Lauenburg. Mit einem Wasserstand von 7,67 Meter hat Lauenburg die erste Hochwasseralarmstufe erreicht. Ein Grund zur Sorge?
Der Pegel steigt und steigt. Erstmalig während des aktuellen Hochwassers lag der Wert am Dienstag, 2. Januar, sogar geringfügig über dem Vorhersagewert für diesen Tag. Um 16.15 Uhr wurden am Pegel Hohnstorf 7,67 Meter gemessen. Damit wurde für Lauenburg die erste Hochwasseralarmstufe erreicht.
Die wird bei einem Pegelstand von 7,60 Meter ausgerufen. Allerdings ändert sich damit für Lauenburg erstmal nichts. Die in diesem Fall vorgesehene Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der Verwaltung, der Stadtbetriebe und anderen Beteiligten traf sich schon zwischen den Feiertagen regelmäßig, um die Lage zu besprechen. Der vorläufige Höchststand der Elbe wird Lauenburg am Mittwoch oder Donnerstag erreichen. Ob der unter dem ursprünglich prognostizierten Höchststand von 8,10 Meter liegen wird, bleibt abzuwarten. Derzeit fällt der Pegel in Dresden zwar steil ab, in Tschechien schwillt die Elbe wegen anhaltender Niederschläge aber schon wieder an.
Hochwasser Elbe: Immer mehr Keller laufen voll
Schon am vergangenen Wochenende sind auf der Wasserseite der Elbstraße in Lauenburg die ersten Keller überflutet worden. Alteingesessene kennen das. Für sie ist das noch kein Grund zur Sorge, das Wasser kommt und geht. Dass sich eine ähnliche Katastrophe wie im Sommer 2013 anbahnt, ist derzeit nicht zu befürchten. Der offizielle Höchststand der Elbe betrug damals 9,64 Meter.
Doch so manch einen zugezogenen Bewohner versetzte der schnell volllaufende Keller in Panik. Am Silvesterwochenende mussten die zu Hilfe gerufenen Retter der Lauenburger Feuerwehr mehrmals erklären, dass es gar nichts bringt, mit Pumpen gegen das Wasser anzukämpfen.
Waschmaschinen stehen auf einem Sockel
Auch für Altstadtbewohner Dirk Eisermann ist es das erste Hochwasser, dass er so unmittelbar erlebt. 2018 ist er mit seiner Frau in das Haus mit Blick auf die Elbe gezogen. Die rauscht derzeit mit hoher Geschwindigkeit und allerlei Treibgut an der Terrasse vorbei. Die Wohnung ist im ersten Stock gelegen und wird diesmal wohl vom Wasser verschont bleiben.
Allerdings sind die Keller der Eisermanns bereits vollgelaufen. Am Dienstagnachmittag stand das Wasser im höhergelegenen Teil etwa drei Zentimeter hoch. Dort stehen die beiden Waschmaschinen bereits auf einem Podest, der Trockner thront auf einem dicken Autoreifen. Vorsorglich hat Dirk Eisermann drei weitere besorgt. Die wird er am Abend noch unter die Waschmaschinen hieven. „Dann dürfte eigentlich nichts passieren“, meint auch Hajo Krasemann, der ein paar Häuser weiter wohnt. Er hat schon mehrere Hochwasser in Lauenburg erlebt. Ungefähr 40 Zentimeter, so seine Prognose, wird das Wasser im Waschkeller der Eisermanns bis Donnerstag ansteigen.
Stadt hat Anwohner rechtzeitig gewarnt
Im tiefer gelegenen Teil des Kellers schwappt es den Männern fast in die Gummistiefel. Etwa 35 Zentimeter hoch steht das Wasser hier bereits. „Gestern waren nur die Fugen nass, heute Morgen hörten wir es glucksen, und jetzt sieht es hier so aus“, erzählt Dirk Eisermann. Auch wenn er selbst keine Erfahrung in Sachen Hochwasser hat, sieht der gebürtige Hamburger die Sache gelassen. „Wir wurden ja von der Stadt rechtzeitig gewarnt und hatten genug Zeit, unsere Sachen in Sicherheit zu bringen. Jetzt müssen wir einfach warten, bis das Wasser wieder abfließt“, sagt er. Und auch sonst macht er sich keine Sorgen. Nach dem Hochwasser 2013 hatte der Vermieter Steckdosen und Leitungen unter der Kellerdecke verlegen lassen.
Vor dem Haus rauscht die braune Brühe der Elbe mit Baumstämmen und allerlei Unrat vorbei. Hier im Keller steht das Wasser dagegen glasklar auf den Fliesen. „Es ist nicht durch das Fenster eingedrungen, sondern durch den Boden. Durch die Sedimente im Erdreich wird das Wasser gefiltert“, weiß Hajo Krasemann. Der Wissenschaftler hat viele Jahre im Bereich Hydrophysik geforscht und engagiert sich in Lauenburg seit lLangem für einen wirksamen Hochwasserschutz.
Wasser im Keller stabilisiert Häuser bei Hochwasser
Dirk Eisermann und seine Frau hätten mit ihrer Vorsorge alles richtig gemacht und könnten zumindest für dieses Mal getrost abwarten. Andere Nachbarn könne er nur warnen der Versuchung nachzugeben, das Wasser aus dem Keller zu pumpen. „Das Wasser sorgt von innen für den nötigen Gegendruck. Wenn der fehlt, wird es im Hochwasserfall gefährlich für die Statik der alten Häuser“, erklärt der Physiker.
So wie es aussieht, wird der Wasserstand der Elbe sich ab Donnerstag, 4. Januar, für längere Zeit auf hohem Niveau halten. „Was sich in Dresden abspielt, kommt in sechs bis acht Tagen bei uns im Unterlauf der Elbe an“, sagt Krasemann.
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Pegelstände im Oberlauf der Elbe steigen wieder
In der sächsischen Landeshauptstadt wurde am Silvestermorgen ein Wasserstand von 4,48 Meter gemessen. Am Vortag waren es noch 5,30 Meter gewesen. Zeitweise galt hier sogar die Hochwasserwarnstufe 3. Mittlerweile liegt der Pegel sogar unter dem Richtwert für Warnstufe 1. Doch es gibt eine Hiobsbotschaft: In Tschechien regnet es schon wieder ohne Unterlass. Der Pegelstand in Usti nad Labem ist am Dienstag, 2. Januar, innerhalb von zehn Stunden wieder um zehn Zentimeter angestiegen, Tendenz steigend.
Für Dresden gibt es eine neue Hochwasserwarnung des Landeshochwasserzentrums Sachsen. „Mit dem Durchzug der vorhergesagten Niederschläge wird es ab dem 3. Januar zum Anstieg der Wasserführung an allen sächsischen Elbpegeln kommen, wobei die Wasserstände an den Pegeln Schöna und Dresden am 4. Januar die Richtwerte der Alarmstufe 2 überschreiten werden.“ Welche Auswirkungen diese Entwicklung auf das Hochwasser in Lauenburg hat, ist derzeit noch nicht absehbar.