Lauenburg. Die Folgen des Erdrutsches sind noch nicht behoben, da hat es am Elbhang Lauenburg einen neuen Zwischenfall gegeben. Erst der Anfang?
In Lauenburg ist am 14. Februar der Elbhang an der B209 ins Rutschen geraten, und das bewegt nun auch die Politik. Für die Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am Montag, 11. März, beantragt die SPD, den Punkt „Hangabgang am Butterberg“ auf die Tagesordnung zu setzen. In diesem Zusammenhang stellt die Fraktion schon im Vorfeld der Sitzung eine Reihe von Fragen, die über die aktuelle Situation am sogenannten Butterberg hinausgehen.
Dafür gibt es einen aktuellen Anlass. Die Sperrung der B209 (Hafenstraße) für Fahrzeuge und Fußgänger ist derzeit zwar die folgenreichste, aber nicht einzige Beschränkung am Elbhang. In der Sturmnacht zum vergangenen Freitag (23. Februar) konnten sich die Wurzeln eines Baumes nicht im durchnässten Erdreich halten. Der dicke Stamm liegt nun quer auf dem Weg zu den Fährtreppen. Der Weg zwischen Schlossgebäude und Altstadt ist seitdem gesperrt.
Hangbereich unter Straße Halbmond auch gefährdet
„Was weiß die Stadtverwaltung über die Beschaffenheit der verschiedenen Hänge? Der Abgang an den Fährtreppen lässt schlimme Befürchtungen aufkommen“, heißt es in dem Antrag der Sozialdemokraten, die Belege und Ergebnisse entsprechender Untersuchungen sehen wollen. In diesem Zusammenhang will die Fraktion auch wissen: „Inwiefern ist der immer noch gültige B-Plan 29 für den Bereich Halbmond zu halten?“ Unterhalb des Halbmondes war 1910 zu einem großflächigen Abrutsch des Hanges gekommen.
Der aktuelle Bebauungsplan des Halbmondes aus dem Jahre 1979 lässt die Möglichkeit vielfältiger Bautätigkeit in diesem Bereich zu. Von Untersuchungen der Bodenbeschaffung und Umweltverträglichkeit ist in diesem 45 Jahre alten Dokument nicht die Rede. „Wie wird das bei der Genehmigung von Bauanträgen berücksichtigt?“, wollen die Sozialdemokraten wissen.
Vibration durch Schwerlastverkehr entlang der Hafenstraße
Im Hinblick auf die jüngsten Ereignisse am Elbhang entlang der B209 bekommt eine alte Forderung neue Bedeutung: Seit Jahrzehnten fordern Anwohner, Schwerlastverkehr auf der Hafenstraße einzudämmen. Bisher ging es dabei allerdings in erster Linie um Lärmbelästigung und Abgase. Durch die Voruntersuchungen zur Planung der neuen Elbquerung weiß man, dass aktuell pro Richtung etwa 4000 Fahrzeuge durch Hafenstraße fahren – darunter ein großer Teil schwerer Laster.
Anwohner berichten immer wieder, dass die Gläser im Schrank klirren, wenn ein 40-Tonner am Haus entlang donnert. „Kein Wunder, dass der Hang das auf Dauer nicht aushält. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die nächste Scholle runterkracht“, schreibt ein Lauenburger in einer lokalen Facebookgruppe. Die SPD-Fraktion regt in diesem Zusammenhang ein Schwerlastverbot in der Hafenstraße an, um die Vibrationen durch den Verkehr zu mindern.
Überwachung des Hangs beim Schleusenbau
In den sozialen Netzwerken kursieren mittlerweise Gerüchte, die Stadt hätte schon lange von den Gefahren gewusst und nichts dagegen getan. Dem tritt Bürgermeister Thorben Brackmann entschieden entgegen: „Es stimmt nicht, dass wir in der Stadtverwaltung wussten, dass ein Abrutschrisiko am Hang besteht und dort was gemacht werden muss“, stellt er klar. Untersuchungen des Berges gab es in der Vergangenheit aber schon.
Im Jahre 2000 begannen die Bauarbeiten für die Lauenburger Schleuse gegenüber der aktuell abgerutschten Fläche im Hang. Bekannt ist: Vor und während der sechsjährigen Bauzeit wurde die Standfestigkeit des Hangs ständig untersucht, ohne dass bedenkliche Erkenntnisse gewonnen wurden. Man kann es allerdings drehen oder wenden, wie man will: Am Ende hat die Stadt doch den Schwarzen Peter – nämlich den der Kosten.
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Elbhang rutschte im „Niemandsland“ ab
Die Eigentumsverhältnisse sind dort kompliziert. Im Dezember 2021 beschloss die Stadtvertretung, den sogenannten Butterberg einem Berliner Eigentümer als ökologische Ausgleichsfläche abzukaufen, nicht allerdings die Hangfläche davor, an der der Abrutsch passierte. „Dieses Grundstück ist herrenlos. Die Eigentümer haben es seit Jahren aufgegeben. Insofern werden wir wohl auf den Kosten sitzenbleiben. Wie hoch die sein werden, kann ich noch gar nicht abschätzen“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe.
Derweil wurde auch am Sonnabend mit Hochdruck an der Unglücksstelle gearbeitet. Der Plan ist derzeit, die Hafenstraße in der kommenden Woche halbseitig freizugeben und die wechselseitige Durchfahrt mittels Baustellenampel zu regeln. Allerdings ist das noch keine beschlossene Sache. „Wir werden am Montag das weitere Vorgehen besprechen“, kündigt Bürgermeister Thorben Brackmann an.