Geesthacht. Kreisverband legt vor dem Sozialausschuss Rechenschaft über die „gravierenden Probleme“ im Ortsverband ab. Doch es gibt Hoffnung.
Die Krise im Geesthachter Ortsverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) beschäftigt inzwischen auch die Politik. Vor dem städtischen Sozialausschuss gaben jüngst der Vorsitzende Andreas Friedrich und der hauptamtlich beim DRK-Kreisverband tätige Stefan Fehrmann einen Sachstandsbericht zu den Tätigkeiten vor Ort ab. Schließlich wollen die Lokalpolitiker wissen, ob es noch gerechtfertigt ist, dass der DRK einen jährlichen Mietzuschuss in Höhe von 12.000 Euro von der Stadt erhält.
Gesprochen hat dabei aber fast nur Fehrmann, der sich um die Aufarbeitung der Vorgänge kümmert und den Ortsverband wieder fit für die Zukunft aufstellen soll. „Es wäre falsch zu sagen, es gäbe keine Probleme. Es sind sogar gravierende Probleme. Die wirtschaftliche Situation ist nicht super“, räumte Fehrmann ein. Er habe aktuell eine Menge damit zu tun, wieder Ordnung zu schaffen.
Deutsches Rotes Kreuz: 2023 Fusion mit anderem Ortsverband
Sein Rettungsplan: Der DRK-Kreisverband unterstützt den Ortsverband so lange finanziell, bis in Geesthacht ein „brauchbarer“ (Fehrmann) rechtlicher Rahmen geschaffen wurde und verlässliche Ansprechpartner platziert wurden.
Bis Mitte nächsten Jahres soll es eine Zusammenführung mit dem Ortsverband Börnsen-Escheburg-Kröppelshagen geben. Für beide Ortsverbände hätte eine Fusion Vorteile. In Geesthacht gibt es an der Steglitzer Straße Räumlichkeiten, die nach Einigung mit dem Vermieter noch für Jahre zur Verfügung stehen. Aus den Dörfern kommen viele aktive Mitglieder, etwa im Katastrophenschutz, während ihr Gebäude abgängig ist. Beim Kreis laufen Gespräche, hier sogar weitere Einheiten zu schaffen.
Die Tätigkeiten in Geesthacht sind dagegen weitgehend zum Erliegen gekommen, obwohl der Ortsverband mit 321 Mitgliedern einer der größten im Kreis Herzogtum Lauenburg ist. Der Fuhrpark wurde abgemeldet. Im Februar hatten acht Aktive aus dem Rettungsdienst dem Verein den Rücken gekehrt und sich stattdessen dem örtlichen DLRG angeschlossen. Selbst die ehrenamtliche Kleiderkammer schien im März vor dem Aus zu stehen, nachdem der Vorstand die dortige ehrenamtliche Kollegin Meike Arnold gefeuert hatte.
Nur vier Termine im Monat: Kernaufgabe „Kleiderkammer“
„Die Kernaufgabe liegt in der Kleiderkammer“, sagte Fehrmann vor dem Sozialausschuss. Diese öffnet einmal in der Woche, immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Daraus würden einige wenige Flüchtlinge bedient. Der Hausnotruf wird vom DRK abgedeckt und Blutspenden werden im kleinen Umfang durchgeführt.
„1000 Euro Mietzuschuss für vier Termine im Monat sind ganz schön viel Geld“, gab Katrin Fischer (SPD) zu bedenken. Und Volker Harburg (Bürger für Geesthacht) will erfahren haben, dass es nicht mehr als 300, sondern nur 50 Mitglieder gebe. Kritik wurde auch daran geäußert, dass der DRK einige Räume an der Steglitzer Straße wegen eines Schadens am Dach gar nicht vollumfänglich nutzen konnte, aber dafür keine Mietminderung beantragt habe. „Der Mietzuschuss dient zur Aufrechterhaltung der Kleiderkammer“, sagte der Noch-Vorsitzende Andreas Friedrich, der für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung steht.
„Der Geesthachter Ortsverband ist derzeit weit davon entfernt, dass er sich selbst finanzieren kann“, sagte Stefan Fehrmann. Für die finanziellen Verpflichtungen kommt daher bis auf Weiteres der Kreisverband auf. Ein Steuerberater und ein Wirtschaftsprüfer sind eingeschaltet.
Fehrmann unterstellt einigen Mitglieder „kriminelle Energie“
Überdies unterstellte Fehrmann einigen Geesthachter Mitgliedern vor dem Sozialausschuss in der Vergangenheit sogar „teilweise kriminelle Energie“. Auf Nachfrage unserer Redaktion konkretisierte er anschließend, dass es in Zusammenhang mit Materialien stehe, die dem DRK gehörten. Ob es auch zu rechtlichen Konsequenzen führt, wollte er nicht bestätigen, sagte nur so viel: „Es werden alle erforderlichen Schritte eingeleitet.“
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Stadtverwaltung hat keine Beanstandungen
Hinsichtlich der Rechtmäßigkeit der städtischen Zuwendungen gibt es keine Bedenken. „Wir fordern für alles Verwendungsnachweise ein. Vom Rechnungsprüfungsamt hat es keine Beanstandungen gegeben“, berichtete Christoph Wieck, der Fachdienstleiter Soziales bei der Geesthachter Stadtverwaltung.
Sven Minge (CDU), der als stellvertretender Vorsitzender des Sozialausschusses die Sitzung leitete, machte den Vorschlag eines Vororttermins beim DRK, damit alle Politiker einen besseren Eindruck bekommen und gab zu bedenken, dass es sich bei der Aufarbeitung der Vorkommnisse um einen internen Prozess beim Deutschen Roten Kreuz handele. Und es gibt Licht am Ende des Tunnels: „Beim letzten verkaufsoffenen Sonntag in Geesthacht haben wir eine Handvoll neue Mitstreiter gewinnen können“, sagte Stefan Fehrmann.