Lauenburg. 300 Kinder, 300 Meter, 60 Bücher: Mit einer spektakulären Aktion feiert die Stadtbücherei Abschied von der Weingartenschule
Die letzten 60 Bilderbücher fanden gestern in Lauenburg ihren Weg in das neue Medienzentrum Stappenbeck. Aber anders als allen anderen Medien war ihnen ein großer Auftritt vergönnt: Statt im Karton ging es von Hand zu Hand in ihr neues Domizil. 300 Grundschüler bildeten eine Kinderkette und nahmen so Abschied von der Schulbücherei in der Weingartenschule. Zu übersehen war die spektakuläre Aktion nicht.
Eine Stunde lang sperrte die Polizei dafür extra die Bundesstraße 5 ab und leitete den Verkehr um. Geübt hatten die Kinder die Kette nicht, aber es klappte alles wie am Schnürchen. Schon nach 20 Minuten war das letzte Buch bei Büchereichefin Uta Silderhuis am Ende der Kette angekommen. Etwa die Hälfte der 18.000 Medien stehen inzwischen in den nagelneuen Regalen. Die übrigen sind gerade ausgeliehen und werden von den Büchereinutzern erst dann zurückgebracht, wenn sich die Türen im Medienzentrum Stappenbeck zum ersten Mal öffnen.
Lauenburg: Letzte Bücher kommen im neuen Medienzentrum an
„Wir gehen davon aus, dass wir Ende des Monats öffnen können“, sagt Amtsleiter Christian Asboe. Eigentlich hatte die Stadt den 19. Februar als Tag der Wiedereröffnung angepeilt, aber noch fehlen ein paar technische Voraussetzungen – unter anderem die Sicherheitsanlage –, um die Bücherei in Betrieb nehmen zu können.
Der Eröffnungstermin ist allerdings so ziemlich die letzte Unbekannte in der langen Geschichte des Umbaus vom ehemaligen Gasthaus Stappenbeck. Rund neun Millionen Euro hat sich die Stadt den Umbau kosten lassen. Neben der Bücherei findet hier künftig auch das Lauenburger Stadtarchiv sein neues Domizil. Im März wird in dem Gebäudekomplex Stappenbeck auch das neue Stadtcafé öffnen. Mit dem neuen Medienzentrum will die Stadt gleich drei Probleme auf einen Schlag lösen: Am jetzigen Standort Bücherei kann der geplante Erweiterungsbau der Weingartenschule entstehen. Außerdem erhalten sowohl die Bücherei als auch das Stadtarchiv viel mehr Platz als bisher.
Abschied nach 65 Jahren aus der Weingartenschule
Am Dienstag ging es allerdings erstmal darum, Abschied zu nehmen. Rund 65 Jahre lang hatte die Lauenburger Stadtbücherei ihren Sitz und der Weingartenschule. Viele Großeltern der heutigen Schüler haben hier schon ihre Bücher ausgeliehen und vor allem eines gelernt: In einer Bücherei hat es mucksmäuschenstill zu sein. Das ist heute ganz anders, wie Paula Dreweloky weiß. „Ich treffe mich nach dem Unterricht gern mit meinen Freunden zum Zocken in der Bücherei. Zum Glück ist die neue ja nicht weit weg“, freut sich die Neunjährige.
Etwa 300 Meter sind es von der Schule bis zum Stappenbeck – einmal über die B5 und dann durch die Fußgängerpassage. Auf die Ampel mussten die Kinder gestern nicht achten, die Polizei hatte die Straße für eine Stunde lang gesperrt und den Verkehr umgeleitet. Eine bessere Werbeaktion hätten sich die Büchereichefin und ihr Team gar nicht einfallen lassen können. In die Rufe der Kinder „Eins, zwei, drei, Bücherei!“ stimmten so manche Passanten ein.
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Ein cooler Haarschnitt fürs Vorlesen
Gern hätte Leiterin Uta Silderhuis bei dieser Gelegenheit auch erzählt, wann es im Stappenbeck endlich losgeht. Zumindest konnte sie aber schon den ersten Veranstaltungstermin im neuen Domizil verkünden: Am Dienstag, 26. März, ist der Münchener Kultfriseur Danny Beuerbach wieder in der Bücherei zu Gast. Zwischen 15 und 18 Uhr bietet er seinen besonderen Service an: Während er Kindern einen neuen Haarschnitt verpasst, lesen die ihm aus ihrem Lieblingsbuch vor. Als Belohnung ist der coole Haarschnitt kostenlos.
Seit Jahren tourt der Vorlesefriseur durch Büchereien und Buchhandlungen der Republik und war 2019 auch schon in Lauenburg zu Gast. Um sicherzugehen, dass die Eltern angesichts der neuen Frisur ihres Sprösslings nicht vom Stuhl fallen, gibt es eine Regel: „Es muss zwar kein Geld mitgebracht werden, dafür aber eine Einverständniserklärung der Eltern, wenn die Kinder ohne Begleitung in die Bücherei kommen.“