Lauenburg. Die Stadt kam ohne größere Schäden davon. Nicht nur die Betroffenengemeinschaft mahnt, die Zeichen zu verstehen.

Noch mal Glück gehabt – so lässt sich das aktuelle Elbehochwasser aus Lauenburger Sicht zusammenfassen. Nachdem am 5. Januar der vorläufige Höchstwert von 8,12 Meter erreicht war, sanken die Pegelstände zunächst wieder. Die zweite Welle, die Lauenburg am Donnerstag, 11. Januar, erreichte, bleibt voraussichtlich deutlich unter den Prognosen. Um 18.30 Uhr war mit 7,63 Meter der voraussichtlich höchste Pegelstand erreicht. Danach soll sich der Wasserstand bis Anfang nächster Woche annähernd auf diesem Niveau halten.

Bis auf vollgelaufene Keller in einigen Häusern auf der Wasserseite der Elbstraße hat das Hochwasser diesmal keine größeren Schäden verursacht. Es hätte allerdings auch anders kommen können: Nachdem die Pegelstände zum Jahreswechsel zunächst im Oberlauf der Elbe deutlich gefallen waren, ließen dort anhaltende Regenfälle und frühzeitig einsetzende Schneeschmelze in Tschechien den Fluss erneut deutlich anschwellen. Am Pegel Pirna wurden sogar 30 Zentimeter mehr als während der ersten Hochwasserwelle gemessen.

Hochwasser in Lauenburg: Pegelstände blieben unter den Prognosen

Doch schon in Dresden wurde auch im zweiten Anlauf die befürchtete Sechs-Meter-Marke nicht erreicht. Ungefähr einer Woche später macht sich der veränderte Pegelstand in Sachsen dann auch in Lauenburg bemerkbar. Dennoch läuft es für Lauenburg diesmal wohl glimpflich ab.

„Wir hatten nach wie vor ungenaue Vorhersagen. Und dass das Wasser diesmal nicht in wirklich bedrohlich für Lauenburg war, kann sich niemand auf die Fahne schreiben. Es hätte auch anders kommen können“, sagt Jörg Sönksen von der Lauenburger Betroffenengemeinschaft Hochwasser. Seit Jahren setzen er und seine Mitstreiter sich dafür ein, dass die Lauenburger Altstadt im Ernstfall vor Hochwasser geschützt wird. Viel passiert ist auch über zehn Jahre nach dem verheerenden Hochwasser im Juni 2013 nicht.

Andere Elbanrainer schützen ihre Städte

Die Stadt Dresden hat den Hochwasser-Alarm schon am Mittwochabend aufgehoben. Gegen 23 Uhr war der Richtwert für die Alarmstufe 1 erstmals wieder unterschritten worden. Trotzdem: „Die Wasserführung der Elbe im Stadtgebiet Dresden wird auch in den kommenden Tagen weiterhin erhöht bleiben“, heißt es vonseiten der sächsischen Landeshauptstadt. „Wenn Schneeschmelze im Zusammenhang mit Regen eintritt, ist die Vorhersage generell unsicherer als bei einem Hochwasser, das nur durch Regen ausgelöst wird“, erklärt Uwe Büttner vom Hochwasserzentrum Sachsen. Je weiter der Vorhersagezeitpunkt in der Zukunft liege, desto unsicherer werde die Prognose. „Denn in der Zwischenzeit können Dinge eintreten, die wir zum Zeitpunkt der ursprünglichen Vorhersage nicht kennen konnten“, so der Experte.

Doch wohin man schaut: In den Städten entlang der Elbe scheinen die Städte deutlich besser auf ein Hochwasser vorbereitet als Lauenburg. Da nutzt es auch nichts, dass den Verantwortlichen in der Schifferstadt rund eine Woche Zeit bleibt, um auf die Ereignisse im Oberlauf der Elbe zu reagieren. Viel können sie ohnehin nicht tun. Anders als in vielen anderen Städten entlang des Flusses. In Dresden sind es die Flutschutztore vor der Altstadt, die ab einem bestimmten Vorhersagewert montiert werden. In Magdeburg wird in einem besonders kritischen Bereich ebenfalls eine Hochwasserschutzwand aktiviert. In Hitzacker schützt die Hochwasserschutzanlage die Altstadt im Ernstfall schon seit 2008.

In Lauenburg würden dagegen Sandsäcke nach wie vor die einzige Barriere sein, die die Altstadt vor dem Schlimmsten bewahren soll. Über zehn Jahre lang wurde zwar viel über den Hochwasserschutz in Lauenburg diskutiert, aber wenig umgesetzt. Aus Sicht der Lauenburger Verwaltung und des Wasser- und Bodenverbandes sind es vor allem die bürokratischen Strukturen und langen Entscheidungswege auf Landesebene, die ein wirkliches Vorankommen in Sachen Hochwasserschutz verhindern.

Auch interessant

Unbegreiflich aus Sicht der Anwohner, denn die Lauenburger Altstadt ist das größte Flächendenkmal Schleswig-Holsteins. Die Denkmalpfleger des Landes wachen streng darüber, dass nichts den historischen Wert des Ensembles beeinträchtigt. Andererseits hat der Hochwasserschutz offenbar nicht die höchste Priorität in Kiel. Der Termin der Fertigstellung eines Hochwasserschutzes wurde immer wieder nach hinten verschoben. Mittlerweile lässt sich niemand der Entscheidungsträger auf einen Zeitpunkt festlegen. „Die Elbe hat uns noch mal gewarnt. Wenn wir dieses Zeichen jetzt nicht verstehen, wird sich das in der Zukunft bitter rächen“, ist Jörg Sönksen von der Betroffenengemeinschaft Hochwasser überzeugt.