Dassendorf/Aumühle. Der aus dem TV bekannte Überlebenskünstler erklärt, wie man in der Wildnis zurechtkommt. Zur Not können sogar Bauchfussel helfen.

Das Training für den Kampf ums Überleben in der Wildnis – es beginnt schon bei der Zufahrt zum P+R-Parkplatz der S-Bahn in Aumühle. Keine zehn Schritte haben sich die Teilnehmer des Survival-Kurses der VHS Dassendorf vom Treffpunkt entfernt, da pflückt Falk das erste Blatt. „Wer weiß, von welchem Baum das ist?“, fragt er seine vier Schützlinge.

Wer die Serie „Alone – Überleben in der Wildnis“ auf RTL plus im TV verfolgt hat, dürfte ihn kennen. Falk Otto Brune schlug sich 28 Tage lang auf Vancouver Island in Kanada durch. Er ist gelernter Zimmerer, studierte später Forstwirtschaft.

Wie an in der Wildnis überlebt, zeigte ein TV-bekannter Survival-Experte

So wird Feuerholz richtig geschnitten: Falk Otto Brune zeigt, wie das Messer mit perfektem Körpereinsatz optimal genutzt wird.
So wird Feuerholz richtig geschnitten: Falk Otto Brune zeigt, wie das Messer mit perfektem Körpereinsatz optimal genutzt wird. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Schon mit zwei Jahren sei er gern im Schrebergarten gewesen, habe alles Mögliche gegessen und es genossen, bei jedem Wetter draußen zu sein, berichtet Falk seinen Schülern für die nächsten vier Stunden. Er ist ein unkomplizierter Typ – wie die ganze Gruppe. Alle sind sofort per Du.

Tina weiß es: ein Blatt von einer jungen Buche. „Das kann man essen“, sagt der Survial-Experte. Auf dem Weg in den Sachsenwald preist er viele weitere Pflanzen an, die man sonst nicht auf seinem Speiseplan hat. Mit Falk werden sie zu feinsten Leckerchen.

Aus Spitzahorn wurde früher Sauerkraut gemacht

Hier eine junge Linde, dort eine Rotbuche. „Aus dem Spitzahorn haben die Leute früher Sauerkraut gemacht“, sagt Falk. Und im Löwenzahnsamen sei Fett drin. Die Teilnehmer probieren alles aus. Das Kastanienblatt war bitter. Tina langt weiter zu, Jeremy reicht es. „Die Brennnessel war am leckersten bisher“, findet er. Sie ließe sich essen, indem man das Blatt von unten nach oben streicht und knetet, damit die Brennhaare kaputtgehen, hatte Falk zuvor erklärt.

Falk Otto Brune vermittelt, wie er sich herantasten würde, ob eine Pflanze bekömmlich sei. Von Pilzen, die er nicht kennt, lässt er die Finger. „Die erste Orientierung: Riecht es komisch? Tritt milchiger Saft aus? Da wäre ich skeptisch“, sagt er. Als nächstes: „Reiben in der Armbeuge. Folgt eine Reaktion der Haut?“

So testet der Survival-Experte aus, ob eine unbekannte Pflanze essbar ist

Passiere immer noch nichts, würde er ein gut zerkautes Stückchen zu sich nehmen. Hat der Körper nach 24 Stunden nicht rebelliert, würde Falk Otto Brune das Häppchen beim nächsten Mal verdoppeln. Und immer wieder verdoppeln. „Irgendwann weiß ich, dass ich sicher bin. Das ist dann echt Survival“, sagt er.

Gestärkt geht es hinein in den Wald. Auf einem Hügel ist Rast. Er verteilt Kompasse. Orientieren an Dingen wie der Moosbewachsung von Bäumen? „Geht nicht“, sagt er. Da blieben sonst nur die Sonne und nachts die Sternenbilder.

Das gehört in einen Rucksack für Survival-Urlauber

Survival-Experte Falk zeigt Jeremy und Tina, was auf der Wiese alles essbar ist.
Survival-Experte Falk zeigt Jeremy und Tina, was auf der Wiese alles essbar ist. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Der Überlebenskünstler erklärt, was für ihn in einen Rucksack für Survival-Urlauber gehört. Nahrung macht einen großen Teil des Inhaltes aus. Ein kiloschwerer Faktor ist Wasser. Pro Tag sei mit vier Litern zu rechnen. Morgens isst er ein bis zwei Müsliriegel, mittags gibt es Tütensuppe, abends eine richtige Mahlzeit. Er trägt neben hoch konzentrierter Nahrung Reis, Polenta und Nudeln mit sich. Trockenfleisch, Nüsse, Dosenthunfisch und jeden Tag eine Tafel Schokolade runden den Speiseplan ab. „Ich komme trotzdem immer dünner zurück“, verrät er.

Aber was gehört noch in den Rucksack? Hervor kommen kleine Klappsägen. Ein „neck knife“ gehört um den Hals. In Notsituationen, wo man sich des Rucksacks schnell entledigen muss, ist das Messer in Griffweite, um den Gurt zu durchtrennen.

Ein bekanntes Haushaltsutensil findet sich überraschend im Rucksack wieder

Dabei sind Schlafsack, Sitzkissen, eine hauchdünne Picknickdecke und eine Plane, ein Tarp, alles ist wasserdicht. Das Tarp lässt sich bei Bedarf und Verwendung von schwimmfähigem Material sogar in eine Art Floß verwandeln, um sich einen Fluss hinuntertreiben zu lassen.

Überraschend: Auch ein Haushaltsutensil ist dabei. Pontex, das Wundertuch. Falk nimmt es zum Abtrocknen verschiedenster Gegenstände, inklusive sich selbst. Durchs Auswringen ist es schnell wieder einsatzfähig ist und deutlich besser als ein normales Handtuch.

Wenn er nur eine Sache mitnehmen dürfe, würde es ein gutes Messer sein

Wenn er nur eine Sache mitnehmen dürfe, dann ein gutes Messer, sagt Falk Eine gute Klinge lässt sich benutzen als Allzweckwerkzeug. Falk schwört auf Messer mit viel Kohlenstoff. Mit ihnen lassen sich auch Funken schlagen zum Feuermachen. „Das machen zu können, ist das Wichtigste“, erklärt Falk.

„Wir werden es mit Feuerstahl machen“, sagt er. Eine Feuertasche gehört bei ihm zur Grundausstattung. Drin sind eine Lupe, Stahlwolle, Textilreste, Wattepads, Feuerstein, Feuerstahl und Birkenrinde. Feuerzeuge nicht. Bei heftiger Kälte und Nässe sind sie schlecht oder gar nicht nutzbar.

Wie man trockenes Holz zum Feuermachen findet

Auch, wenn es geregnet hat, kann man Feuer machen, sagt Falk. Man müsse nur aus stehendem Totholz das trockene Innere herausschälen. Die Teilnehmer versuchen es. Ein abgestorbener Ast wird mit dem Messer in Brennholzsticks zerlegt, dann der Feuerstahl aus Magnesium hineingesteckt. Der Messerrücken streicht explosiv darüber, um Funken zu erzeugen. Nötig ist ein Träger, der die Funken aufnimmt.

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Das können trockene Gräser sein, Krümel der Birkenrinde oder – lässt sich nichts Trockenes finden – zur Not auch Fusseln aus dem Bauchnabel. Alle Teilnehmer haben es nach wenigen Versuchen drauf, eine Flamme zu erzeugen. Aber das allerwichtigste überhaupt steckt nicht im Rucksack, lehrt Falk.: „Nur drei Sekunden ohne Motivation lassen dich scheitern“, sagt er. „Die Überzeugung muss stehen, warum mache ich das eigentlich alles?“

Das Feuer brennt: Survival-Experte Falk Otto Brune (l.), Tina und Jeremy sind glücklich.
Das Feuer brennt: Survival-Experte Falk Otto Brune (l.), Tina und Jeremy sind glücklich. © Dirk Palapies | Dirk Palapies