Geesthacht/Schwarzenbek/Gülzow. Immer mehr Geschäfte in Geesthacht und Umgebung beteiligen sich an der Aktion. Es gibt günstige Backwaren, Obst, Gemüse und mehr.

In den vergangenen Jahren sind die Lebensmittelpreise sukzessive in die Höhe gegangen. Immer mehr Menschen müssen beim Einkauf jeden Cent doppelt umdrehen. Eine gute Gelegenheit, um günstige Lebensmittel zu kaufen und dabei die Umwelt zu schonen, bietet die App TooGoodToGo. Nahrung, die bei Ladenschluss nicht verkauft ist, landet dabei in Überraschungstüten, die meist nur einen Bruchteil des eigentlichen Verkaufspreises kosten. Kunden müssen dafür mit etwas Vorlauf in der App die Ware kaufen. In Geesthacht und Umgebung beteiligen sich immer mehr Geschäfte an der App.

Eine Menge Geld können Kunden bei Dat Backhus in Geesthacht sparen. In der Filiale in der Bergedorfer Straße geben die Mitarbeiterinnen am frühen Nachmittag Überraschungstüten zum Preis von vier Euro aus. „Der Warenwert pro Tüte liegt bei ungefähr 12 bis 13 Euro“, erklärt Dagmar Samoray, Vertriebsinnendienst-Mitarbeiterin bei Dat Backhus. In der Geesthachter Filiale gehen täglich sieben Tüten mit Backwaren über den Tresen, die so vor der Mülltonne gerettet werden. „Da können Brötchen, Brot und auch was Süßes drin sein“, sagt Samoray. Was am Ende in der Tüte landet, hängt schlicht davon ab, was beim täglichen Verkauf übrig bleibt.

Auch ältere Kunden nehmen App-Angebot wahr

Wie Dagmar Samoray es schildert, entschied sich das Unternehmen vor einigen Jahren aus Gründen des Umweltschutzes, am App-Angebot teilzunehmen. „Wir wollen natürlich verhindern, dass Lebensmittel weggeschmissen werden“, sagt sie. Die Geesthachter Filiale bietet Überraschungstüten seit 2018 an. „In den vergangenen zwölf Monaten wurden in Geesthacht 3400 Tüten bestellt“, berichtet Samoray. Das spreche dafür, dass die Kunden das Angebot gut finden. Insgesamt sei das App-Profil des Geesthachter Geschäfts 353.000-mal aufgerufen worden.

Dass das Angebot beliebt ist, beobachtet auch Nicole Haase. Die Marktleiterin des Tante-Enso-Ladens in Gülzow bietet die Überraschungstüten seit gut einem halben Jahr. „Das wird schon sehr gut angenommen“, sagt Haase. Dabei seien es keineswegs nur jüngere Leute, die die App nutzen. „Es ist ganz unterschiedlich, welche Leute kommen“, berichtet die Marktleiterin. „Manchmal kommen auch junge Leute, die die Waren dann zum Beispiel für die Mutter abholen.“ Dabei landen ganz unterschiedliche Lebensmittel in den Retter-Tüten. Wie Nicole Haase erklärt, könne das sowohl Obst und Gemüse als auch sogenanntes Trockensortiment sein.

Seren Balcik: „Bei uns ist Brot heilig“

Der Umweltaspekt spielt im City Markt in der Bergedorfer Straße nur eine untergeordnete Rolle. „Bei uns ist Brot heilig“, erklärt Seren Balcik. Sie will auch aus religiösen Gründen verhindern, dass ihre Kollegen Brot backen, das am Ende in der Mülltonne landet. Deshalb bietet sie dreimal am Tag Backwaren über die TooGoodToGo-App an: In den Abendtüten landen Backwaren, die noch am selben Tag gegessen werden sollten. Morgens gibt sie an die Kunden Süßgebäck wie Baklava. Am Nachmittag gibt es gemischte Tüten.

Auch in der Geesthachter Filiale von Denns Biomarkt können Kunden die Überraschungstüten kaufen. „Für uns im BioMarkt Verbund ist es selbstverständlich, ökologisch verantwortungsbewusst zu handeln. Wir schätzen Lebensmittel als ein hohes natürliches Gut und sind stolz auf eine geringe Quote an Lebensmittelabfällen im einstelligen Prozentbereich“, sagt Tim Rosekeit, Leiter des Innendienstes der Region Hamburg-Hannover. Manche Frischeprodukte der Denns-Eigenmarke werden zudem mit Labeln versehen, dass diese häufig auch noch genießbar sind, wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht wurde.

Pro Kopf landen jährlich 78 Kilogramm Lebensmittel im Müll

Wählen können Kunden in der App zwischen verschiedenen Produkten: „Es werden drei Varianten angeboten: eine Tüte mit Backwaren, eine mit Obst und Gemüse sowie eine Überraschungstüte. Welche Produkte genau am Ende des Tages in die Tüte kommen, ist abhängig von aktuellen Verfügbarkeiten und vom regulären Abverkauf“, so Rosekeit. Für alle Varianten gilt: Zahlen müssen Kunden 3,90 Euro. In Geesthacht seien in den letzten zwölf Monaten fast 1500 Tüten von Kundinnen und Kunden abgeholt worden. Dies entspreche einem vermiedenen CO₂-Äquivalent von vier Tonnen.

Einen kleinen Haken hat der Kauf für die Kunden allerdings dann doch: Wenn zum Beispiel beim Bäcker alle Brötchen im regulären Verkauf über die Theke gehen, wird der App-Kauf storniert. Dann gehen Kunden leer aus, bekommen aber das Geld erstattet.

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Dass immer noch viele Lebensmittel letztlich für die Abfalltonne produziert werden, zeigen aktuelle Statistiken. Wie Torben Müller, Pressesprecher der Abfallwirtschaft Südholstein, erklärt, werden pro Kopf jährlich 78 Kilogramm Lebensmittel entsorgt. 59 Prozent davon fallen in privaten Haushalten an. Insgesamt landen jährlich elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. Wie Müller sagt, seien in 2023 im Kreis Herzogtum Lauenburg 23.166,03 Tonnen Bioabfälle bei den privaten Haushalten eingesammelt. Allerdings werde dabei nicht zwischen Grünabfällen, also auch Grünschnitt aus dem Garten, und Lebensmitteln unterschieden, da eine Volumentrennung nicht möglich ist.

  • Folgende Geschäfte nehmen in Geesthacht und Umgebung teil
  • Geesthacht: Bäckerei Allwörden (Norderstraße), Pausenraum am ZOB, Café Geiger, Dat Backhus (Bergedorfer Straße), City Bäckerei, Denns Biomarkt (Bergedorfer Straße), Restaurant Long Xuan, Aral mit Rewe Togo (Geesthachter Straße)
  • Schwarzenbek: Nordoel Tankstelle (Lauenburger Straße), Bäckerei Allwörden (Compestraße), Bäckerei Knaack (Hamburger Straße), Aral mit Rewe Togo (Möllner Straße), Dallmeyers Backhus (Hans-Koch-Ring)
  • Büchen: Bäckerei Allwörden (Möllner Straße), Bäckerei Allwörden (Quellental)
  • Gülzow: Tante Enso
  • Lauenburg: Bäckerei Allwörden (Reeperbahn), Aral mit Rewe Togo (Hamburger Straße), Pamukkale, Bäckerei Knaack (Büchener Weg)