Lauenburg. Zustände im Katastrophenschutzzentrum sind gesundheitsgefährdend. Jetzt wurde der Umbau erneut verschoben. Laubenburgs Retter in Rage.
Wäre alles so gekommen wie 2017 geplant, hätte Wehrführer Lars Heuer die Kameraden und Gäste der Jahresversammlung in einer modernen Feuerwache begrüßen können. Doch davon kann die Lauenburger Feuerwehr bisher nur träumen. Und so hätte Heuer eigentlich die Rede aus den Jahren zuvor aus der Schublade ziehen können. Fazit: Die Zustände im Katastrophenschutzzentrum an der Reeperbahn 33 sind nicht nur eine Zumutung für die Retter, sondern auch stark gesundheitsgefährdend.
Vor sieben Jahren hatte sich diese Erkenntnis auch bei der Lauenburger Politik durchgesetzt. Die Stadtvertretung beschloss einen sogenannten Masterplan, um die Zustände im K-Zentrum bis 2024 grundlegend zu ändern. Ursprünglich war sogar von einem Neubau die Rede. Dann ergaben erste Untersuchungen, dass auch ein Umbau infrage kommt, um zeitgemäße Bedingungen für die freiwillige Feuerwehr der Schifferstadt zu schaffen.
Die „Big Five“: Verwaltung legt Prioritätenliste vor
„Die Planung ist so weit vorangetrieben, dass wir 2025 mit dem Bau beginnen könnten, vorausgesetzt die Finanzierung steht“, stellte Bauamtsleiter Christian Asboe im September vergangenen Jahres in Aussicht. Doch davon ist jetzt keine Rede mehr. Zwar befindet sich der Umbau des K-Zentrums noch immer auf der Liste der sogenannten „Big Five“ der Lauenburger Großprojekte, ist aber in der Priorität weiter nach hinten gerutscht.
Im November 2023 hatte die Verwaltung einen Vorschlag vorgelegt, in welcher Reihenfolge die Vorhaben in Angriff genommen werden sollen. Grund war die klamme Haushaltskasse der Stadt, die solche Überlegungen notwendig machten. Auf Platz eins lag das neue Medienzentrum Stappenbeck. Das stand auch nicht wirklich zur Debatte, denn es war kurz vor der Fertigstellung. Auf dem zweiten Platz sah die Verwaltung die Erweiterung der Weingartenschule, danach die Modernisierung und Erweiterung des Katastrophenschutzzentrums – und erst dann den Bau der neuen Sporthalle und die Sanierung des Schlossgebäudes.
Umbau des K-Zentrums schon einmal verschoben
Doch die Politik wollte vor allem den Bau der Sporthalle in der Liste weiter oben sehen, schon allein deshalb, weil die Planung weit fortgeschritten ist. Außerdem stehen drei Millionen Euro Bundesmittel für den Bau bereit. Ein weiterer Aufschub hätte diese Förderung versiegen lassen. Doch rückt ein Vorhaben vor, muss ein anderes zurücktreten. Mittlerweile ist bekannt: Frühestens 2027 beginnt der Umbau der Feuerwache. Dabei stehen auch hier die Planungen nicht am Anfang. Das beauftragte Architekturbüro Schnittger aus Kiel hat bereits Entwürfe vorgelegt. Nach regelmäßige Besprechungen, an denen auch die Feuerwehr teilnahm, wurden die Pläne im vergangenen Jahr angepasst.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die Retter in die Röhre schauen. Während der Beratungen über den Doppelhaushalt 2021/2022 wurde der Umbau schon einmal zurückgestellt. „Die Baumaßnahme Katastrophenschutzzentrum wurde in die mittelfristige Finanzplanung ab 2022 verschoben“, so der Beschluss.
Unfallkasse kritisiert gesundheitsgefährdenden Zustand
„Dass ich mein Amt ernst nehme und deutliche Worte finde, ist bekannt und wird auch so blieben“, begann Wehrführer Lars Heuer seinen Bericht auf der Hauptversammlung. Nach seinen Worten kritisiert die Unfallkasse der Feuerwehr die für die Retter gefährliche Situation schon lange. So gibt es keine Trennung von sauberen und rauchverdreckten Kleidungsstücken. Es ist erwiesen, dass Schadstoffe im Brandrauch den bei Rettern gefürchteten Feuerkrebs verursachen können.
Die Kameraden ziehen sich auf engstem Raum hinter den Fahrzeugen um. „Kürzlich ist hier ein Kamerad gestürzt und hat sich so stark verletzt, dass er nicht mit ausrücken konnte“, berichtete der Wehrführer. Auch das brennt den Rettern auf den Nägeln: Die bestehende Fahrzeughalle ist viel zu klein für die modernen Feuerwehrautos. Massive Betonstürze an den Decken hängen so tief, dass sie das Öffnen der Türen der Fahrzeuge verhindern.
K-Zentrum war Pilotprojekt des Landes
Das Lauenburger Katastrophenschutzzentrum, war vor 42 Jahren ein viel beachtetes Pilotprojekt. Als am 20. Februar 1982 das Lauenburger Katastrophenschutzzentrum eingeweiht wurde, lobte der damalige Ministerpräsident Uwe Barschel es als große Innovation. Es galt als beispielgebend, dass Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und das Deutsche Rote Kreuz ihre Kräfte unter einem Dach bündelten.
Doch genau das erweist sich heute als Problem, das Bürgermeister Thorben Brackmann in seinem Grußwort beschrieb. Der Gebäudeteil, in dem das Technische Hilfswerk untergebracht ist, soll abgerissen werden. Dort wird die neue Fahrzeughalle gebaut. Auch die Umkleidebereiche werden nach den Vorstellungen der Planer hier untergebracht. Das THW will einen Neubau an der Juliusburger Landstraße errichten, aber noch ohne verbindlichen Zeitplan. Und auch das DRK hat ein verbrieftes Recht, einen Teil des Gebäudekomplexes zu nutzen. „Ohne eine gemeinsame Lösung innerhalb der Blaulichtfamilie haben wir keine Chance, den Umbau umzusetzen“, so der Bürgermeister.
Ehemaliger Kämmerer und Wehrführer drängt auf Zwischenlösungen
Besonderen Beifall für seinen Redebeitrag erhielt Thomas Burmester von den Feuerwehrleuten. Seine Wortmeldung auf den Bericht des Wehrführers hatte deshalb große Brisanz, weil Burmester bis zu seiner Pensionierung Ende 2022 Kämmerer der Stadt Lauenburg war. Auch die Arbeit der Feuerwehr kennt er von der Pike auf. Zwischen 1996 und 2013 war er Wehrführer der Lauenburger Feuerwehr. Heute ist Burmester in der Reserveabteilung der Wehr aktiv.
Der Redebeitrag der 64-Jährigen war kurz, aber deutlich: „Ich kenne die Haushaltslage der Stadt genau. Aber man sollte sich doch mal überlegen, ob man nicht schrittweise etwas verbessern kann. Es muss endlich der Wille erkennbar sein, etwas zu ändern, sonst sind wir in drei Jahren noch keinen Schritt weiter“, so seine Forderung.
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„Roter Hahn“ – fünf Sterne für Lauenburgs Retter
Grund genug, auf die Feuerwehr stolz zu sein, hat die Stadt allemal. Zu insgesamt 154 Einsätzen rückten die Retter im vergangenen Jahr aus, dabei retteten sie 27 Menschenleben. Seit September vergangenen Jahres darf sich die Lauenburger Feuerwehr über den fünften Stern der Leistungsbewertung „Roter Hahn“ freuen. Diese Auszeichnung erhielt bisher keine andere städtische Feuerwehr des Kreises.
Ganz zufrieden war die Prüfungskommission des Landesverbandes in der Schifferstadt aber nicht. Auch sie stellte nämlich fest: Das Katastrophenschutzzentrum an der Reeperbahn entspricht heute in keiner Weise den Mindestanforderungen. Auf die Kritik der Prüfkommission antwortete Bürgermeister Thorben Brackmann damals: „Die Planungsarbeiten sind in vollem Gange. 2025 könnte der Umbau beginnen.“