Lauenburg/Bleckede. Geringerer Tiefgang als ihre Vorgängerin macht den Neubau weniger störanfällig. Und er hat noch einiges mehr zu bieten.

Für viele ist es die Krönung einer gelungenen Radtour entlang der Elbe: das Übersetzen mit der Fähre zwischen Bleckede und Neu Bleckede. Wenn die Elbe „normales Wasser“ führt, dann braucht sich niemand einen Fahrplan zu merken, die Fähre „Amt Neuhaus“ pendelt an sieben Tagen von morgens bis abends stetig hin und her.

Doch viele Pendler haben bei der Überfahrt der Fähre „Amt Neuhaus“ weniger die idyllische Landschaft im Blick. Besonders wenn aus verschiedenen Gründen wieder mal die Lauenburger Elbbrücke gesperrt ist, ist die Fähre eine Möglichkeit, den Umweg über Geesthacht zu vermeiden. Doch die Sache hat einen Haken: Bei Niedrigwasser muss die Fähre ihren Betrieb oft einstellen und auch Hochwasser bremst den Fährbetrieb häufig aus. Über eine neue Fähre wurde lange diskutiert, jetzt ist die Entscheidung gefallen. Die mehr als 80 Jahre alte Fähre „Amt Neuhaus“, soll durch einen klimafreundlichen und zeitgemäßen Neubau ersetzt werden.

Neue Fähre soll die Elbbrücke entlasten

Fast sieben Millionen Euro sind dafür veranschlagt. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr fördert das Projekt mit 669.000 Euro. Den Zuschlag für das Projekt erhielt die Hitzler-Werft. Die Lauenburger Spezialisten für innovative Schiffsantriebe haben mit ihrem Konzept überzeugt. Die neue Fähre wird mit einem Antrieb fahren, der mit Biomethan betrieben wird, was es so in Deutschland bisher nicht gibt. Die kreiseigene Mobilitätsinfrastruktur und -betriebs GmbH Lüneburg (MOIN) hat dafür den Auftrag erteilt.

Die Fähre „Amt Neuhaus“ wird sicher nicht einfach so verschrottet. Schließlich ist sie ein Zeugnis der deutsch-deutschen Vergangenheit. Als sich im November 1989 der „eiserne Vorhang“ hob, machten sich viele Bleckeder daran, auch ein Stück Geschichte zu schreiben. Bleckede war bis dahin eine geteilte Stadt. 1000 Hektar Land lagen auf dem Gebiet der DDR. Bürger aus Ost und West wollten genau hier einen Grenzübergang.

Fährverbindung mit geschichtlichem Hintergrund

Bald war die Idee geboren, einen Fährbetrieb von Bleckede im Westen nach Neu Bleckede im Osten einzurichten, um den verhassten Grenzzaun am Elbufer überwinden zu können. Doch bis sich das Projekt durchsetzen konnte, mussten so einige Hürden überwunden werden. Kritiker meinten unter anderem, die Elbbrücke in Lauenburg wäre Verbindung genug.

Wie sehr sie sich damals irrten, wurde zuletzt während der dreimonatigen Sperrung der Lauenburger Brücke im vergangenen Jahr deutlich. Bis zu zwei Stunden Wartezeit hatten viele Pendler in Kauf genommen, um mit der Fähre auf die andere Elbseite zu gelangen. Da die Fähre immer nur neun Pkw gleichzeitig übersetzen kann, blieb vielen nur, sich in die Schlange am Fähranleger einzureihen oder den weiten Umweg über die Geesthachter Elbbrücke zu nehmen. Als dann wegen des niedrigen Wasserstandes der Fährbetrieb eingestellt werden musste, war die Katastrophe perfekt.

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Neue Fähre: Geringer Tielfgang, größere Kapazität

Seit 2005 haben Petra und Jörg Wilhelm einen Pachtvertrag über die Fähre „Amt Neuhaus“ mit dem Landkreis Lüneburg geschlossen. Die neue Fähre soll 18 Autos übersetzen können und damit die Wartezeiten am Anleger deutlich verkürzen. Auch Niedrigwasser wird den Betrieb nicht so schnell ausbremsen, denn der Tiefgang beträgt nur 60 Zentimeter. In 18 Monaten, so der Plan, soll die neue Fährverbindung in Betrieb gehen. Möglicherweise kommt dann gleich die erste Bewährungsprobe auf sie zu, denn noch steht die endgültige Sanierung des Lauenburger Elbhangs an der B209 aus.

Die im Februar dieses Jahres abgerutschte Fläche ist bisher nur notdürftig gesichert, weil die Frage der Finanzierung noch nicht abschließend geklärt ist. Die großflächige Sanierung ist dann nur unter Vollsperrung der Bundesstraße möglich. In diesem Fall wird auch die Elbbrücke aus Richtung Niedersachsen dicht sein. Sollte zum Zeitpunkt dieser Baumaßnahme die neue Fähre bei Bleckede schon in Betrieb sein, dürfte das eine deutliche Entlastung für den Pendlerverkehr bedeuten.