Geesthacht. Geschäftsführer Markus Prang führt Personalmangel an. Die Einschränkung betreffe ohnehin nur wenige. Doch ist das wirklich so?

Karin Prawatke und Benjamin Ahlborn kennen sich vom Sehen. Beide sind Stammgäste im Freizeitbad Geesthacht, die nach der Arbeit regelmäßig ein paar Bahnen schwimmen gehen. Prawatke trifft sich mit einer Freundin, Ahlborns private Schwimmgruppe besteht zehn Personen. Wenn die neue Badesaison am 1. Mai beginnt, wird das für sie wegen der um eine Stunde verkürzten Öffnungszeit (Kassenschluss jetzt 18 Uhr) nicht mehr möglich sein. „Es wird für viele Berufstätige schwierig werden“, ist Ahlborn überzeugt. Die Wirtschaftsbetriebe Geesthacht als Betreiber des Freitzeitbads führen ein größeres Arbeitsaufkommen nach Badeschluss und fehlendes Personal als Gründe für die Kürzungen an, die auch morgens zu einem um eine halbe Stunde späteren Badebeginn erst ab 7 Uhr (montags ab 10 Uhr) führen.

Kürzere Öffnung verärgert Badegäste

„Ich muss einen Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit, Klimaschutz und Badbesuchern machen“, gibt Geschäftsführer Markus Prang zu bedenken. Die kürzeren Öffnungszeiten beträfen nur einen kleinen Personenkreis in einem Zeitraum von 4,5 Monaten. Ein von sechs Familien unterschriebener Leserbrief zu den neuen Öffnungszeiten, der unsere Redaktion erreichte, deutet indes darauf hin, dass das Thema viele Badegäste beschäftigt.

„Wir sind enttäuscht und entsetzt, dass einerseits die Preise für das Geesthachter Freibad erhöht und auf der anderen Seite die Öffnungszeiten stark eingeschränkt werden. Ihre Planung geht an den Bedürfnissen der Menschen vorbei. Schade, dass unser für viel Geld renoviertes schönes Schwimmbad (5,6 Millionen Euro, die Red.) nun für viele Menschen nicht mehr nutzbar sein wird“, steht in dem Brief, den die Familien Cirotzki, Hapke, Ivens, Koops, Kulcke und Roock unterschrieben haben.

Becken müssen nach Öffnung abgedeckt werden

Geesthacht lässt sich sein auch in der Umgebung beliebtes Freibad einiges kosten. 1,3 Millionen Euro beträgt das jährliche Defizit. Zu dieser Saison gibt es eine moderate Anpassung der Eintrittspreise, die von der Politik mitgetragen werden. So zahlt ein Erwachsener jetzt schon ab der zweiten Stunde 2 Euro (statt 1,50 Euro). Auch die Tageskarten werden einen Euro teurer (Erwachsene 6 Euro, Kinder 4 Euro). Wohlgemerkt: Das gilt nur bei einer Bezahlung vor Ort. Wer im neuen Onlineshop kauft, zahlt weiter die alten Preise.

„Trotz des Defizits kann ich nicht sämtliche Kosten tragen“, sagt Markus Prang. Von der Kommunalpolitik habe er den Auftrag, möglichst energieeffizient zu sein. Deshalb werden die Becken nun nach Badeschluss mit einer Plane abgedeckt. Folge: ein hoher Personalbedarf abends sowie morgens vor der Öffnung gepaart mit dem bestehenden Personalmangel und einzuhaltender Arbeitsschutzrichtlinien.

Fehlendes Personal für Badeaufsicht

Für Angela Pelka, die Freundin von Karin Prawatke, hat dies jedoch zur Folge, dass sie ihre Saisonkarte kaum nutzen kann. „Sie arbeitet in Hamburg-Altona und schafft es einfach nicht bis 18 Uhr“, sagt Prawatke, die sich schon erkundigt hat, ob sie ihr Ticket wieder zurückgeben kann. In Benjamin Ahlborns Gruppe, in der alle über Wert- oder Saisonkarten besitzen, hätte über die Hälfte der Personen Probleme, es rechtzeitig zu schaffen. „Der Eintrittspreis wird hochgesetzt mit der Argumentation, dass wir ein bisschen mehr reinholen wollen, und dann tut man eigentlich alles, um eine gewisse Klientel zu vergraulen“, beklagt Ahlborn.

Karin Prawatke schlägt vor, dass das Freizeitbad ja wechselnde Öffnungszeiten einrichten könne. Mal wäre abends länger auf und dafür morgens später und umgekehrt. „Das geht mit dem bestehenden Schichtsystem nicht“, hält Geschäftsführer Markus Prang dagegen. Er schlägt den „Spätschwimmern“ vor, dass sie sich in einem Verein organisieren oder eine Bahn im Bad mieten. Dies geht auch nach den Öffnungszeiten. „Dann sind meine Mitarbeiter aus der Badeaufsicht entlassen“, erklärt Prang. Eine Bahn im Geesthachter Freitzeitbad kostet für 45 Minuten 30 Euro.

Aufsichtsrat hat andere Öffnung abgesegnet

Jörg Kunert (FDP) hält die neuen Öffnungszeiten für „nicht wirklich gelungen“. Ali Demirhan, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, bedauert die Einschränkung des Angebots. „Die Ersparnisse sind marginal. Der Betrieb sollte so organisiert werden, dass wir eine maximale Nutzung erreichen. Eine Einstellung von mehr Personal war nie Thema“, sagt Demirhan. Christin Ischdonat, Fraktionschefin der CDU, räumt ein, dass die gekürzten Öffnungszeiten plausibel erklärt wurden – auch mit relativ geringen Besucherzahlen morgens und abends. „Ich halte es für denkbar, dass an einzelnen warmen Tagen flexibel länger als bis 20 Uhr geöffnet ist. Wir gucken uns das jetzt erstmal an, wenn es abends einen Einbruch gibt, müssen wir darauf reagieren“, sagt Petra Burmeister (SPD).

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Es gibt es überdies Irritationen, um den neuen Kassenschluss. Auf freizeitbad-geesthacht.de schreiben die Betreiber von einem Kassenschluss von 18 Uhr und einem Badeschluss von 18.30 Uhr. Gleiches steht auf der städtischen Internetseite und waren die unserer Redaktion mitgeteilten Zeiten. Nach Informationen unserer Redaktion hat der Aufsichtsrat der Wirtschaftsbetriebe Geesthacht indes andere Öffnungszeiten abgesegnet. Hier sei immer von einem letzten Einlass um 18.30 Uhr die Rede gewesen.

Die neuen Öffnungszeiten in der Übersicht: montags 10 bis 19 Uhr und dienstags bis sonntags von 7 bis 19 Uhr (Kassenschluss 18 Uhr, Badeschluss: 18.30 Uhr). Die Badesaison beginnt traditionell mit freiem Eintritt am 1. Mai. Die Saison endet am 15. September.