Büchen. Wie viel ist genug? In Büchen gehen die Meinungen in der Politik auseinander, wie den Folgen des Klimawandels begegnet werden soll.

Ein Vorstoß der Büchener Grünen-Fraktion, zwei Zuläufe der Steinau aus ihren Verrohrungen zu befreien, sie zu naturnahen Bächen zu verwandeln, stößt in der örtlichen Politik auf eine Mischung aus Bedenken und Wohlwollen. Nicht nur aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes.

Die Gemeinde leidet, wie viele andere auch, unter den Folgen des Klimawandels, einschließlich stark schwankender Regenmengen. Dass über viele Jahrzehnte Bachläufe begradigt oder in großen Teilen in Rohre gezwängt wurden, hat dazu beigetragen, dass die Situation aktuell mancherorts immer bedrohlicher wird.

Verrohrte Bäche verschärften Hochwassergefahr

Feuchte Keller und bei Starkregen immer wieder Wasser im Untergeschoss ihrer Wohnhäuser gehört für manche Büchener zur ärgerlichen Realität. „Neben ökologischen Verbesserungen spielt auch der Regenrückhalt für unsere Überlegungen eine wichtige Rolle, Verrohrungen wirken dem entgegen“, sagt Jan Möller.

Der Grüne ist mit der Kommunalwahl im Mai 2023 mit seinen Parteifreunden erstmals in die Gemeindevertretung Büchen eingezogen. Heute ist er Vorsitzender des wichtigen Bau-, Wege- und Umweltausschusses, in dem am Montag (12. Februar) über den Antrag beraten wird.

Nach der Steinau auch die Zuflüsse renaturieren

Die bislang in Rohren verlaufenden Steinau-Zuflüsse befinden sich östlich von Büchen-Pötrau, genauer zwischen der Straße Brandtsberg und dem Bachlauf. Die Steinau ist nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie ein besonders schützenswertes Gewässer, in Teilen bereits renaturiert. Dennoch drohe neues Ungemach. Möller: „Für das geplante Gewerbegebiet Steinkrüger Koppel ist vorgesehen, Regenwasser vor Ort versickern zu lassen. Funktioniert dies nicht, ist jedoch zusätzlich ein Überlauf in die Steinau in Planung.“

Für Flutschutz Wiesen und Felder überfluten

Damit würde genau wieder der Effekt gefördert, der aktuell große Probleme bereitet. Statt zu verhindern, dass zu große Wassermengen zu schnell abgeleitet werden, die Pegelstände in Flüssen und Strömen wie der Elbe binnen Stunden sprunghaft ansteigen, werde in Extremfällen die Situation noch verschärft. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass ein nennenswerter Regenrückhalt auch bedeutet, dass Wiesen und Felder zeitweilig überflutet werden.

„Zu viele Gewässser sind begradigt und verrohrt“

Zunächst einmal stehe im Bauausschuss ein Grundsatzbeschluss an, ob die Gemeinde diese Verrohrungen beseitigen möchte, sagt Markus Räth, Fraktionsvorsitzender der Aktiven Bürger Büchen (ABB) in der Gemeindevertretung. Nach einem positiven Votum wären dann zuerst Verwaltung und der zuständige Gewässerunterhaltungsverband gefragt, was Sinn mache. Einige Steinau-Zuflüsse seien bereits renaturiert worden, etwa die Mühlenbek aus Richtung Müssen. Räth: „Es sind einfach zu viele Gewässer begradigt und verrohrt worden.“

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CDU-Fraktionschef Henning Lüneburg macht sich dafür stark, erst die Ergebnisse bereits erfolgter Maßnahmen zu analysieren, bevor weitere beschlossen werden. „Ich bin kein Experte, aber aus meiner Sicht sind mit Renaturierungsmaßnahmen doch bereits einige Überflutungsflächen geschaffen worden.“

SPD: Überflutungen in Niedersachsen mahnen zur Eile

Sein SPD-Pendant Thomas Gladbach ist dagegen der Meinung, abzuwarten werde der Situation nicht gerecht: „Wer die langanhaltenden, schweren Überflutung in großen Teilen Niedersachsens gesehen hat, kann nicht bestreiten, dass wir massive Probleme haben.“

Das Wasser nicht rasch abzuleiten, sondern möglichst gesteuert vor Ort zurückzuhalten, sei auch aus einem weiteren Grund richtig, so Gladbach: „Wenn wir ermöglichen, dass es versickern kann, tun wir auch etwas gegen fallende Grundwasserspiegel und damit für die Sicherung unsere Trinkwasserversorgung.“