Bad Oldesloe. Kreis hinkt bei Neubauzielen hinterher. Besonders Sozialwohnungen fehlen. Jetzt befragt die Verwaltung die Städte und Gemeinden.
In Stormarn fehlen bis 2030 jährlich 1000 neue Wohnungen – zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten aus dem Jahr 2015. Gebaut werden deutlich weniger. Immer wieder beraten Politiker auf Kreis- und Ortsebene darüber, wie der Wohnungsbau angekurbelt werden kann. Eine Idee: Der Kreis und die Kommunen sollen mittels Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft selbst als Bauherr und Verwalter aktiv werden. Dazu hat die Kreisverwaltung jetzt einen Fragebogen an alle Stormarner Städte und Gemeinden verschickt.
Innerhalb von zwei Monaten sollen die politischen Gremien und Verwaltungen zu den elf Fragen Stellung nehmen. „Wünschen Sie sich in ihrem Stadt- oder Gemeindegebiet neue Wohnungen, die durch eine kommunale Wohnungsgesellschaft gebaut und verwaltet würden?“, heißt es beispielsweise. Außerdem wird die Bereitschaft der Kommunen abgefragt, sich mit Geld oder Grundstücken an einer solchen Gesellschaft zu beteiligen.
Wohnungsbau: Stormarn erwägt Gründung einer kommunalen Gesellschaft
Den Fragenkatalog hat der Wirtschafts-, Planungs- und Bauausschuss des Kreistags Ende August einstimmig beschlossen. Damit soll geklärt werden, welches Potenzial die Gründung einer Wohnungsgesellschaft überhaupt hat. Laut Kreisverwaltung wäre eine Neugründung nur sinnvoll, wenn die Städte und Gemeinden aktiv als Gesellschafter mit einbezogen werden, weil der Kreis selbst weder über eigene, geeignete Wohnbauflächen noch über die notwendige Planungshoheit verfüge.
Die Grünen, die in der Vergangenheit wiederholt für eine kommunale Gesellschaft geworben haben, begrüßen das Vorgehen. „Angesichts der rasant steigenden Mieten wird die Schaffung und langfristige Sicherung von günstigem Wohnraum immer dringender“, sagt die Fraktionsvorsitzende Sabine Rautenberg. „Wohnungsbau ist ein großes Zukunftsthema.“ Eine kommunale Wohnungsgesellschaft könne zwar kurzfristig die Wohnungsnot nicht lindern, wohl aber mittel- und langfristig. „Wir legen großen Wert darauf, dass sich neben den Verwaltungen auch die politischen Gremien zu den Fragen äußern“, betont Rautenberg.
Vorbild ist die 2017 gegründete Gesellschaft im Landkreis Harburg
Die Grünen sehen insbesondere in der geringeren Gewinnerwartung gegenüber privatwirtschaftlichen Unternehmen einen Vorteil. Außerdem könnten Kommunen proaktiv im Wohnungsbau auftreten, indem sie ihre Bürger mit eigenen Wohnungen versorgten, auch in Größen, die auf dem Markt eher unüblich seien. Vorbild ist die 2017 gegründete Kommunale Wohnungsbaugesellschaft für den Landkreis Harburg.
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Es ist in Stormarn bereits der zweite Anlauf für die Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft. Bereits 2017 hatten die Grünen eine Debatte darüber angestoßen. Damals hatte der Kreis stattdessen gemeinsam mit dem Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) und elf Wohnungsbaugenossenschaften und -unternehmen das „Stormarner Bündnis für bezahlbares Wohnen“ geschlossen.
Bündnis für bezahlbares Wohnen blieb deutlich unter den Erwartungen
Ziel des lockeren Zusammenschlusses war der Bau von rund 500 bezahlbaren Wohnungen im Jahr. Diese Marke konnte das Bündnis bislang nicht annähernd erreichen. Die Schuld sieht die Kreisverwaltung bei den Städten und Gemeinden. Das Modell könne nur gelingen, wenn diese geeignete, baureife Grundstücke zur Verfügung stellten.
Besonders groß ist der Bedarf bei Sozialwohnungen. Laut Prognose der Investitionsbank Schleswig-Holstein werden bis 2030 60 Prozent der öffentlich geförderten Wohnungen – mehr als 1000 Einheiten – aus der Förderung fallen. Gleichzeitig seien zwischen 2017 und 2021 durchschnittlich nur 25 neue Sozialwohnungen pro Jahr in Stormarn neu gebaut worden. Unabhängig von der Befragung stehen im Kreishaushalt bereits 25.000 Euro für eine Machbarkeitsstudie zur Gründung einer Wohnungsgesellschaft bereit.