Geesthacht. In den Straßen unterhalb des Krankenhauses gilt kein Bebauungsplan. Wildwuchs soll Einhalt geboten werden. Aber wie?

Dreigeschossige Bauten im westlichen Drittel von Hegebergstraße und Forstweg, zwei Vollgeschosse im mittleren Straßenbereich und ein Vollgeschoss im östlichen Teil – wenn Geesthacht auf diese Weise in den Straßen unterhalb des Johanniter-Krankenhauses nachverdichten würde, könnte die Zahl der Wohnungen von gut 200 auf etwa 350 erhöht werden. Diese absichtlich polarisierende Variante ist eine, die das Planungsbüro Vius für das Areal im Stadtplanungsausschuss vorgestellt hat.

Der Auftrag aus dem Geesthachter Rathaus lautete, verschiedene Varianten für die Erstellung eines Bebauungsplanes (B-Plan) zu entwerfen, den es für die an der Hegebergstraße, dem Forstweg und dem Vollrathsweg gelegenen Häuser nicht gibt. Derzeit herrscht rund um die Straßen Wildwuchs, was die Bebauung angeht. Diesem soll Einhalt geboten werden, zudem sollen einheitliche Regeln für die Nachverdichtung festgelegt werden. Wie diese aussehen sollen, ist offen.

Bauen in Geesthacht: Die Krux mit der Nachverdichtung gewachsener Viertel

Klar ist: Am Stadtrand gehen Geesthacht die Grundstücke aus. Auch deshalb soll der Finkenweg Nord das letzte größere Baugebiet an der Peripherie sein. Fortan an heißt das Schlagwort: Innenstadtverdichtung wie an der Geesthachter Straße. Doch einfach die alten Wohnhäuser beliebig abzureißen und durch Mehrfamilienhäuser zu ersetzen, das ist nicht ohne Weiteres überall möglich, wie das Beispiel Hegebergstraße zeigt.

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In einem der ältesten Wohngebiete im Stadtzentrum sind bereits mehrere Häuser Neubauten gewichen. Ohne B-Plan gilt für die Bebauung eines Grundstücks Paragraf 34 des Baugesetzbuches. Darin heißt es, dass sich Neubauten „in den Bestand in der Nachbarschaft einfügen“ müssen – eine recht schwammige Formulierung, wie sich zeigt. Auf manchen Grundstücken stehen inzwischen zwei oder gar mehr Häuser hintereinander, mal wurden zwei Grundstücke zusammengefasst, um Platz für ein größeres Haus zu schaffen, an einer Stelle wurden zwei mehrstöckige, weiß verputzte Mietshäuser in der von Klinkerbauten geprägten Siedlung geschaffen.

Folgen der Nachverdichtung: Straße ist dauerhaft zugeparkt

Folge: Es wohnen bereits jetzt mehr Menschen in dem Gebiet als früher. Die Parksituation sei eine „Katastrophe“ wie Anwohner Mario Deutrich sagt. Die Beobachtung hat auch Gregor Kalinowski vom Planungsbüro Vius gemacht. „Eine Hälfte der Straße ist dauerhaft zugeparkt. Viele Gebäude stehen so dicht an der Straße, dass hier gar kein Platz für neue Stellplätze wäre“, sagte er im Stadtplanungsausschuss.

Die Hegebergstraße ist dauerhaft halbseitig zugeparkt.
Die Hegebergstraße ist dauerhaft halbseitig zugeparkt. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Für die polarisierende Variante mit 150 neuen Wohneinheiten müssten eine oder mehrere Tiefgaragen oder eine Parkpalette gebaut werden oder müsste das Quartier autofrei werden, wie die Grünen anmerkten. Für diese Lösung müssten jedoch noch mehr Stellplätze am Rand geschaffen werden. „Es ist ziemlich deutlich geworden, dass 150 Wohneinheiten nicht zu schaffen sind“, resümierte Geesthachts Stadtplanerin Hildegard Adamofski. Darin waren sich die Lokalpolitiker im Kern einig. „Es geht darum, wie wir dort ein homogenes Wohngebiet sichern“, sagte Petra Burmeister (SPD).

Lückenschluss als wahrscheinliche Variante

Und hier kommen die übrigen Varianten vom Büro Vius ins Spiel. Durch einen sogenannten Lückenschluss, also die Bebauung freier Flurstücke, könnten zwischen 30 und 35 neue Wohneinheiten (Häuser oder Wohnungen) gebaut werden. Mit einer Blockrand-Bebauuung, also einer Bebauung bis an die Grundstücksgrenze, ließen sich zudem die Wohnflächen der einzelnen Häuser erweitern, ohne dass neue Wohneinheiten hinzukämen.

Erschwerend ist, dass die am Wald gelegenen Grundstücke heute gar nicht mehr neu bebaut werden können. „30 Meter Abstand zum Wald sind bei Neubauten einzuhalten. Der Bestand genießt aber Schutz“, sagte Gregor Kalinowski. „Einige Anwohner werden das noch gar nicht wissen“, mutmaßte Kalinowski.

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Eine Entscheidung, wohin die Reise beim B-Plan Hegebergstraße geht, der bei der Stadt die Nummer 008 trägt, wurde nicht im Stadtplanungsausschuss getroffen. Die Fraktionen wollen erst weiter innerparteilich beraten. Dabei dürfte es vornehmlich um den Baustil gehen, etwa ob ein geneigtes Dach vorgeschrieben sein soll oder die erlaubte Zahl an Wohnungen auf einem Grundstück. Eine recht konkrete Vorstellung hat bereits die CDU, die sich das Areal gemeinsam vor Ort angeschaut hat. „Wir würden nur in einem kleinen Bereich am Beginn der Hegebergstraße auf der linken Seite bis zu drei Geschosse zulassen“, sagte Andreas Schwandt. Auf diese Weise könnten bis zu 70 Wohnungen geschaffen werden, so Schwandt. Für das übrige Plangebiet würde die CDU maximal ein Vollgeschoss präferieren. Spätestens Ende 2025 soll es eine Lösung geben.