Geesthacht. Auch Gärtnerei Stubbe feiert Geburtstag. Beide Betriebe sind Marktbeschicker aus Leidenschaft und sorgen sich um Nachfolge.

Die Forelle passt heute besser in die Hände von Olaf Lenz als in die seines achtjährigen Ichs. Die Aufnahme, wie ein kleiner Junge einen Fisch an einem Stand auf dem Geesthachter Wochenmarkt über den Tresen in die Kamera hält, hat es inzwischen bis ins Archiv der Ortsgruppe des Heimatbunds und Geschichtsvereins geschafft. Das ist allerdings keine Überraschung. Fisch Lenz ist eine Institution auf dem Wochenmarkt. Seit nunmehr 50 Jahren verkauft Familie Lenz den Geesthachtern frischen Fisch. Vater Peter Lenz hatte 1974 hier angefangen, Sohn Olaf übernahm dann 1999. Geholfen hat er – wie das um 1980 entstandene Bild beweist – schon früher. „Mich kennen einige Kunden noch aus der Karre“, sagt der heute 52-Jährige.

Es ist nicht das einzige Jubiläum, das die Marktbeschicker am kommenden Sonnabend, 20. April, zu feiern haben. Denn auch die Gärtnerei Stubbe ist seit einem Vierteljahrhundert ein Fixpunkt in Sachen Blumen in der Stadt. „Oftmals kennen wir von unseren Kunden die Pflanzenvorlieben oder wie der Weihnachtsbaum gewachsen sein soll. Oft genügt ein ,wie jedes Jahr‘, um eine Auswahl zu treffen“, sagt Sonja Stubbe. „Wir haben zu vielen Kunden ein so vertrautes Verhältnis, dass wir unser Jubiläum zum Anlass nehmen wollen, allen Kunden das ‚Du‘ anzubieten“, sagt Stubbe.

Fisch Lenz: Institution seit einem halben Jahrhundert

Zudem gibt es bei der Gärtnerei Stubbe ein Jubiläumsangebot: zwei Bund Tulpen für zehn Euro. Gemeinsam laden die beiden Jubiläumsbetriebe vom Geesthachter Wochenmarkt von 8 bis 12 Uhr zu Sekt, Kaffee und „leckeren Sachen“ ein. Die eigentliche Verkaufszeit auf dem Parkplatz vom Kaufhaus Nessler ist von 7 bis 13 Uhr.

Olaf Lenz als circa achtjähriger Junge mit einer Forelle in der Hand. Schon früh hat er seinen Eltern auf dem Geesthachter Wochenmarkt geholfen.
Olaf Lenz als circa achtjähriger Junge mit einer Forelle in der Hand. Schon früh hat er seinen Eltern auf dem Geesthachter Wochenmarkt geholfen. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

In die fröhliche Stimmung mischen sich auch ein paar ernste Töne. Dabei geht es weniger um zuletzt sinkende Absätze auf Wochenmärkten. Zu diesen Themen hat sich Olaf Lenz in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Fachgruppe Wochenmärkte im Bundesverbands der Schausteller und Marktkaufleute zuletzt häufiger zu Medienanfragen, vor allem aus West- und Mitteldeutschland, äußern müssen. „Unsere Umsätze sind etwas zurückgegangen, das ist richtig. Aber auf das Niveau vor Corona. Das ist ein stabiles Niveau“, sagt Lenz. Die Kunden seien weiter bereit, für gute Qualität einen fairen Preis zu bezahlen.

Markthändler finden keine Nachfolger

In Deutschland gibt es rund 30.000 Händler und 3500 Wochenmärkte, allein in Hamburg sind es 70 Stück. Was ihn und seine Kollegen bewegt: „Wir finden keine Nachfolger und generell wenig Personal“, hebt Lenz hervor, der früher drei Festangestellte hatte und heute keine. Bestes Beispiel ist auch das Aus von Fisch Gebert in Geesthacht. Jahrelang hatten Jörg und Gudrun Baier erfolglos nach einem Nachfolger Ausschau gehalten. Die Folge war das endgültige Aus nach 102-jähriger Familientradition. Seitdem ist Olaf Lenz der letzte Fischhändler auf dem Geesthachter Wochenmarkt. An seinem Stand bilden sich seitdem lange Schlangen, oder die Kunden schauen ganz in die Röhre, wenn Olaf und seiner Frau Birte Lenz sich mal einen freien Tag gönnen, wie am 3. April.

Sonja und Matthias Stubbe von der Gärtnerei Stubbe aus Kirchwerder verkaufen seit 1999 auf dem Geesthachter Wochenmarkt.
Sonja und Matthias Stubbe von der Gärtnerei Stubbe aus Kirchwerder verkaufen seit 1999 auf dem Geesthachter Wochenmarkt. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

„Das Problem ist die Überbürokratisierung. Es gibt das Verpackungsgesetz, ab 1. Juli kommt die Maut für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Früher ist ein Lebensmittelkontrolleur gekommen und hat gesehen, dass es sauber ist. Heute muss ich dokumentieren, wann ich es gemacht habe. Als ich meinem Großvater meine ganzen Ordner gezeigt habe, hat er gemeint, das ist verrückt“, sagt Olaf Lenz.

Warum es Fisch Lenz zweimal gibt

Jener Großvater Wilhelm Lenz hatte 1950 einen Fischhandel gegründet. 1972 ging das Geschäft auf Sohn Peter Lenz (heute 73) über. 1974 verabschiedete er sich vom Lohbrügger Wochenmarkt, wo alles begonnen hatte, und wechselte nach Geesthacht, damals war der Markt noch an der Trift. Olaf Lenz stieg nach einer Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann ab 1994 in den elterlichen Betrieb ein, den er 1999 ganz übernahm.

Heute gibt es zwei gleichnamige, unabhängige Betriebe namens Fisch Lenz. Während Bruder Timo Lenz in Lauenburg, Barmbek, Lohbrügge und auf dem Fischmarkt steht, ist Olaf Lenz außer in Geesthacht (Mittwoch und Sonnabend), auch in Barsbüttel (Freitag) und vor Edeka Eggert in Fünfhausen (Donnerstag) anzutreffen. In den Vier- und Marschlanden, am Süderquerweg 526, baute Olaf Lenz zudem einen Betrieb auf. „Dort machen wir einen Großteil unserer Salate selbst. Unser Gemüse darin ist ausschließlich von Gerwin Kob-Kramer aus Fünfhausen. Diese Regionalität gibt es nur auf Wochenmärkten“, betont Olaf Lenz.

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Wenige Kilometer in östlicher Richtung, am Norderquerweg in Kirchwerder, befindet sich der Sitz der Gärtnerei Stubbe. Der Gartenbaubetrieb existiert in der vierten Generation. Wurde früher mit Erdbeeren, Kartoffeln und Blumenkohl das Geld verdient, sind es mittlerweile Zierpflanzen. Sonja Stubbe und ihr Mann Matthias ziehen auf 5000 Quadratmetern Blumen und Kräuter aller Art.

„Für mich war schon im Kindergartenalter klar, dass ich den Betrieb weiterführen möchte“, sagt Sonja Stubbe, die den elterlichen Betrieb 2003 übernahm. Früher verkauften sie die Blumen auch auf den Märkten in Bergedorf und Lohbrügge, seit 2015 sind sie nur noch in Geesthacht. „Wir arbeiten heute mit Stärkungsmitteln, dadurch konnten wir den Einsatz vom Pflanzenschutzmitteln um 80 Prozent reduzieren“, sagt sie nicht ohne Stolz.