Lauenburg. Erst das Aus für privaten Sozialwohnungsbau, jetzt baut eine Genossenschaft nicht. Welche Bedingungen derzeit nicht stimmen.
Das Vorhaben hätte viele Probleme in Lauenburg gelöst: Auf dem Gelände des geplanten BaugebietesWindmühlenkamp an der Berliner Straße sollten mit einem Schlag 80 Sozialwohnungen entstehen. Investor Marcus Pape, Geschäftsführer der np Projektentwicklung GmbH, hatte seine Pläne geändert, nachdem das Land den Fördertopf dafür nochmal gründlich aufgestockt hatte. Doch das Programm, das eigentlich den sozialen Wohnungsbau fördern sollte, sorgt vielerorts für Ärger. Das Geld für dieses Jahr war nämlich schneller vergeben, als Anträge gestellt werden konnten.
Der Möllner Investor ging ebenfalls leer aus. Nachdem zuvor schon der Fördertopf für energieeffizientes Bauen ausgeschöpft war, war das der nächste Rückschlag für das Bauprojekt auf dem ehemaligen Kleingartengelände mit insgesamt knapp 150 Wohnungen. Die Lauenburger SPD wirft dem Investor vor, die „Stadt und die Bürger am langen Arm verhungern zu lassen“. Doch auch die Neue Lübecker legt in Lauenburg ein lange geplantes Projekt vorerst auf Eis – ebenfalls wegen der derzeitigen Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau.
Stadtverwaltung gibt dem Investor Rückendeckung
„Davon kann überhaupt keine Rede sein. Im Gegenteil, der Investor hat einen langen Atem bewiesen, an der Maßnahme festgehalten. Wir sind in ständigem Austausch“, versichert Bauamtsleiter Christian Asboe. Schon seit 2019 verfolgt die np Projektentwicklung GmbH den Plan, auf einem zwei Hektar großen Gelände Wohnungen zu errichten. Zuvor hatte die Stadt das Areal an die Gesellschaft verkauft. „Damals herrschten ganz andere Investitionsvoraussetzungen. Das war vor den Veränderungen bei den Baupreisen und des Zinsniveaus“, erinnert sich Asboe.
Wenn es in diesem Jahr kein Budget mehr für öffentlich geförderten Wohnraum gebe, könne das dem Investor nicht angelastet werden. Dass die SPD den Möllner Unternehmer mit einem sogenannten Baugebot zwingen möchte, in festzulegender Frist zu beginnen, hält der Bauamtsleiter für einen Fehler. Und zwar nicht nur, weil das an hohe juristische Hürden gebunden sei. „Zu einem vertrauensvollen Verhältnis mit einem in diesem Fall sogar regional ansässigen Investor trägt eine solche Forderung nicht gerade bei“, ist er überzeugt.
Auch Neue Lübecker legt Projekt auf Eis
Seit Anfang 2022 sind die Zinsen der Hypothekenkredite von einem Prozent auf derzeit mehr als vier Prozent gestiegen. Hinzu kommen die deutlich gestiegenen Materialkosten. Die gegenwärtigen Bedingungen auf dem Wohnungsbaumarkt bremsen nicht nur private Investoren aus. Auf einem Grundstück an der Breslauer Straße will die Genossenschaft ein Servicehaus mit etwa 80 altersgerechten Wohnungen errichten, davon auch einen Anteil an geförderten. Neben einer 24-Stundenbetreuung sind Veranstaltungsräume, Büro- und Sozialräume, eine Küche und Gemeinschaftsräume geplant. Seit 2020 ist der Bebauungsplan rechtskräftig.
Doch das Projekt liegt derzeit auf Eis. „Wir hoffen auf zukünftig deutlich verbesserte Förderbedingungen, reduzierte Anforderungen und dadurch sinkende Baukosten“, sagt Dr. Uwe Heimbürge, Technischer Vorstand der Neuen Lübecker. Als Genossenschaft trage man Verantwortung dafür, dass sich die Mitglieder die Wohnungen auch leisten können. Aus Sicht von Heimbürge sei das derzeit nicht der Fall: „Wir prüfen jedes Neubauvorhaben darauf, ob die Kosten für die Errichtung durch verantwortbare Mieten getragen werden können. Ist das wie derzeit nicht der Fall, dann können wir auch nicht bauen“, stellt er klar. Allerdings sei das nicht in Stein gemeißelt. „Uns liegt dieses Projekt besonders am Herzen. Wir wollen den Neubau so zeitnah wie möglich realisieren“, versichert Heimbürge.
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Keine Kapazitäten für kommunalen Wohnungsbau
Die Lauenburger Raiffeisenbank realisiert derzeit ein Bauvorhaben an der Fischerkoppel. Auch hier hat die Planung länger gedauert, als ursprünglich gedacht. „Es gibt in Deutschland ein Wirrwarr an Vorschriften, immer höhere Baustandards und langwierige Genehmigungsverfahren, die Investoren die Lust aufs Bauen vermiesen“, weiß Vorstand Thomas Göthling. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen mit städtischem Wohnungsbau zu starten, halten die Lauenburger Grünen für nicht ratsam. Andererseits ist die Fraktion die einzige, die dem Vorschlag der SPD zumindest grundsätzlich folgt, wenn auch eher in Kooperation mit anderen kommunalen Wohnungsgesellschaften.
CDU, Lauenburger Wählergemeinschaft (LWG) und die Wählergemeinschaft Unser Lauenburg (UL) haben dem Vorschlag der SPD bereits eine Absage erteilt. Auch der Lauenburger Bauamtsleiter zeigt sich wenig begeistert davon, Wohnungsbau unter städtischer Regie zu betreiben, auch nicht unter dem Dach der kommunalen Stadtbetriebe. „Wir sind mit den aktuellen Bauprojekten mehr als ausgelastet. Der Haushalt wird in den nächsten Jahren über jedes Maß hinaus strapaziert werden“, sagt Asboe. Mit dem jetzigen Personal und in der jetzigen Struktur sei die Schaffung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft nicht zu stemmen, ist er überzeugt.