Lauenburg. Der kleine Hafen an der Elbe bietet den Besuchern sogar Strandfeeling. Was Freizeitkapitäne und Wohnmobilisten dort so schätzen.

Sand unter den Füßen, in der Strandbar einen Cocktail genießen und wenn am Steg ein Skipper anlegt, plätschern Wellen sanft ans Ufer. Das hört sich nach einer perfekten Urlaubsidylle an. Ist es auch, allerdings nicht irgendwo am Meer, sondern in Lauenburg. Immer mehr Touristen schätzen die Marina Lauenburg – entweder für eine kleine Auszeit oder als Basisstation für Ausflüge in die Umgebung der Schifferstadt.

Das lange Pfingstwochenende hat Yildiz Frühauf alles abverlangt. Doch das sieht man der quirligen Hafenmeisterin nicht an. Dicht an dicht standen die Wohnmobile auf dem Platz. Freizeitkapitäne, die spontan noch einen Anlegeplatz ergattern konnten, waren die Glückspilze des Tages. „Der Mai war ein perfekter Saisonstart. Und auch für den Sommer ist die Buchungslage bestens“, freut sie sich.

Marina Lauenburg: Auszeit vom Alltag mit Wohnmobil und Boot

Doch was macht den Reiz aus, hier am Elbe-Lübeck-Kanal sein Quartier aufzuschlagen? Sibylle Rott und Ulrich Giesemann aus Hannover haben am Donnerstag vor Pfingsten ihr Wohnmobil an der Lauenburger Marina geparkt und sich für die nächsten Tage häuslich eingerichtet. „Schöner geht es doch nicht“, sagt die 58-Jährige und genießt ihren Morgenkaffee. Schließlich war es eine lange Nacht.

„Gestern Abend hat das junge Paar aus dem Wohnwagen nebenan die Gitarre herausgeholt und gesungen“, erzählt sie. Spontan haben sie ihren Aufenthalt noch um eine Nacht verlängert. Die Beachbar am Skippertreff hat es den beiden ebenfalls angetan. Ostseefeeling pur, finden sie.

Die Marina Lauenburg entwickelt sich immer mehr zum Touristenmagnet. Hafenmeisterin Yildiz Frühauf freut sich über den Andrang. 
Die Marina Lauenburg entwickelt sich immer mehr zum Touristenmagnet. Hafenmeisterin Yildiz Frühauf freut sich über den Andrang.  © Elke Richel | Elke Richel

Sie waren ohne festen Plan von zu Hause gestartet. Zuerst haben sie sich Celle angeschaut, dann waren sie in Hitzacker. „Lauenburg hatten wir schon lange auf dem Zettel. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass es hier so einen tollen Wohnmobilstellplatz gibt. Wir können vom Bett aufs Wasser schauen,“ schwärmt Sibylle Rott.

Lauenburg ist Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung

Möglicherweise schauen Ulrich Giesemann und seine Frau dann geradewegs auf das Deck der „Ronja“. Das Sportboot gehört Gabi und Jürgen Koscielniak. Sie haben sich in diesem Jahr eine lange Reise vorgenommen. Aus der Nähe von Dortmund gestartet, ist Lauenburg ihr erstes großes Ziel.

„Vor zehn Jahren sind wir mal im Urlaub den Elbe-Radweg abgefahren. Schon damals haben wir gesagt, hier bleiben wir mal länger“, erinnert sich die 62-Jährige. Sie ist seit Kurzem im Ruhestand. Ihr Mann genießt schon eine Weile länger das Rentnerdasein.

„Dieses Gefühl von Freiheit ist unbezahlbar“, sagen Ulrich Giesemann und Sibylle Rott. Sie genießen ihren Kurzurlaub in ihrem Wohnmobil an der Marina Lauenburg
„Dieses Gefühl von Freiheit ist unbezahlbar“, sagen Ulrich Giesemann und Sibylle Rott. Sie genießen ihren Kurzurlaub in ihrem Wohnmobil an der Marina Lauenburg © Elke Richel | Elke Richel

In Lauenburg wollen die beiden Dortmunder noch ein paar Tage länger bleiben, als sie ursprünglich geplant hatten. Im Boot warten ihre E-Bikes auf den Einsatz. Eine Radtour entlang der Elbe haben sie sich für die nächsten Tage vorgenommen. Aber auch einen Abstecher mit dem Zug nach Lüneburg und mit dem Bus ins Hamburger Stadtzentrum. „Lauenburg hat eine perfekte Lage im Drei-Länder-Eck. Von hier aus kann man tolle Tagesausflüge starten“, sagt Jürgen Koscielniak.

Verkürzte Schleusenzeiten am Elbe-Lübeck-Kanal bremsen Skipper aus

Aber auch Lauenburg selbst dürfe man nicht verpassen, findet seine Frau. „Die Altstadt ist ganz zauberhaft. Sehr gepflegt und einladend“, hat sie festgestellt. Eigentlich haben sie sich vorgenommen, mit ihrer „Ronja“ bis zur Ostsee zu fahren. Allerdings steht der Verlauf der Tour noch lange nicht fest. „Derzeit führt die Elbe sehr wenig Wasser. Wir müssen mal sehen, wie die Sache sich entwickelt“, sagt der Freizeitskipper.

Yildiz Frühauf weiß, dass die Skipper nicht nur die aktuellen Wasserstände checken, sondern auch die Schleusenzeiten. Da hat die Lauenburger Hafenmeisterin gerade eine böse Überraschung erlebt. „Von einem Tag auf den anderen wurden die geändert. Ich konnte die Skipper nicht mal warnen“, sagt sie.

Jürgen und Gabi Koscielniak haben Lauenburg als erste Station für Ihre lange Bootstour ausgewählt
Jürgen und Gabi Koscielniak haben Lauenburg als erste Station für Ihre lange Bootstour ausgewählt © Elke Richel | Elke Richel

Bis vor einiger Zeit war die Lauenburger Schleuse am Wochenende bis 20.45 Uhr in Betrieb, jetzt ist aufgrund von Personalmangel um 15.30 Uhr Schluss. „Das ist für berufstätige Skipper, die am Wochenende Kurzurlaub machen möchten, eine Katastrophe. Und für mich ist es ein spürbarer Umsatzverlust“, sagt sie.

Gabi und Jürgen Koscielniak hatten bisher von der verkürzten Schleusenzeit in Lauenburg noch nichts gehört. „Darüber machen wir uns erst Gedanken, wenn es so weit ist“, sagt der Skipper.

Boot und Wohnmobil: Alles an Bord und abends im eigenen Bett einschlafen

Vorerst denken die Dortmunder noch nicht an eine Abfahrt aus Lauenburg. Sie genießen die entspannte Atmosphäre in der Marina. Hotelurlaub, da sind sie sich einig, kommt für das Ehepaar nicht infrage. „Wir haben alles an Bord, was wir brauchen, und fallen abends in unser eigenes Bett“, sagt Gabi Koscielniak. Vor zwei Jahren haben sie sich ihr Sportboot zugelegt. Seitdem verbringen sie jede freie Minute an Bord. Vor Ende August wollen sie diesmal nicht wieder zu Hause sein.

Allerdings, ein günstiges Hobby sei ein Sportboot nicht gerade. „Man darf ja nicht nur an die aktiven Zeiten an Bord denken. Wartungsarbeiten und Liegezeiten im Winter verschlucken einen ganzen Batzen Geld, ohne dass man direkt etwas davon hat“, sagt Jürgen Koscielniak.

Trotzdem versuchen die beiden Dortmunder, die Kosten ihrer Touren in Grenzen zu halten. „Unsere kleine Fotovoltaikanlage versorgt uns mit Strom. Außerdem fahren wir sparend, weil wir auf unseren Fahrten eine gemütliche Geschwindigkeit einlegen“, zählt der Skipper auf.

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Von wegen spießig – Wohnmobilisten werden immer jünger

Auch Sibylle Rott und Ulrich Giesemann sind sich im Klaren darüber, dass ihre Fahrten im Wohnmobil gegenüber einem Hotelurlaub nicht mehr ein Schnäppchen sind. „Der Trend hat nach Corona extrem zugenommen, das macht sich natürlich auch bei den Preisen bemerkbar“, weiß das Ehepaar. Trotzdem: „Dieses Gefühl von Freiheit ist unbezahlbar. Das ist es ja, was Urlaub im Wohnmobil ausmacht“, sagt Ulrich Giesemann.

Urlaub im Wohnmobil ist übrigens nicht nur bei der älteren Generation angesagt. Wie der Deutsche Caravaning Industrie Verband (CIVD) kürzlich ermittelt hat, sind fast ein Drittel aller Deutschen, die sich in den nächsten fünf Jahren für einen Caravaning-Urlaub interessieren, zwischen 25 und 34 Jahre alt. Die deutliche Mehrheit der Interessierten ist jünger als 45 Jahre.