Nach den Vorstellungen der WVS-Vorsitzenden Doris Lehmann, deren Ehemann Mark Lehmann Vorsitzender des DRK-Ortsvereins ist, sollte der Tafelgarten ursprünglich im Stadtpark entstehen, weil er dort in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt worden wäre. Das ließ sich aber nicht realisieren. Auch eine finanzielle Unterstützung seitens der Stadt scheiterte am Widerstand der Politiker.

Auch interessant

Die jährliche Pacht wird für fünf Jahre von der Firma EFG übernommen. Die notwendigen Versicherungen übernimmt die Agentur Lehmann & Lehmann. Hagen Baumpflege erklärte sich bereit, die vorhandenen Obstbäume so zurückzuschneiden, dass sie wieder einen guten Ertrag erreichen. Blumen Scheumann unterstützt die Tafel mit Saaten und Nutzpflanzen. Gartengeräte kommen vom Hagebaumarkt.

Damit die Kosten für größere Geräte und Garten-Maschinen bezahlt werden können, gibt es ein Spenden-Konto: DRK-OV Schwarzenbek, IBAN: DE60 2305 2750 0000 0044 56, Verwendungszweck: Tafel-Garten. Wer mit anpacken möchte, kann sich bei Sonja Rieck unter 0176/20 30 98 66 oder per E-Mail an sonja-rieck@drk-schwarzenbek.de melden.