Geesthacht. Das Schiff weist schwere Schäden auf, die bei einer Routinekontrolle entdeckt wurden. Eine Reparatur wird teuer. Wie es weitergeht.
Derzeit liegt die „Piep“ bei der Schiffswerft Oortkaten auf dem Trockenen. Würde die Geesthachter Stadtbarkasse zu Wasser gelassen, sie würde untergehen. Zu schwerwiegend sind die verdeckten Schäden am Heck, die erst bei einer Routinekontrolle zu Tage gefördert wurden. Eigentlich sollte nur das Bootszeugnis verlängert werden, damit der Förderkreis in diesem Jahr wieder Fahrten anbieten kann. Nun hängt die Zukunft der fast 100 Jahre alten Barkasse in der Schwebe.
„Es gibt nur zwei Alternativen: hopp oder top“, führte Kämmerer Heiner Roßmann im städtischen Hauptausschuss aus. Heißt: Entweder die Stadtvertreter bewilligen außerplanmäßige 65.000 Euro für die Reparatur des durchrosteten Hecks oder die 1925 gebaute Barkasse müsste verschrottet werden. Eine endgültige Entscheidung soll in der Ratsversammlung am Freitag, 23. Juni, fallen.
Peter Groh (CDU): „Stadtbarkasse gehört zu Geesthacht“
Zuvor hatte Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) bei den Vorberatungen den touristischen Mehrwert hervorgehoben, etwa wenn Rundfahrten im Rahmen des Elbfestes oder der Elbschifffahrstage angeboten werden. „Die Piep gehört zu Geesthacht. Aber wie viele Fahrten im Jahr gibt es eigentlich?“ fragte derweil Peter Groh (CDU).
Fakt ist: Im Gegensatz zur auch über die Stadtgrenzen populären historischen Dampflok „Karoline“ hält sich die Bekanntheit der Stadtbarkasse in Grenzen. „Mir scheint zudem, dass die ,Piep’ in ein längeres Corona-Loch gefallen ist“, merkte die SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister an.
Zwölf Fahrgäste haben auf der „Piep“ Platz
Angeboten werden die Fahrten mit der „Piep“ von einem Förderkreis. In der Regel geht es bis Lauenburg inklusive eines dortigen Stopps oder noch etwas weiter die Elbe flussaufwärts. Zugelassen sind maximal zwölf Fahrgäste. „Das Schiff eignet sich hervorragend für kleine Feierlichkeiten jeglicher Art“, wird es auf herzogtum-lauenburg.de beworben. Eine festen Fahrpreis gibt es nicht. Der Förderkreis erwartet aber eine Aufwandsentschädigung für Unterhalt und Pflege. Das ist in normalen Jahren auskömmlich, reicht bei einer so hohen Summe aber nicht aus.
Erschwerend kommt hinzu, dass der bisherige Obmann Uwe Matthies überraschend gestorben ist und es bislang keinen Nachfolger gibt. Bevor die Kommunalpolitiker grünes Licht für die 65.000 Euro geben wollten, baten sie daher bis zur Ratsversammlung erst um mehr Informationen zum Stand des Förderkreises. Christine Backs (SPD) regte auch ein anderes Nutzungskonzept durch Einbindung der Tourist-Information an. Jens Kalke (Die Grünen) wünschte sich feste jährliche Fahrtermine.
Fortbestand des Förderkreises nicht gefährdet
„An uns liegt es nicht. Wir wären schon in diesem Jahr losgefahren, wenn nicht diese böse Überraschung gewesen wäre. Auch einen Kandidaten als neuen Obmann habe ich im Auge“, sagte ein Mitglied des Förderkreises, das namentlich nicht genannt werden wollte. Acht bis zehn Personen engagierten sich im Förderkreis, wegen Berufstätigkeit kämen aber in der Regel nur Touren am Wochenende in Frage. Allerdings seien schon vor Corona über die Tourist-Info Fahrten angeboten und auch gut genutzt worden.
„Die ,Piep’ ist ein touristisches Inventar. Hier kann man keine Kosten-Nutzung-Rechnung aufstellen“, appellierte Rüdiger Tonn (FDP) für die Bewilligung der fünfstelligen Summe. Und Karl Hermann Rosell (CDU) erwartete von seinen Politikerkollegen „mehr Begeisterung“ für die „Piep“.
Restaurierung der „Piep“ war Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
Noch bis in die 1990er-Jahre hinein wurde die Stadtbarkasse in Hamburg eingesetzt. Anfangs unter dem Namen „Hammonia II“ als Wassertaxi und Schlepper, später dann ab der Überseebrücke für Hafenrundfahrten. Im Jahr 2000 hatte das Jugendaufbauwerk Geesthacht mit finanzieller Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein die Barkasse erworben.
Insgesamt ein Jahr lang restaurierten 30 Jugendliche und junge Erwachsene die „Piep“ im Rahmen eines Programms zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit unter Anleitung von Werner Hinsch, dem heutigen Archivleiter vom Lauenburger Elbschifffahrtsmuseum und früheren Schiffsbauers bei der Menzer Werft in Geesthacht.
Vorberatungen ohne Gegenstimme
Anschließend ging die „Piep“ in den Besitz der Stadt Geesthacht über. Der jährliche Haushalt wird mit rund 2000 Euro für die Versicherung belastet. Die laufenden Kosten deckt der der Förderkreis der Stadtbarkasse über die Fahrten. Nur bei größeren Reparaturen ist die Stadt gefordert, zuletzt hatte sie 2018 eine Summe von 16.000 Euro bewilligt.
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„Das Heck ist bei der dieser Art von Barkassen der Schwachpunkt“, weiß das Mitglied des Förderkreises. Allerdings sei das Heck der „Piep“ an dieser Stelle noch komplett genietet gewesen, so hätte man nur bis in die 1960er-Jahre gearbeitet. Schlussfolgerung: „Hier wurde lange nichts gemacht.“
Die Tendenz, dass die „Piep“ bald wieder über die Elbe tuckert, ist positiv. Bei den Vorberatungen stimmte eine Mehrheit der Politiker für die Bewilligung, der Rest enthielt sich. Gegenstimmen gab es keine.