Lauenburg. Der volkstümliche Name führt in die Irre, denn der Hügel gegenüber der Schleuse ist voller Historie. Wie kam er zu dem Namen?

Fragt man alteingesessene Lauenburger, kann fast jeder sagen, wo der Butterberg liegt – ein Abenteuerspielplatz für viele Generationen von Kindern. Und auch heute scheint es, als wäre der dicht bewachsene Hügel gegenüber der Lauenburger Schleuse ein unberührtes Naturparadies. Doch der Eindruck täuscht: Auf dem Hügel trafen sich einst mächtige Feldherren. Später platzten hier Fabrikantenträume, und einmal wurde auf dem Berg sogar dem Kaiser die Ehre erwiesen. Jetzt hat die Stadt das 1,6 Hektar große Grundstück dem Berliner Eigentümer abgekauft. Allerdings nicht, weil der Hügel so geschichtsträchtig ist. So wie die Au­graben-Niederung soll das Areal als Ausgleichsfläche dienen, um das Ökokonto auszugleichen.

Butterberg in Lauenburg wird Ausgleichsfläche für Baumaßnahmen

Auch wenn der rund 40 Meter hohe Hügel nur als Butterberg bekannt ist, ist das gar nicht sein ursprüng­licher Name. Eigentlich heißt die Anhöhe gegenüber der Lauenburger Schleuse nämlich Mühlenberg. Und zwar deshalb, weil er die herzogliche Palmmühle und die Glamannsche Mühle verband.

Doch an diesen Namen erinnert sich heute kaum noch jemand. Warum der Volksmund den Hügel Butterberg taufte, ist schnell erzählt. Wobei: Eigentlich war es anfangs gar keine Butter, sondern Margarine, die auf der Anhöhe produziert wurde.

Vor der Butter wurde dort Margarine produziert

Die Lauenburgische Landeszeitung schrieb am 10. April 1881: „Mit der Errichtung der letzthin erwähnten Margarine-Fabrik am hiesigen Platze auf dem vormaligem Grundstück der Actienziegelei wird es ernst. Bereits wird der Grund zu dem über 100 Fuß in der Front messenden Fabrikgebäude ausgehoben und soll der Bau möglichst beschleunigt werden, um den Betrieb ehestens eröffnen zu können.“

Am 27. Juli 1882 eröffnete ein gewisser J. Jaroslawki mit 22 Arbeitern die Margarinefabrik am Lauenburger Mühlenberg. Doch die Finanzierung platzte und damit schon im darauffolgenden Winter der Traum des Herrn Jaroslawki.

Etwas mehr Glück hatten die beiden Fabrikanten, die im Oktober 1883 in der ehemaligen Margarinefabrik die Butter- und Schmalzraffinerie Sanders & Berwin eröffneten. Doch im Gewerbebericht aus dem Jahr 1898 ist diese Firma auch nicht mehr aufgeführt.

Die Lauenburger winkten vom Butterberg aus dem Kaiser zu

Es ist nicht überliefert, ob sich Kaiser Wilhelm II. in seiner Regierungszeit mehrmals auf den Weg nach Lauenburg gemacht hat. Einmal jedoch war er ganz gewiss da. Mit Fanfaren und Böllerschüssen eröffnete seine Majestät am 16. Juni 1900 in Lübeck den Elbe-Lübeck-Kanal, damals noch Elbe-Trave-Kanal. Auch in Lauenburg hatte man sich auf das Ereignis vorbereitet.

Herausgeputzt standen zahlreiche Bürger auf den Terrassen des Butterbergs, um auf das Dampfschiff „Lubeca“ zu warten, auf dem der Kaiser den Kanal von Lübeck bis Lauenburg befuhr. Seine Majestät mag sich gewundert haben, dass die Lauenburger eine so prächtige Tribüne zu seiner Begrüßung direkt am Kanal errichtet hatten.

Beinahe wäre der Hügel zum Wallensteinplatz geworden

Ob der Kaiser wohl wusste, dass ­seine Untertanen auf einem Hügel standen, den das gemeine Volk den Butterberg nannte? Man hatte ­übrigens nur wenig später versucht, den sehr volkstümlichen Namen in einen würdevolleren zu wandeln. Schließlich hatte man herausgefunden, dass sich im Dreißigjährigen Krieg auf der Anhöhe ein bedeutendes historisches Ereignis abgespielt hatte.

Am 30. April 1904 wanderte der Lauenburger Verschönerungs­verein auf den Berg. Die Herren ­waren in wichtiger Mission unterwegs – und ein Reporter der Lauenburgischen Landeszeitung mit ­ihnen. „Der Berg bietet nicht nur von verschiedenen Punkten aus hübsche romantische Bilder, er enthält, und das ist entschieden das wichtigste, eine historische Stätte.

Die Natur hat sich den Berg zurückgeholt

Hier befindet sich der Platz, an dem Wallenstein, der drei Jahre hier Landesherr gewesen ist, eine Unterredung mit Tilly hatte, mit dem er sich allerdings nicht einigen konnte. Es wurde in Aussicht genommen, diesen Platz ‘Wallensteinplatz’ zu bezeichnen.“, schrieb er in seinem Artikel.

Doch dazu ist es nie gekommen. Mittlerweile hat sich die Natur den Butterberg zurückgeholt. Die Geschichten, die sich um ihn ranken, sind hinter Bäumen und dichtem Buschwerk verborgen.