Lauenburg. Statiker überprüft Haus an Abbruchkante. Hafenstraße in Lauenburg bleibt noch diese Woche gesperrt. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
Der Regen hat eine Pause eingelegt. Nur am Donnerstag soll es noch einmal Niederschläge geben. Das sorgt für ein Aufatmen bei den Bauarbeitern am Elbhang an der Hafenstraße in Lauenburg. Trotzdem gehen die Arbeiten unvermindert weiter und werden mindestens bis Ende dieser Woche fortgesetzt. Baumkletterer sind seit Montagmorgen, 19. Februar, erneut dabei, instabile Bäume zu entfernen.
Mit zwei Baggern und mehreren Muldenkippern sind bereits mehrere Hundert Tonnen Erdreich abgefahren und auf der anderen Seite der Schleuse auf einem Lagerplatz abgeladen worden. Es herrscht weiterhin Lebensgefahr an der Baustelle, deshalb ist der Bereich auch weiträumig abgesperrt. Aber: „Die Gefahr, dass es weitere Erdrutsche gibt, sinkt von Tag zu Tag, weil wir große Mengen instabiler Erdmassen abtragen und somit den Druck aus dem Hang nehmen“, sagt Lauenburgs Bauamtsleiter Christian Asboe.
Lauenburg: Unklar, wann die Hafenstraße wieder passierbar sein wird
Die großen Eichen, die noch auf dem Kamm oberhalb der Abbruchkante stehen, sind im Augenblick keine Gefahr, so die Einschätzung von Bauamtsleiter Christian Asboe beim Ortstermin am Montag. Wohl aber zahlreiche Bäume am Hang, die bei einem Absturz weitere Erdmassen mit sich reißen könnten.
Die Gefahr ist also längst nicht gebannt und wann die wichtige Verbindungsstraße zur Verbindung zur Elbbrücke wieder freigegeben werden kann, steht in den Sternen. „Wir haben uns bewusst entschieden, keinen Termin zu nennen. Es gibt einfach zu viele Unwägbarkeiten“, so der Bauamtsleiter. Denn erst am Wochenende ist erneut eine größere Erdscholle in Richtung Hafenstraße abgerutscht.
„Das Problem ist die Topografie. Wir haben eine Abbruchkante, die sich weiter fortsetzt. Es gibt nur eine sehr dünne Schicht Mutterboden, darunter befindet sich Sand. Die Bäume haben keinen Halt. Eigentlich sind Eichen Pfahlwurzler. Die Bäume haben ihr Wurzelwerk hier aber in die Breite ausgedehnt und bei dem aufgeweichten Boden keinen Halt mehr gefunden“, so Asboe. Deshalb haben die umstürzenden Bäume auch größere Erdmassen mitgerissen und so zu den Erdrutschen geführt.
Parallel zur Rodung des Hanges beginnen die Planungen für die Sicherung
Parallel zu den Rodungs- und Baggerarbeiten laufen die Planungen, wie sich der Hang absichern lässt. Dafür gibt es aktuell zwei Optionen, die allerdings beide eine längere Bauzeit erfordern. Eine mögliche Lösung wäre eine Abstützung des Hanges mit 400 bis 500 sogenannten Big Bags aus Kunststoffgewebe, die mit Sand gefüllt werden und dann mit einem sogenannten Geotextil gesichert werden müssten, damit sie nicht verrutschen. „Das ist allerdings nur eine provisorische Lösung, die so langfristig nicht bleiben kann. Das Optimum wäre nach aktueller Sachlage eine langfristige Sicherung des Hanges mit einem Textilnetz, wie es in den Bergen verwendet wird“, so Asboe, nachdem er sich mit einem Experten für Hangsicherung beraten hat, der auch zu einem Ortstermin in Lauenburg war.
Ein Problem bei der Variante mit dem Netz ist aber die Frage der Befestigung. „Normalerweise werden für so etwas sehr lange Erdnägel verwendet. Die dürften in dem sandigen Untergrund aber keinen Halt finden“, so der Bauamtsleiter. Denn diese Netze werden üblicherweise in den Bergen verwendet, wo felsiger Untergrund ausreichend Halt bei der Befestigung bietet. Ohnehin ist eine enge Abstimmung der Arbeiten mit der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises erforderlich, da es sich bei dem Hang um ein Biotop handelt, das unter Schutz steht. Die Beratungen über die finale Lösung sind deswegen im Fluss, eine Entscheidung steht noch aus. „Was wir jetzt dringend brauchen, ist ein Ortstermin mit der Unteren Naturschutzbehörde. Der Hang ist ein geschütztes Biotop. Wir müssen die Sicherungsarbeiten mit der Behörde abstimmen und brauchen dafür grünes Licht“, so Asboe
Sorge bereitet ein Mehrfamilienhaus an der Abbruchkante
Sorge bereitet dem Bauamtsleiter auch ein Mehrfamilienhaus, das mittlerweile nur noch wenige Meter von der Abbruchkante entfernt am Mühlenweg oberhalb des Butterberges liegt. Eine konkrete Gefahr, dass das zum Glück kaum bewohnte Gebäude abstürzen könnte, gibt es im Augenblick nicht. Die abrutschenden Erdmassen und mögliche weitere Erdrutsche könnten aber dazu führen, dass Einsturzgefahr entstehen könnte. Geräumt wurde das Haus bislang nicht, die Stadt hat aber einen Statiker eingeschaltet, der das Gebäude untersuchen sollen. „Wir wollen verhindern, dass wir an dieser Stelle eine weitere böse Überraschung erleben“, sagt Asboe.
Jetzt gilt es aber zunächst, ein weiteres Abrutschen des Berges zu verhindern und auch wenn sich Asboe hinsichtlich einer Freigabe der Straße nicht äußern will, steht eines definitiv fest: In dieser Woche wird die Straße nicht mehr passierbar sein. Angesichts der umfangreichen Arbeiten dürfte die Straße aber auch deutlich länger gesperrt bleiben. Denn im Augenblick ist der Bereich weiträumig abgesperrt und die Arbeiten sind auch schwierig, weil der Erdrutsch an einer der schmalsten Stellen der Hafenstraße direkt im Bereich der Schleuse erfolgt ist.
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Die mittlerweile lebensgefährliche Situation hatte am Mittwoch, 14. Februar, mit dem Sturz einer 140 Jahre alte Eiche begonnen, die die Fahrbahn versperrte. Eigentlich sollte die Straße nur kurzzeitig für den Feuerwehreinsatz gesperrt sein, doch allein diese Eiche wog 20 Tonnen und war nur schwierig abzutransportieren. Bei diesen Arbeiten fiel das ganze Ausmaß des Erdrutsches auf und der Baum löste quasi eine Kettenreaktion aus, bei der immer weitere Teile des eiszeitlichen Hanges abrutschten. Bauamtsleiter Christian Asboe: „Solche Erdrutsche hat es in diesem Bereich noch nie gegeben. Die ungewöhnlich starken und langanhaltenden Regenfälle dürften der Auslöser gewesen sein.“