Geesthacht. Das 50. Jubiläum auf dem Wochenmarkt in Geesthacht feierten vier Generationen. Auch die Stubbes nebenan hatten einen Grund zu feiern.
Ein seltenes Ereignis machte den Besuch des Geesthachter Wochenmarktes am Sonnabend zu einem besonderen Erlebnis. Gleich an zwei Ständen von Marktbeschickern gab es am 20. April Jubiläen zu feiern. Sonja und Matthias Stubbe von der gleichnamigen Gärtnerei beglücken seit 25 Jahren Menschen mit ihren Pflanzen, Familie Lenz feierte sogar das 50. Jahr ihres Fisch-Verkaufs.
An den drei Ständen, die die Jubilare gemeinsam aufgebaut hatten, kam niemand so recht vorbei. In der Luft hing der köstliche Duft von frisch gebackenen Waffeln – und von Meeresfrüchten. Olaf Lenz und seine Söhne Jonas (22) und Maximillian (24) bereiteten in einer XXL-Pfanne insgesamt 50 Kilogramm Garnelen zu.
Wochenmarkt Geesthacht: Fisch Lenz feiert 50. Jubiläum
Die edle Meeresfrucht wurde in großen Portionen kostenlos verteilt. Wer mochte, bekam ein Glas Sekt oder ein anderes Getränk dazu. Zum Nachtisch gab es eine knusprige Waffel. Olaf Lenz führt den Stand seit 1999 in Eigenregie. Seine Eltern, Peter und Angelika Lenz, verkauften 1974 den ersten Fisch auf dem Geesthachter Wochenmarkt.
Mit Fisch hat Familie Lenz sogar noch deutlich länger zu tun. Alles begann mit Olafs Großmutter Gerda, die ursprünglich aus Danzig kam. „Meine Frau wollte so kurz nach dem Krieg ein Zubrot verdienen. Sie kaufte regelmäßig zwei bis drei Kisten Apfelsinen, die sie dann am Hauptbahnhof verkaufte“, berichtet der 95-jährige Wilhelm Lenz, der zum Jubiläum auf den Markt kam.
Wilhelm Lenz stieg 1950 um von Tischler auf Fischverkäufer
1950, ein Jahr darauf, stieg Willhelm Lenz mit ein, er hatte zuvor als Bau- und Möbeltischler gearbeitet. Das Paar sattelte von da an von den Zitrusfrüchten auf Fisch um und verkaufte ausschließlich in Hamburg.
Sonja und Mattias Stubbe aus Kirchwerder boten allen Kunden das „Du“ an und verkauften an ihrem Jubiläumstag zwei Bund Tulpen für je zehn Euro. Die duftenden Sträuße waren heiß begehrt, bereits um 11.30 Uhr waren die vorrätigen 300 Gebinde ausverkauft.
Markthändler haben Sorgen: Personal ist schwer zu finden
Die Kunden halten den Händlern die Stange. Viele, die zu den Jubiläen gekommen sind, erledigen regelmäßig ihre Einkäufe auf dem Markt. Die Markthändler haben trotzdem Sorgen. Sie finden nur schwer das nötige Personal – und kaum Nachfolger.
Olaf Lenz stemmt den Fischverkauf momentan mithilfe seiner Familie. Die Söhne Maximillian (24) und Jonas (22) packen zwar mit an, wenn Not am Mann ist. Beruflich wollen sie aber andere Wege beschreiten. Maximillian arbeitet im Labor Kramer, und der jüngere Bruder Jonas studiert auf Lehramt.
Geesthachter Wochenmarkt lockt Kunden aus der Umgebung
Bei Sonja und Matthias Stubbe sieht es ähnlich aus. „Unsere Tochter ist noch in der Findungsphase. Personal zu finden, ist unheimlich schwer geworden. Es wäre schade, wenn dadurch die Vielfalt auf unseren Wochenmärkten verloren gehen würde“, sagt Sonja Stubbe.
An der Kundschaft liegt es nicht. Viele Menschen kommen aus den umliegenden Gemeinden. So wie die Dassendorfer Vornamensvettern Sonja (53) und Matthias Krentzlin (52). „Jahrelang haben wir uns gesiezt. Irgendwann habe ich dann in der Zeitung gelesen, dass die beiden mit Sonja und Matthias die gleichen Vornamen wie wir haben“, berichtet Sonja Krentzlin.
Seitdem sind die Paare per Du. Und inzwischen ist sogar eine Freundschaft entstanden. „Wir bringen immer ein Fläschchen Rotbäckchen-Saft mit, den wir zusammen auf dem Markt trinken. Ab und an besuchen wir uns auch privat“, berichtet Matthias Krentzlin.
Zeitzeuge findet: Der jetzige Standort ist viel besser als der frühere
Auch Karl Hermann Rosell (77) und seine Lebensgefährtin Renate Priestab (82) wissen die Frische und die Vielfalt des Marktes zu schätzen. „Hinzukommt, dass man immer Freunde und Bekannte trifft“, berichtet der CDU-Politiker.
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Die 49-jährige Tina Steinhäuser kommt ebenfalls immer am Sonnabend aus Dassendorf zum Markt. „Ich kaufe bei Stubbes immer meine frischen Blumen“, erzählt sie. Der Geesthachter Willi Elmenthaler kann sich sogar noch lebhaft an die Zeit erinnern, in der der Wochenmarkt an der Trift aufgebaut war. „Der jetzige Standort ist viel besser, da er zentral ist“, meint er.