Lauenburg. Das Team um Leiterin Uta Silderhuis konnte sich den wichtigsten Preis sichern, der in Deutschland an Bibliotheken vergeben wird.
„Nirgends kann man den Grad der Kultur einer Stadt und überhaupt den Geist ihres herrschenden Geschmacks schneller und doch zugleich richtiger kennenlernen als in den Lesebibliotheken“, war der Dichter Heinrich von Kleist überzeugt. Wenn das stimmt, braucht sich Lauenburg nicht zu verstecken. Die Stadtbücherei ist in diesem Jahr „Bibliothek des Jahres“ geworden“ – und zwar in der Kategorie Kleine Städte bis 50.000 Einwohner.
Manch einer wird sich noch an Zeiten erinnern, als es in Bibliotheken nur regalweise Bücher, meterhohe Katalogkästen, ein paar Zeitschriften und vor allem eine Regel gab: Hier hat man mucksmäuschenstill zu sein. Diese Zeiten sind lange vorbei. Büchereien, die auf der Höhe der Zeit sind, bieten heute fast alles, was auf dem Medienmarkt zu finden ist. Und manchmal gibt es so richtig Action in den früher so „heiligen Hallen“.
Auszeichnung: Lauenburger Stadtbücherei ist Bibliothek des Jahres 2023
In der Lauenburger Stadtbücherei gehören digitale Angebote seit Jahren zum Standard – vom iPad-Koffer über eine Gaming-Lounge bis zu Mini-Robotern. Bücher gibt es natürlich auch. Und um alle Kinder und Jugendliche zu erreichen, lässt sich das Büchereiteam um Chefin Uta Silderhuis einiges einfallen. Für dieses Engagement gab es schon so einige Preise. Jetzt kam die bisher höchste Auszeichnung dazu: der Titel „Bibliothek des Jahres 2023“.
Zur offiziellen Preisverleihung am Freitagabend waren zahlreiche Gäste nach Lauenburg gekommen. „Ich weiß noch, als mich Leiterin Uta Silderhuis mit zittriger Stimme anrief und mir davon berichtete“, erinnerte sich Bürgermeister Thorben Brackmann in seinem Grußwort. Ein paar Tage mussten beide noch dichthalten, denn die Verkündung der Preisträger ist stets ein hochoffizieller Akt. Schließlich hatten sich 45 Bewerber aus ganz Deutschland Chancen auf den Titel eingeräumt.
Digitale Schlagworte mit Leben gefüllt
Der Titel „Bibliothek des Jahres 2023“, ist nicht die erste, aber die bisher höchste Auszeichnung, die das Lauenburger Büchereiteam in den vergangenen Jahren abgeräumt hat. Im November 2021 konnte es den Bibliothekspreis des Landes entgegennehmen und sich über das Preisgeld von 10.000 Euro freuen. Der Preis stand stand unter dem Motto „Alles, was Du wissen willst – Bibliotheken und Schulen“. Nur einen Monat später dann die nächste Auszeichnung: Die Lauenburger Bücherei wurde mit dem Qualitätssiegel „Qualifizierte Bibliothek zwischen den Meeren“ geehrt.
Die Entscheidung, welche Bücherei den Titel erhält, fällen der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) und die Stiftung Deutsche Telekom gemeinsam. „Die Bewerbung der Lauenburger Bücherei war einfach perfekt. Da kamen nicht nur alle gängigen Schlagworte der digitalen Welt vor. Die Bücherei füllt die auch mit Leben“, lobte dbd-Präsident Dr. Frank Mentrup in seiner Ansprache.
Kein Wunder: Die Lauenburger Bücherei hatte sich diesbezüglich schon vor sechs Jahren einen Namen gemacht und war deshalb von der Landesregierung als einer von drei sogenannten „digitalen Knotenpunkten“ ausgewählt worden. Seitdem flossen pro Jahr 120.000 Euro nach Lauenburg. Das Projekt läuft in diesem Jahr aus, aber dank dieser Förderung ist die Bücherei wie kaum eine andere im Land nachhaltig mit moderner Kommunikationstechnik ausgestattet.
Was vielleicht noch wichtiger war: Die Stadt konnte dank dieser Förderung einen Medienpädagogen für die Bücherei einstellen. Als seine Stelle nach zwei Jahren auslief, übernahm Büchereimitarbeiterin Marielies Schuldt diese Aufgabe. Dank der Förderung kann die Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste die Hälfte ihrer Arbeitszeit dafür verwenden, Lauenburgern jeden Alters das Einmaleins der Nutzung digitaler Medien beizubringen.
„Digitaler Knoten“ – Förderung läuft aus, Stadt springt ein
Weil es ab nächstem Jahr kein Geld mehr dafür gibt, stand dieses Angebot lange auf der Kippe. In der Politik hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Vermittlung dieser Kenntnisse auch in Zukunft unverzichtbar ist. Auf Antrag der CDU beschloss der zuständige Ausschuss daher, dass die Stadt nach Auslaufen der Förderung in die Bresche springt. Wenn jetzt noch der Hauptausschuss grünes Licht gibt, ist die Finanzierung der digitalen Angebote in Lauenburg weiter gesichert.
- Stadtbücherei Geesthacht muss Öffnungszeiten einschränken
- Ahrensburg: Büchereileiter verlässt die Schlossstadt nach elf Jahren
- Bürgerstiftung: 1500-Euro-Spende für eine Lauenburger Tradition
Die Wertschätzung der Politik für die Bücherei war auch dem Präsidenten des Bibiotheksverbandes aufgefallen. Insbesondere die Tatsache, dass die kleine Stadt Lauenburg fast zehn Millionen in das neue Medienzentrum steckt, fand er gerade in der heutigen Zeit bemerkenswert. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, aber eine kluge Entscheidung. Jeder Euro, der in die Vermittlung von Medienkompetenz gesteckt wird, ist eine Investition in die Zukunft“, sagte er.
Im ehemaligen Hotel und Festsaal Stappenbeck wird es nicht nur einen großzügigen Ausleihbereich geben, sondern auch einen sogenannten Makerspace. Das ist eine offene Werkstatt, in der für Benutzer unter anderem digitale Werkzeuge, wie Lasercutter oder 3D-Drucker bereitstehen. In die Ausstattung des neuen Medienzentrums werden übrigens auch die 7000 Euro Preisgeld fließen, die mit dem Titel „Bibliothek des Jahres 2023“ verbunden sind. Insgesamt lässt sich die Stadt das neue Medienzentrum 9,5 Millionen Euro kosten.