Geesthacht. 295 Kilometer des Netzes werden in Schleswig-Holstein abgeflogen und kontrolliert. Warum Drohnen die Arbeit nicht übernehmen können.
Knatternde Hubschrauber dicht bei den Hochspannungsleitungen: Kein Grund zur Sorge, beruhigt die Schleswig-Holstein Netz (SH Netz). Ab dem 12. Februar werden wieder turnusmäßig per Helikopter rund 295 Kilometer des Hochspannungsnetzes in Schleswig-Holstein kontrolliert – auch in der Umgebung von Geesthacht.
Hier wird am Mittwoch, 14. Februar, rund um Krümmel nach dem Rechten gesehen, nachdem in den Tagen zuvor unter anderem Leitungen an der Nordseeküste und in Stormarn inspiziert wurden. Im Kreis Herzogtum Lauenburg werden insgesamt 25 Kilometer Leitungen abgeflogen. Bei Nebel, Sturm oder Gewitter können sich die Flüge kurzfristig verschieben. Auch können – je nach Flugwetter und Windrichtung – Strecken vorgezogen oder kurzfristig getauscht werden.
Hubschrauber fliegen dicht an Hochspannungsleitungen heran
Um den Zustand der 927 Masten sowie Seile, Isolatoren und Armaturen begutachten zu können, steuere der Pilot den Hubschrauber bis auf wenige Meter an die Hochspannungsleitungen heran und verharre für kurze Zeit im Schwebeflug neben ihnen, erklärt SH Netz. Auf diese Weise arbeiten sich Pilot und Crew mit höchster Konzentration Mast für Mast und Leitungsmeter für Leitungsmeter voran.
Bei dieser Inspektionsart in der Leitungstrasse wird das Hauptaugenmerk auf die Beseilung, das heißt auf die Leiter und Erdseile sowie den verbauten Armaturen zwischen den Masten, gelegt. Zum Beispiel durch Blitzeinschläge bei Gewitter kann es hier zu Seilschäden kommen, die dann präventiv instandgesetzt werden.
Die Leitungen bleiben totz des Anfluges unter Spannung
Durch die besondere Perspektive von außen auf die Masten und Seile sowie der Nähe zu den Anlagen ist die Inspektion für das Personal von SH Netz besonders effektiv. Alle 110 kV-Leitungen verbleiben bei der Inspektion unter Spannung, sodass die Verfügbarkeit des Netzes nicht eingeschränkt wird.
Darüber hinaus werden zur Arbeitsvorbereitung für neue Projekte neue Schrägfotos von den Masten angefertigt, die die Bestandsdokumentation ablösen. Nach zwei bis drei Stunden muss der Hubschrauber zum Tanken landen, bevor der nächste Kontrollflug beginnen kann.
Wärmebildkameras sollen potenzielle Schwachstellen erkennen und Ausfälle verhindern
In diesem Jahr findet erstmals eine Kombiinspektion mit Wärmebildkameras statt. Auf diese Weise können potenzielle Schwachstellen frühzeitig erkannt und präventiv instandgesetzt werden, bevor es zu einem Ausfall kommt. „Dies ist vor allem wichtig, da SH Netz durch das Freileitungs- und Auslastungsmonitoring die Hochspannungsleitungen situativ deutlich über dem Soll auslasten kann, um mehr Strom aus Erneuerbaren Energien ins Netz aufzunehmen“, heißt es vom Versorger.
„Bisher wurden zwar auch schon Thermografiekameras zur Fehlersuche verwendet, jedoch musste dafür ein Mitarbeiter mit dem Auto die Leitungen abfahren und die Messungen vom Boden aus durchführen. Sie waren dementsprechend aufwendig und zeitintensiv. Durch die Kombiinspektion werden ab sofort deutlich effizienter mit nur einem Flug die Hochspannungsleitungen vollständig kontrolliert“, erklärt Christian Dammann, zuständiger Projektmanager von SH Netz.
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Der Einsatz spezieller Kameratechnik soll die Weichen für zukünftige Drohnenkontrollflüge stellen. „Bis diese ausgereift ist und der Gesetzgeber den Flugraum für Drohnendistanzflüge freigibt, bleibt es noch beim klassischen Hubschraubereinsatz mit Technikern an Bord“, so SH Netz.