Lauenburg. Besonders Altstadtbewohner atmen auf. Sie fürchteten den erneuten Ausweichverkehr. Warum die Absage trotzdem keine gute Nachricht ist.

Als am 14. Februar dieses Jahres eine Eiche vom Lauenburger Elbhang auf die Hafenstraße (B209) fiel, ahnte niemand, dass das nur der Anfang war. Der Elbhang gegenüber der Schleuse war ohne Vorankündigung ins Rutschen geraten. Vorausgegangen war tagelanger Dauerregen, was den sandigen Untergrund des sogenannten Butterberges aufgeweicht hatte.

Es blieb nicht bei dem Abgang des einen Baumes, was folgte war eine Kettenreaktion. Andere Bäume und Gehölze verloren den Halt, der Hang rutschte weiter ab. Mittlerweile ist dieser an der Abbruchstelle provisorisch gesichert und die zunächst voll gesperrte Bundesstraße ist einspurig wieder freigegeben. Nach Ostern, so die Stadt, sollte die endgültige Befestigung des Butterberges erfolgen. Eine erneute Vollsperrung der Hafenstraße wäre dabei unvermeidlich gewesen, ebenso die Sperrung der Elbbrücke für den Verkehr aus Niedersachsen. Doch diese Ankündigung ist vom Tisch. „Die dauerhafte Sicherung des Butterbergs wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Somit ist auch die geplante Vollsperrung im April erst einmal vom Tisch“, teilte Bürgermeister Thorben Brackmann jetzt mit.

B209: Vorerst keine Vollsperrung der Hafenstraße in Lauenburg

In den sozialen Netzwerken überwiegt die Freude über diese Nachricht. Kein Wunder: Insbesondere die Anwohner der Elbstraße waren durch die zweiwöchige Vollsperrung arg gebeutelt. Theoretisch war alles klar: Die Elbbrücke Lauenburg war von Niedersachsen aus in Richtung Lauenburg gesperrt worden. Autos und Lastwagen sollten über die B5 nach Geesthacht ausweichen, um die Anwohner der Altstadt nicht noch mehr zu belasten. Der innerörtliche Verkehr floss seit dem Erdrutsch bereits vermehrt durch die Altstadt. Doch in der Praxis sah es anders aus. Die Sperrung wurde von vielen Fahrzeugführern ignoriert. Sie fuhren aus der gesperrten Richtung über die Brücke und anschließend ebenfalls durch die Altstadt.

Nach Aufhebung der Brückensperrung und der halbseitigen Freigabe der Hafenstraße hat sich die Situation halbwegs normalisier. Lange Staus – sonst die Regel bei Reparaturen auf der Bundesstraße – bleiben weitgehend aus. Doch wie ein Damoklesschwert schwebte über den Köpfen der Pendler und Altstadtbewohner die Ankündigung, nach Ostern würde die Hangsanierung erneut für ein Verkehrschaos sorgen.

Nach Erdrutsch: Rund 200.000 Euro kostete Hangsicherung bisher

Mittlerweile hat die Lauenburger Verwaltung grob überschlagen, was die Folgen des Hangrutsches bisher gekostet haben. „Es liegen noch nicht alle Rechnungen vor. Derzeit gehen wir aber davon aus, dass sich die Kosten zwischen 150.000 und 200.000 Euro bewegen werden“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe. Die dauerhafte Sanierung des Berges dürfte allerdings mit deutlich höheren Kosten zu Buche schlagen.

Doch da weder das Hanggrundstück noch die B209 im Eigentum der Stadt sind, bemüht sich die Stadt derzeit darum, dass Land oder Bund die Folgekosten übernehmen oder sich wenigstens daran beteiligen. „Das muss zunächst rechtssicher geklärt werden“, sagt Asboe. Immerhin: Der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr verschließt sich offenbar nicht ganz den Argumenten der Stadt. Am vergangenen Dienstag (26. März) hatte es zu dem Thema eine gemeinsame Videokonferenz gegeben.

Bauamtsleiter Christain Asboe hofft auf eine schnelle Klärung der offenen Fragen zur Sanierung des Butterberges
Bauamtsleiter Christain Asboe hofft auf eine schnelle Klärung der offenen Fragen zur Sanierung des Butterberges © Paula Rosenberg | Paula Rosenberg

Viele offene Fragen vor Baubeginn zur Sicherung des Elbhangs

Die Übernahme der Kosten ist allerdings nicht der einzige Punkt, der vor der umfassenden Sanierung des Berges rechtssicher geklärt werden muss. Auch die Art und Weise muss zwischen allen Beteiligten abgesprochen werden, unter anderem auch mit der unteren Naturschutzbehörde. Schließlich handelt es sich bei dem Elbhang entlang der Bundesstraße um ein Biotop.

Und wenn dann endlich all diese Fragen geklärt sind, kann es trotzdem noch nicht losgehen. Bei einer Maßnahme dieser Größenordnung müssen die Leistungen nämlich ausgeschrieben werden. „Bis zur Auftragsvergabe werden dann noch einmal sechs bis acht Wochen vergehen“, schätzt Asboe. Mit einem kurzfristigen Sanierungsbeginn dürfte demnach kaum zu rechnen sein.

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Was die einen freut, treibt dem Bauamtsleiter Sorgenfalten auf die Stirn. Die Gefahr durch den Butterberg ist nämlich noch lange nicht gebannt. Zwar sind an der Abbruchstelle die Bäume gefällt, die Bodenverhältnisse ändert das aber nicht. „Wie sich der Hang im heutigen Zustand weiter verhält, ist schwer zu sagen. Wenn es leicht oder einmal bis zweimal stark regnet, dürfte nichts passieren“, hofft er. Insgesamt bleibt der Zustand des Hangs problematisch. Zwar gibt es keine Windlast mehr durch die Bäume, dafür liegen jetzt Sandschichten frei, die bei andauerndem Starkregen ausgeschwemmt werden können.

Sollte sich solches Wetter ankündigen, wird die Stadt aus Sicherheitsgründen die Vollsperrung der Hafenstraße sofort wieder aktivieren. Aus Sicht der Verwaltung darf deshalb keine Zeit zu verloren werden, die offenen Fragen zur Hangsicherung zu klären. Diesmal sollen sich Pendler und Anwohner allerdings mit gewissem Vorlauf darauf einstellen können. „Sobald Klarheit über den Zeitraum der Arbeiten besteht, werden wir mindestens 14 Tage im Voraus darüber informieren“, verspricht Bürgermeister Thorben Brackmann.