Lauenburg. Analyse der Verkehrsströme war Thema der vierten Beteiligungsrunde zur Planung der neuen Elbquerung. Was die Zählungen noch ergaben.

Bürgerbeteiligung, so wie sie sein sollte: Schon zum vierten Mal hatte der Landesbetrieb für Straßenverkehr und Verkehr (LBV) zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung zum Planungsstand der neuen Elbquerung in Lauenburg eingeladen. Auch diesmal wurde keine Frage ausgeklammert – weder von den zahlreichen Zuschauern im Hohnstorfer Sportzentrum, noch von den etwa 100 Interessierten zu Hause, die per Livestream zugeschaltet waren.

Diesmal lag der Schwerpunkt der Veranstaltung auf der Analyse der aktuellen Verkehrsströme durch Lauenburg sowie einer Aussicht bis ins Jahr 2040. Um es vorwegzunehmen: Haben die Gutachter recht, nimmt der Schwerlastverkehr durch Lauenburg in den nächsten Jahren dramatisch zu.

Neue Elbquerung – 2040 donnern 40 Prozent mehr Lkw durch Lauenburg

Im Januar und April dieses Jahres wurde der Verkehr in Lauenburg und im benachbarten Hohnstorf an insgesamt 21 Messstellen erfasst. Es würden nicht nur Pkw und Lkw gezählt, sondern auch Fußgänger- und Radfahrerströme gemessen. Die so ermittelten Daten haben Einfluss auf die Festlegung der neuen Trasse für die neue Elbquerung, weil sie unter anderem Schlüsse zu Lärm- und Schadstoffbelastung zulassen.

Kristian Bock vom Büro „TSC Beratende Ingenieure für Verkehrswesen“ präsentierte die Ergebnisse der Verkehrszählung und kam zu dem Schluss: „In Lauenburg ist ein nennenswerter Durchgangsverkehr zu verzeichnen. Die untersuchte Ortsumgehung der B5 kann das Stadtgebiet deutlich entlasten.“

Britta Lüth (LBV) und Kristian Bock (TSC) präsentieren die Ergebnisse der Verkehrszählung aus diesem Jahr. Mehr als 100 Interessierte haben sich online zugeschaltet.
Britta Lüth (LBV) und Kristian Bock (TSC) präsentieren die Ergebnisse der Verkehrszählung aus diesem Jahr. Mehr als 100 Interessierte haben sich online zugeschaltet. © Elke Richel | Elke Richel

Neben Verkehrsplaner Kristian Bock stellte sich auch Britta Lüth den Fragen der Besucher. Die Geschäftsbereichsleiterin des LBV war schon bei den drei vorherigen Beteiligungsrunden dabei und steckte auch diesmal voll im Thema. Moderator Thomas Waldner sorgte souverän dafür, dass der rote Faden der Veranstaltung nicht verloren ging.

Die Prognose der Verkehrsströme im Untersuchungsgebiet bis 2040 sorgte dann doch für etwas Unruhe. Die Gutachter gehen davon aus, dass der Lkw-Durchgangsverkehr in Lauenburg in den nächsten 17 Jahren um 40 Prozent zunehmen wird. Der Pkw-Verkehr würde im Betrachtungszeitraum nur um 10 Prozent anwachsen. Bei der Bewertung dieser Zahl gingen die Meinungen unter den Besuchern auseinander.

Meinungen zur Verkehrsprognose für Lauenburg gehen auseinander

Ein Lauenburger zweifelte an, dass dieser prognostizierte Zuwachs hoch genug angesetzt sei. Er brachte den geplanten Fehmarnbelt-Tunnel ins Spiel und dessen Auswirkungen auf den Lkw-Durchgangsverkehr in Lauenburg. Da konnte Britta Lüth allerdings Entwarnung geben. Sie sei in dieses Projekt für den Bereich Straßenhinterlandanbindung eingebunden und kenne daher die prognostizierten Verkehrszahlen für das Umland.

Brika Üffing von den Lauenburger Grünen glaubt dagegen, dass die Prognose der Aufkommens an Schwerlastverkehr bis 2040 die angestrebte Verkehrswende unzureichend berücksichtigt hätte. Aus ihrer Sicht könne nur der Einsatz von Lkw mit klimafreundlichen Antrieben und Kraftstoffen für wirkliche Entlastung in den Städten führen. „Wenn wir die Verkehrsströme nur verlagern, leiden andere Menschen darunter“, sagte sie.

Nächstes Thema: Wohin mit Fußgängern und Radfahrern?

Eine Frage konnte Britta Lüth auch während dieser Veranstaltung nicht beantworten: Welcher Trasse räumen die Planer derzeit die größte Chance ein? Allerdings stellte sie in Aussicht, dass während der nächsten Beteiligungsrunde im Sommer kommenden Jahres eine oder mehrere Trassenvarianten in den derzeit fünf Planungskorridoren West, Mitte, Ost, Nord und Süd eventuell schon ausgeschlossen werden kann.

Vorrangig soll es dann aber um die Frage gehen: Wie erreichen Radfahrer und Fußgänger das andere Elbufer? Möglich sei, dass es beim Neubau eine separate Spur für Fußgänger und Radfahrer gebe. Dies gelte aber nur für eine Brückenvariante. Britta Lüth hatte bei der Veranstaltung im Sommer noch eine andere Variante ins Spiel gebracht: einen Shuttle, der Fußgänger und Radfahrer auf die andere Elbseite bringt.

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Neue Elbquerung: Planungsdokumente sind online abrufbar

Nach der Veranstaltung gab es viel Lob für die Organisatoren. „Auf diese Weise die Bürger in die Planung einzubeziehen, ist großartig. Das ist gelebte Demokratie“, meinte Brika Üffing von den Lauenburger Grünen. Wer die vierte Beteiligungsrunde nicht verfolgen konnte, hat dazu in den nächsten Tagen Gelegenheit. Auf der Seite www.schleswig-holstein.de/elbquerung-lauenburg gibt es Links zu allen bisherigen Beteiligungsrunden sowie eine Zusammenstellung der Planungsdokumente und relevanten Flurkarten.

Allein die Videomitschnitte der bisherigen Informationsveranstaltungen wurden jeweils über 2000-mal angeklickt. Das Datum für die fünfte Beteiligungsrunde zur neuen Elbquerung steht noch nicht fest. Voraussichtlich wird der LBV dann wieder nach Lauenburg einladen.