Geesthacht. Das Geesthachter Schiff wurde seit März vergangenen Jahres in einer Werft repariert. Wie die Ausflugsfahrten bekannter werden sollen.

Ahoi, Piep! GeesthachtsStadtbarkasse schaukelt bald wieder mit heimatlichem Elbwasser unter dem Kiel auf den Wellen. Gegen Ende Januar, so ist der Plan, soll das historische Schiffnach fast einem Jahr Abwesenheit wieder amAnleger östlich des Menzer-Werft-Platzes festmachen. „Wir hoffen, bei schönem Wetter schon im April, spätestens im Mai wieder auf Ausflugsfahrt gehen zu können“, sagt Reinhard Schliemann, neuer Obmann der Piep-Förderkreises.

Wenn die Piep von der Werft in Ochsenwerder zurück ist, fallen noch Lackierarbeiten und kleine Reparaturen an. Vertreter des Förderkreises wollen die Barkasse selbst von der Werft abholen und in den Heimathafen zurück schippern. Die Barkasse musste dringend repariert werden, befindet sich seit März beim Marine Service Brandt am Oortkatenufer 4. Eigentlich sollte das betagte Schiff – die Piep wurde 1925 gebaut – nur per Hochdruckreiniger gewaschen, mit einer Spezialfarbe neu beschichtet und dann das Bootszeugnis verlängert werden.

Geesthachts Stadtbarkasse Piep will im Frühjahr wieder auf Ausflugstour gehen

Dabei blieb es nicht. Als bei der Reinigung Löcher im Schiffsstahl entdeckt wurden, wurde die Piep einer intensiven Prüfung unterzogen. Daraufhin wurde per Ultraschall das ganze Ausmaß des umfangreichen Rostfraßes festgestellt. Erhebliche Mängel gab es im Heckbereich. Der Kostenvoranschlag belief sich auf über 58.000 Euro.

Der Förderkreis wurde mit der Bitte um Unterstützung bei der Stadtverwaltung vorstellig. Eigentümer der Barkasse ist die Stadt. Zuzüglich weiterer Kosten wie zum Beispiel die Bezahlung des Experten taxierte der Fachbereich Finanzen und Immobilien die zu zahlende Summe sogar auf 65.000 Euro. Die Alternative wäre, das Schiff zu verschrotten. Das Thema landete erst im Hauptausschuss und im Juni in der Ratsversammlung.

Dieser Flyer soll die Fahrten mit der Stadtbarkasse ankurbeln: Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze zeigt die Werbung für die Piep.
Dieser Flyer soll die Fahrten mit der Stadtbarkasse ankurbeln: Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze zeigt die Werbung für die Piep. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Aber die Stadtvertreter wollten das Geld angesichts der Bilanz der Piep nicht ohne Weiteres lockermachen. 2019 wurden bei 25 Fahrten 2975 Euro eingenommen, unter dem Eindruck der Corona-Pandemie waren es 2020 bei acht Fahrten nur noch 800 Euro, 2021 bei 13 Fahrten 1100 Euro und 2022 bei bereits wieder 17 Fahrten 2260 Euro. Die Politik forderte mehrheitlich eine Verbesserung des touristischen Nutzungskonzeptes.

Das Produkt, das frischen Schiebewind in die Fahrten der Piep bringen soll, wiegt nur wenige Gramm und ist bereits in Geesthacht angelandet. Der brandneue Flyer mit einer Auflage von 500 Stück kam am Dienstag, 2. Januar, mit der Post zur Tourist-Information. Er soll die Möglichkeiten für Elbfahrten mit der Piep deutlich bekannter machen, deren Popularität weiter hinter der von Dampflok Karoline zurücksteht.

Fahrten der Piep sollen touristisch sichtbarer gemacht werden

Ab Donnerstag, 4. Januar, ist die Drucksache im Rathaus und im Geesthacht-Museum (Bergedorfer Straße 28) erhältlich. Mit einem „Willkommen an Bord“ wirbt der Flyer für eine Fahrt mit dem historischen Schiff. Es ist der Auftakt für eine Öffentlichkeitskampagne. „Wir wollen die Fahrten der Piep besser sichtbar machen und auch die Kooperation mit dem Förderkreis der Piep enger gestalten“, erklärt Bettina Knoop von der Tourist-Information.

Flankierend hierzu wird die Piep im Internet auf einschlägigen Kanälen wie Facebook und Instagram beworben, hinzu kommt ein Extra-Schaukasten nur für die Barkasse sowohl in der Tourist-Information als auch vor Ort beim Liegeplatz unweit des Wildbienenpfades.

Die Barkasse fährt kostenfrei – um eine Spende wird gebeten

Angedacht ist, das Schiff für Sonderfahrten zu Veranstaltungen wie Musik am Hafen oder als ergänzendes Angebot an den Tagen, an denen auch Dampflok Karoline verkehrt, einzusetzen. Auch bei den Feierlichkeiten anlässlich des 100. Geburtstages der Verleihung des Stadtrechtes an Geesthacht in diesem Jahr soll sie eine Rolle spielen. Schließlich ist es sogar die offizielle Aufgabe der Piep, Geesthacht maritim zu repräsentieren.

Die Stadtbarkasse wird im Gelegenheitsverkehr eingesetzt, deswegen benötigt der Bootsführer nur einen Sportbootführerschein mit Sprechfunkzeugnis. Sollten regelmäßig Eintrittsgelder für Fahrten verlangt werden, würde ein Barkassenführer benötigt. Deshalb fährt die Piep ihre Gäste kostenfrei. Eine Beteiligung am Aufwand als Spende ist jedoch willkommen und wird ausschließlich für den Erhalt und die Pflege der historischen Barkasse verwendet. Besatzung und Helfer der Piep arbeiten ehrenamtlich.

Dieses Loch galt es zu dichten: Die Piep lag seit März auf der Werft in Ochsenwerder.
Dieses Loch galt es zu dichten: Die Piep lag seit März auf der Werft in Ochsenwerder. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Das Schiff eignet sich für kleine Feierlichkeiten jeglicher Art für Gruppen bis zu maximal zwölf Personen. „Die Fahrzeiten werden individuell vereinbart“, sagt Reinhard Schliemann. „Es gibt keinen Fahrplan.“ Wer die Piep buchen möchte, wendet sich an ihn unter Telefon 0176/49 73 15 00. „Unser Gebiet wird von Geesthacht aus Richtung Lauenburg sein. Vielleicht auch mal zum Schiffshebewerk nach Scharnebeck, was die Passagiere eben so wollen“, sagt Reinhard Schliemann. Von der anderen Richtung gen Hamburg rät er ab. „Bei der Schleuse ist immer mit einer Verzögerung zu rechnen“, weiß er.

Ein Hindernis bleibt: Der Förderkreis ist klein, besteht zurzeit nur aus acht aktiven Mitgliedern, und die meisten sind noch berufstätig. „Wir sind daran interessiert, mehr Freunde im Förderkreis aufzunehmen, damit wir schlagkräftiger werden können“, sagt Reinhard Schliemann.

Mit einem Projekt gegen Jugendarbeitslosigkeit fing alles an

Das Jugendausbauwerk Geesthacht hatte die Barkasse mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein am 3. Januar 2000 erworben. Ein Jahr lang restaurierten 30 Jugendliche und junge Erwachsene unter fachkundiger Anleitung die Piep im Rahmen eines Programms zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit.

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Wieder zu Wasser gelassen wurde das Schiff am 20. August 2001 und ging anschließend in den Besitz der Stadt Geesthacht über. Der Haushalt wird jährlich mit rund 2000 Euro für die Versicherung belastet. Die laufenden Kosten kann der Förderkreis in der Regel über die Fahrten decken, ist nur bei größeren Summen für Reparaturen überfordert. Zuletzt hatte die Stadt im Jahr 2018 dafür 16.000 Euro bewilligt.