Lauenburg. In Bibliotheken gibt es nur Bücher – lange vorbei. In der neuen Stadtbücherei gibt es vieles. Mit Glück sogar einen neuen Haarschnitt.

Da hätte der legendäre Gastwirt Heinrich Stappenbeck Augen gemacht. Als er vor etwa 130 Jahren die Herberge samt Festsaal übernahm, machte er sie in kürzester Zeit zu einem Haus, über das man weit über die Grenzen von Lauenburg hinaus mit Anerkennung sprach. Das könnte sich jetzt wiederholen. Seit Dienstag (19. März) ist das Medienzentrum Stappenbeck für die Besucher geöffnet. Die Lauenburger Stadtbücherei sucht jetzt in Sachen Platz und Ausstattung in der Region ihresgleichen.

Bis zur letzten Minute hat das Team um Büchereichefin Uta Silderhuis Regale beschriftet und die Technik getestet. Noch ist längst nicht alles perfekt. Der Info-Thresen wird erst nach Ostern geliefert, und die Internetverbindung „zickte“ auch noch rum. Auch der sogenannte Makerspace mit vielen digitalen Möglichkeiten ist noch nicht ganz fertig.

Medienzentrum Lauenburg bietet viel mehr als spannenden Lesestoff

Aber wen störte das schon? Hatten doch viele Kunden seit Ende vergangenen Jahres darauf gewartet, sich mit neuem Lesestoff zu versorgen. Dass am Dienstagvormittag der ganz große Ansturm trotzdem ausblieb, hing womöglich damit zusammen, dass viele in den vergangenen Tagen schon mal ihre Nase durch die Tür gesteckt hatten. Schließlich ist das Büchereiteam seit Wochen dabei, die Bücher und anderen Medien in die Regale einzuordnen.

Ganz nebenbei haben die Mitarbeiterinnen besonders neugierigen Besuchern dann schon mal gezeigt, was sie in der neuen Bücherei erwartet. Auch der Rückgabeautomat vor der großen Eingangstür wurde schon rege genutzt. Der nimmt die Medien nicht nur entgegen, er verzeichnet auch die Rückgabe. Nur einsortieren kann er Bücher, DVD und Co. noch nicht. „Das kommt super an. 2000 Medien fanden so bereits den Weg zu uns zurück“, erzählt die Büchereichefin.

Stammkunde Jürgen Rißmann freut sich, dass die Bücherei endlich geöffnet ist.  
Stammkunde Jürgen Rißmann freut sich, dass die Bücherei endlich geöffnet ist.   © Elke Richel | Elke Richel

Zeitungslektüre – Ritual beim Büchereibesuch

Auch Jürgen Rißmann hat schon vor der offiziellen Eröffnung ab und zu einen Blick in die nagelneue Bücherei geworfen. Der Lauenburger kennt das Stappenbeck noch aus seinen Glanzzeiten vor vielen Jahren. „So ein bisschen fehlt mir hier noch die Gemütlichkeit. Ob sich das noch ändert?“, fragt er und gibt sich selbst die Antwort: „Wenn man umzieht, muss man sich auch erst an die neue Umgebung gewöhnen. Dann stellt man hier und da mal noch was um und schon passt es“, ist er überzeugt.

Vor allem ist der Stammkunde aber froh, dass er sich jetzt wieder seine Romanverfilmungen ausleihen kann. Bevor er schaut, was es an Neuerscheinungen gibt, schnappt er sich die Lauenburgische Landeszeitung – ein Ritual bei jedem Büchereibesuch. Und wenn die Redakteurin schon so fragt, gibt er ihr gleich eine kleine Kritik mit auf den Weg: „Warum habt ihr den Lokalsport so zusammengestrichen?“, will der ehemalige Handballtrainer wissen.

Behindertenbeauftragter Siegfried Betge bespricht mit den Planerinnen Martina Wulf-Junge und Madlene Heims (v.l.) Details zur Barrierefreiheit
Behindertenbeauftragter Siegfried Betge bespricht mit den Planerinnen Martina Wulf-Junge und Madlene Heims (v.l.) Details zur Barrierefreiheit © Elke Richel | Elke Richel

Stappenbeck: Barrierefrei mit kleinen Punktabzügen

Unter die ersten Besucher in der neuen Bücherei hat sich auch Siegfried Betge gemischt. Der Lauenburger Behindertenbeauftragte wollte sich aber nicht nur als interessierte Stammkunde ein erstes Bild von der neuen Bücherei machen. „Gut, dass Rollstuhlfahrer im Stappenbeck überall Zugang haben. Nicht so gut, dass sie zum Teil einen anderen Eingang als andere Besucher nehmen müssen. Aber das ist nun mal ein altes Gebäude, mit eingeschränkten Möglichkeiten“, bedauert er.

Trotzdem, einen Wunsch hat er an Martina Wulf-Junge aus dem Bauamt und Architektin Madlene Heims. „Es wäre schön, wenn der Behindertenbeauftragte bei künftigen Vorhaben von Anfang an in die Planung einbezogen würde. Zusammen finden wir vielleicht Lösungen, die über die gesetzlichen Vorschriften hinausgehen“, sagt er. Die beiden Planerinnen nicken. Im Sommer beginnt die Gestaltung der Lesegärten. Bei der Umsetzung sei seine Mitarbeit gern gesehen.

Der Jugendbereich in der zweiten Ebene ist über eine Treppe oder mit dem Fahrstuhl zu erreichen.
Der Jugendbereich in der zweiten Ebene ist über eine Treppe oder mit dem Fahrstuhl zu erreichen. © Elke Richel | Elke Richel

Stadtcafé öffnet am kommenden Sonnabend

Im neuen Stappenbeck haben aber nicht nur die Bücherei und in Kürze auch das Stadtarchiv ihr neues Domizil gefunden. Ein beliebter Anziehungspunkt dürfte auch das angeschlossene Stadtcafé werden. Obwohl Birgit und Henrik Schmidt in Sachen Gastronomie schon „alte Hasen“ sind, ist ihren die Aufregung anzumerken. Erst vor ein paar Tagen konnten sie mit der Einrichtung beginnen. Am kommenden Sonnabend (23. März) wollen sie zum ersten Mal öffnen, das haben sie sich fest vorgenommen.

Auch wenn das Konzept ein anderes ist, als ihr „Café von Herzen“ in der Elbstraße, erkennt man im Stadtcafé die Handschrift der beiden Gastronomen. „Wir wollen hier einen Ort für Menschen schaffen, die in der Stadt unterwegs sind und sich anschließend spontan mit Bekannten auf einen Kaffee oder einen Snack verabreden wollen“, sagt Birgit Schmidt. Geöffnet hat das Stadtcafé montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr sowie sonnabends von 8 bis 13 Uhr.

Die Bücherei ist ab sofort geöffnet. Birgit und Henrik Schmidt im Stadtcafé
Die Bücherei ist ab sofort geöffnet. Birgit und Henrik Schmidt im Stadtcafé © Elke Richel | Elke Richel

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Stappenbeck: Tag der offenen Tür am 26. März

Der ehemalige Bauamtsleiter Reinhard Nieberg hatte immer prophezeit, das Medienzentrum würde im Herbst 2023 fertig sein. Genaugenommen hatte er recht: Am 21. Dezember, – einen Tag vor Beginn des kalendarischen Winters – hat Bürgermeister Thorben Brackmann von Architektin Madlene Heims die Schlüssel entgegengenommen. Die Öffnung der Bücherei ist jetzt der zweite Teil der Einweihung.

Weil aber alle guten Dinge drei sind, lädt die Stadt für Dienstag, 26. März, zu einem Tag der offenen Tür ins Stappenbeck ein. Wer es bis dahin noch nicht geschafft hat, kann sich dann ab 14 Uhr einen Eindruck von der neuen Einrichtung im Stadtzentrum machen und sich vielleicht auch erklären lassen, was es mit der Nachtausleihe auf sich hat. Ansonsten öffnen sich die Türen wochentags jeweils um 10 Uhr. Montags, mittwochs und freitags schließen sie um 14 Uhr, dienstags und donnerstags ist bis 18 Uhr geöffnet. Sonnabends ist von 9 bis 12 Uhr Gelegenheit, die Bücherei an der Alten Wache 8 zu besuchen.

Eine besondere Attraktion gibt es auch beim Tag der offenen Tür. Der Münchener Kultfriseur Danny Beuerbach bietet zwischen 15 und 18 Uhr seinen besonderen Service an: Während er Kindern einen neuen Haarschnitt verpasst, lesen die ihm aus ihrem Lieblingsbuch vor. Als Belohnung ist der coole Haarschnitt kostenlos.