Schwarzenbek. Da die Spenden an die Tafel Schwarzenbek stark zurückgehen, hat sie mit der Wirtschaftlichen Vereinigung ein neues Konzept entwickelt.

Die Spenden werden immer weniger und die Zahl der Tafelkunden in Schwarzenbek steigt beständig. Inzwischen wollen so viele Menschen das Hilfsangebot in Anspruch nehmen, dass das Essen nicht mehr für alle reiche, berichtet Tafelleiter Martin Lenz. Die Folge: „Gerade haben wir nochmal 25 neue Kundenkarten vergeben und dann einen Aufnahmestopp verhängt“, sagt Lenz. Abhilfe könnte bald aber eine kreative Idee bringen. An dieser ist Doris Lehmann, Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek, federführend beteiligt.

„Ein dreiviertel Jahr habe ich in der Stadt für einen Tafelgarten geworben“, berichtet Lehmann. Dort kann die Schwarzenbeker Tafel dann ab März kommenden Jahres Obst und Gemüse anbauen. Zunächst sei der Stadtpark der favorisierte Ort für einen Tafelgarten gewesen, berichtet die Schwarzenbekerin. „Das wäre toll, da der Garten dort auch öffentlichkeitswirksam liegt. Allerdings wäre das aus Sicherheitsgründen schwierig gewesen“, gibt sie Einblick in die Planung. Stattdessen konnte Lehmann ihre guten Kontakte zum Kleingartenverein „In der Rülau“ im Osten der Stadt nutzen.

Paten für den Tafelgarten gesucht

Dort laufen nun die Vorbereitungen, um den Garten für die Einpflanzzeit im März vorzubereiten. „Wir haben dort eine sehr schöne Parzelle zur Verfügung, an der wir verschiedene Obst und Gemüse anpflanzen können“, erläutert Lehmann Einblick. Diese umfasst ungefähr 300 Quadratmeter, wovon etwas mehr als die Hälfte für den Anbau genutzt werden kann. Dabei könnte das Projekt deutschlandweit der erste Tafelgarten überhaupt werden. Wie Martin Lenz erklärt, gebe es zwar schon ähnliche Projekte von Wohlfahrtsverbänden, von der Tafel selbst jedoch noch keinen.

Finanzielle Unterstützung erhält das Projekt von Elektrotechnik Frank Günther aus der Europastadt. „Wir sind aber noch auf der Suche nach Tafelgarten-Paten“, sagt Lisa Kalupar, Ehrenamtskoordinatorin beim DRK. Dabei sei gar nicht so wichtig, ob die Paten gleich ganze Tage oder nur ein paar Stunden helfen. „Das ist sicherlich eine tolle Chance für Leute, die keinen Garten haben, aber trotzdem Gartenarbeit machen wollen“, so Kalupar.

Kooperation mit Kindergarten und Schulen

Ab März dann sollen Kartoffeln, Kohlrabi, Kräuter oder Zucchini in die Erde gebracht werden. „Ein Apfelbaum ist sogar schon da“, sagt Lehmann. Weitere sollen noch folgen. „Daher suchen wir Leute, die sich mit Gärtnern auskennen“, führt sie weiter aus. Neben den vielen Früchten, die dort gedeihen, werden auch Tiere im Tafelgarten angesiedelt. Bienenstöcke des Imkervereins sollen dort platziert werden. „Das ist natürlich ganz toll, weil die Bienen dann die Pflanzen bestäuben“, sagt Martin Lenz.

Neben dem eigenen Gemüsegarten arbeitet die Schwarzenbeker Tafel auch an weiteren Projekten, durch die mehr Lebensmittel an die Kunden gegeben werden können. „Durch Kooperationen mit Kindergärten oder auch Schulen können Kinder lernen, wie man Obst und Gemüse anbaut und dabei auch Verantwortung übernehmen“, sagt Martin Lenz. Natürlich stünde bei den Kindern aber der Spaß im Vordergrund.

Spenden durch Supermärkte stark zurückgegangen

Wie Lenz beschreibt, ist das Projekt Garten notwendig geworden, da die Schwarzenbeker Tafel immer weniger Spenden erhält. Noch problematischer als bei Obst und Gemüse sei die Lage bei Molkereiprodukten. „Zwar ist die Spendenbereitschaft groß, viele Supermärkte kaufen aber ihre Waren viel bewusster ein“, sagt er. Dadurch würden viel weniger Waren unverkäuflich oder vorher mit Rabatt verkauft werden. „Früher war das ganz anders“, blickt Lenz zurück. „Da ist man durch das volle Tafellager in Hamburg gegangen und hat wie im Bonbonladen in die Regale gezeigt.“

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60 bis 70 Prozent weniger Waren als vor den großen Krisen gehen nun über die Tafeltheke. Gleichzeitig sei die Armut bei vielen Menschen größer geworden. Aktuell gebe es 400 Kundengemeinschaften bei der Tafel, berichtet Lenz. „Anfragen habe ich jedoch doppelt so viele.“ Dass bei vielen Kunden die Tüten kleiner geworden sind, habe bei der Ausgabe auch für schlechte Stimmung gesorgt, weswegen inzwischen jeder Kunde eine feste Abholzeit bekommen hat. So sei es gelungen, die Situation ein wenig zu entzerren. Daher wird der Tafelgarten, da sind sich alle Beteiligten sicher, auch für weitere Entspannung bei der Tafel sorgen.