Geesthacht. Die Gerner Projekt KG baut im Finkenweg Nord zwei große Mehrfamilienhäuser. Für einen Teil der Wohnungen gilt eine Mietpreisbindung.

Ein Mehrfamilienhaus am Hirsering, ein zweites am Weizenring – als die Gerner Projekt KG einen Namen ihr für neues Vorhaben im Neubaugebiet Finkenweg Nord sucht, fiel die Wahl ob der Straßennamen schließlich auf „Getreideringe“. 61 neue Mietwohnungen entstehen am nördlichen Geesthachter Stadtrand. 25 davon sind sozial-geförderter Wohnraum mit einer Miete von 6,80 beziehungsweise 8,50 Euro pro Quadratmeter. Baubeginn soll in der ersten Hälfte des Jahres sein.

Was das Thema Bauen angeht, stellt Geesthacht eine seltene Ausnahme dar. Trotz Kostensteigerungen in der Baubranche von 40 Prozent seit der Pandemie sowie einem gestiegenen Zinsniveau zieht die Krise im Bausektor an der seit dem vergangenen Jahr zehntgrößten Stadt Schleswig-Holsteins weitgehend vorüber.

Geesthacht: Gerner baut 61 Mietwohnungen im Finkenweg Nord

Stockende Projekte wie der „Wohnpark Mühlenstraße“, wo auf dem ehemaligen Gelände von Mero-Druck 154 Wohnungen entstehen sollten, sind eine Ausnahme. Zur Aufstellung eines Bebauungsplans ist es hier bislang nicht gekommen. Wenngleich auch das seit März 2021 ruhende Vorhaben der Gebrüder Heitmann Handelsgesellschaft nach Informationen der Redaktion wieder an Fahrt aufnehmen soll.

Geschäftsführer Steven Gerner (l.) und Projektleiter Malte Schumacher vor dem Grundstück am Hirsering, wo eines von zwei Mehrfamilienhäusern entsteht.
Geschäftsführer Steven Gerner (l.) und Projektleiter Malte Schumacher vor dem Grundstück am Hirsering, wo eines von zwei Mehrfamilienhäusern entsteht. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Beim Thema Sozialer Wohnungsbau nimmt Geesthacht sogar eine Vorreiterrolle in Schleswig-Holstein ein. Das hatte Jörg Sibbel (CDU), Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Innenministerium, beim zehnjährigen Jubiläum der städtischen Wohnraumentwicklung Geesthacht GmbH & Co. KG (kurz WoGee) am 5. Oktober 2023 betont. „In den vergangenen zwei Jahren hat Geesthacht die zweitmeisten Sozialwohnungen in Schleswig-Holstein geschaffen“, so Sibbel damals.

Gerner entwickelt drei weitere Projekte in Tespe, Lüneburg und Winsen

Weitere werden jetzt noch dazukommen. Gerner entwickelt in etwa ein Drittel der Fläche vom Finkenweg Nord. Für den Rest ist mit der GVE (Grundstücksverkehrs- und -erschließungs-GmbH & Co. KG) ein weiteres städtisches Unternehmen zuständig. Bei allen Bauvorhaben mit 16 und mehr Wohneinheiten in Geesthacht müssen laut einem Beschluss der Kommunalpolitik 25 Prozent aller neuen Wohnungen sozial gefördert sein, so auch im Finkenweg-Nord. Mit dieser staatlichen Maßnahme wird bezahlbarer, mietpreisgebundener Wohnraum finanziert.

Als Bauherr war die Gerner Projekt KG, deren hauptsächliches Geschäftsfeld der Verkauf von Grundstücken ist, zuletzt vor sechs Jahren beim „Stadtgelenk“ in Geesthacht (Bergedorfer Straße, gegenüber Manni‘s Angelshop) in Aktion getreten. Jetzt sind die Voraussetzungen dafür offenbar wieder attraktiv. „Wir haben derzeit noch drei Parallelprojekte in Tespe, Lüneburg und Winsen“, sagt Steven Gerner, der mit seinem Bruder Glenn Vincent Gerner den Familienbetrieb in dritter Generation führt.

Von den 61 Wohnungen in Geesthacht unterliegen 25 der Mietpreisbindung

Bei den „Getreideringen“ zeichnet sich Gerners Mitarbeiter Malte Schumacher als Projektleiter verantwortlich. „Von den insgesamt 61 Wohnungen bauen wir 37 Stück am Hirsering. Darunter sind 16 Sozialwohnungen. Die übrigen 24 Wohnungen, davon neun Sozialwohnungen, liegen am Weizenring“, sagt Schumacher.

So soll das kleinere Gebäude am Weizenring aussehen.
So soll das kleinere Gebäude am Weizenring aussehen. © Goldbeck Nord GmbH | Goldbeck Nord GmbH

Alle Wohnungen bleiben im Besitz von Gerner. Die mietpreisgebundenen Wohnungen werden dabei über den ersten und den zweiten Förderweg gebaut. Das heißt, der festgeschriebene Mietpreis pro Quadratmeter liegt bei 6,80 Euro beziehungsweise 8,50 Euro. „Wir haben uns mit der Stadtverwaltung abgestimmt, und die hat Bedarfe in diesen Kategorien gesehen“, sagt Steven Gerner. Die Miete der frei finanzierten Wohnungen hänge derweil von den tatsächlichen Baukosten des Projekts ab. „Wir werden uns zwischen 11 und 14 Euro pro Quadratmeter bewegen“, sagt Steven Gerner.

Wer Anspruch auf eine Sozialwohnung hat

Anspruch auf eine geförderte Mietwohnung haben Personen, deren Einkommen eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. Bei einem Vierpersonenhaushalt mit zwei Kindern liegt die gemeinsame Einkommensgrenze bei 3500 Euro für den ersten Förderweg und bei 4200 Euro für den zweiten Förderweg. Dazu werden Werbungskostenpauschale und anteilig Steuer sowie Kranken- und Rentenversicherung berücksichtigt. Wer wenig verdient, sollte beim Amt prüfen lassen, ob er gegebenenfalls Anspruch hat.

Zumal in Geesthacht Wohnungen auch auf dem dritten Förderweg (Miete 9,25 Euro/m2) finanziert werden können, etwa über die WoGee in ihrem Teil vom Finkenweg Nord. Das ist bereits für mittlere Einkommensschichten interessant. Die Einkommensgrenze liegt hier bei 4900 Euro.

Weitere Sozialwohnungen in Geesthacht zu schaffen, ist allerdings auch dringend nötig. Von 466 geförderten Wohnungen in der Stadt insgesamt (Stand Ende 2022) fallen bis 2027 ganze 154 aus der 35 Jahre laufenden Mietpreisbindung heraus, die meisten davon in 2027 (78).

Mietwohnungen sollen im dritten Quartal 2025 bezugsfertig sein

Das neue Mehrfamilienhaus am Hirsering wird das erste Gebäude im Finkenweg Nord sein, wenn man per Pkw über die Wilhelm-Holert-Straße kommt. Es hat drei Stockwerke und ein Staffelgeschoss. Sein kleineres Pendant am Weizenring kommt auf zwei Stockwerke plus Staffelgeschoss und liegt am anderen Ende der Gerner-Fläche, auf der 39 weitere Grundstücke für Einzel- und Doppelhäuser bereits verkauft sind. Für die Mietwohnungen, die im dritten Quartal 2025 bezugsfertig sein sollen, kann man sich an Steven Gerner wenden. „Wir haben schon Anfragen von Eltern, deren Kinder hier ein Haus bauen und die im Alter dichter in deren Nähe wohnen wollen“, sagt Steven Gerner.

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Die 61 Wohnungen haben zwischen zwei und fünf Zimmer und sind zwischen 40 und 110 Quadratmeter groß. Beide Häuser verfügen über einen Fahrstuhl. Sie sind teilweise unterkellert. Die Wohnungen werden nach dem höchsten energetischen Standard KfW-40 und einem QNG-Nachhaltigkeitssiegel gebaut. Die Dächer der „Getreideringe“ werden begrünt und mit einer 500 bis 600 Quadratmeter hohen PV-Anlage versehen.