Lauenburg. Die einen suchen eine sinnvolle Beschäftigung, die anderen neue Mitstreiter. So gelingt die Koordination in Lauenburg.

Nicht jeder, der in Rente geht, richtet sich auf ein geruhsames Leben zu Hause ein. Manchen fällt die Decke auf den Kopf und einige vermissen das Gefühl, gebraucht zu werden. Aber auch jüngere Menschen suchen oft einen sinnvollen Ausgleich zu ihrem Job. Auf der anderen Seite gibt es Vereine und Freiwilligendienste, die händeringend neue Mitstreiter suchen.

In Lauenburg kümmert sich ab sofort Andrea Weber darum, dass diese Menschen zueinander finden. Die 61-Jährige ist die erste Ehrenamtskoordinatorin in der Stadtverwaltung. Im März 2021 wurde Lauenburg „Programmkommune bei der Engagementsstrategie des Landes Schleswig-Holstein“. Hinter dem etwas sperrigen Titel steckt ein gut gefüllter Fördertopf. Nachdem die Stadt die Ehrenamtskoordination zunächst mit der Arbeiterwohlfahrt angeschoben hat, läuft das Projekt jetzt in Eigenregie. Das bietet sich an, denn das Land setzt die Förderung bis Ende 2025 fort. Die Stadt muss lediglich einen Eigenanteil von 16.000 Euro jährlich zahlen.

Jeder dritte Erwachsene engagiert sich in Lauenburg ehrenamtlich

Ohne Menschen, die sich in ihrer Freizeit für andere engagieren, sähe es in Lauenburg düster aus. Irgendjemand in der Lauenburger Verwaltung hat das mal ausgerechnet: Jeder Dritte aller erwachsenen Lauenburger engagiert sich ehrenamtlich. Ob in der Feuerwehr, beim Technischen Hilfswerk, aber auch in den Sportvereinen, auf dem „Kaiser Wilhelm“ oder bei der Tafel würde ohne Freiwillige nichts laufen. Aber es gibt auch Ehrenamtler, die weniger Aufmerksamkeit erfahren, etwa die Lesepaten in den Schulen oder die Freizeitbegleiter für Senioren.

Dass in Lauenburg das Ehrenamt so eine große Rolle spielt, hat Andrea Weber gleich nach ihrem Umzug vor ein paar Jahren aus Hamburg erlebt. „Mittlerweile bin ich hier gut vernetzt und habe so viele Menschen kennengelernt, die in ihrer Freizeit tolle Sachen auf die Beine stellen“, sagt sie. Die Hamburger Lektorin und Buchautorin hatte sich schon in der Hansestadt in verschiedenen Projekten ehrenamtlich engagiert. Als sie von der neuen Aufgabe innerhalb der in der Stadtverwaltung hörte, bewarb sie sich – und bekam die Stelle, die zunächst bis Ende nächsten Jahres befristet ist.

Was den Vereinen auf den Nägeln brennt

Was Andrea Weber aus eigener Erfahrung weiß: Viele Vereine schmoren im eigenen Saft, obwohl sie sich oftmals mit den gleichen Problemen herumschlagen. Neben Nachwuchssorgen spielen in Lauenburg oft auch Raumprobleme eine Rolle. Seit das Mosaik nach dem Betreiberwechsel nicht mehr zur Verfügung steht, fehlt in Lauenburg ein großer Veranstaltungsraum. 2019 wollte die Stadt schon einmal wissen, was den Lauenburger Vereinen auf den Nägeln brennt. Unter dem Motto „Verein(t) in Lauenburg“ trafen sich deren Mitglieder zu einem Workshop.

Ein ähnliches Treffen plant Andrea Weber jetzt auch. Erste Gespräche dazu hat sie bereits geführt. „Auch gute Erfahrungen lassen sich unter Umständen auf andere Vereine übertragen, seien es Tipps für die Öffentlichkeitsarbeit oder Erfahrungen in der Mitgliederwerbung“, sagt Amtsleiterin Friederike Betge, zu deren Resort der Bereich Ehrenamtskoordination gehört.

Mitgliederwerbung online und ganz klassisch

Ideen hat Andrea Weber viele, besonders was die Mitgliedergewinnung für die Vereine betrifft. Auf der Webseite der Stadt www.lauenburg.de möchte sie Angebote gern sichtbar platzieren. „Die Vereine sollten Raum bekommen, sich zu präsentieren. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass Interessierte hier ihre gewünschten Betätigungsfelder eingeben und Angebote bekommen“, sagt sie.

Vor zwölf Jahren brachte in Lauenburg die Freiwilligenagentur Vereine und Interessierte zusammen. Die Pinnwand stand in der Bücherei.
Vor zwölf Jahren brachte in Lauenburg die Freiwilligenagentur Vereine und Interessierte zusammen. Die Pinnwand stand in der Bücherei. © Elke Richel

Aber auch an traditionelle Werbung denkt sie dabei, etwa an eine Art Litfaßsäule, auf der Steckbriefe und Kontaktdaten angepinnt werden können. „Im neuen Medienzentrum gibt es bestimmt einen Platz dafür“, schwebt der Koordinatorin vor. Ähnliches gab es übrigens schon in Lauenburg. Vor zwölf Jahren organisierte eine Freiwilligenagentur in der Stadt das erste Kennenlernen. Die Pinnwand in der Stadtbücherei war immer dicht umlagert.

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Ehrenamtsmesse am 20. und 21. April

Die meiste Zeit verbringt Andrea Weber derzeit aber, die Ehrenamtsmesse in Lauenburg vorzubereiten, die am 20. und 21. April in Lauenburg gleichzeitig mit der Gewerbemesse in der Albinus-Gemeinschaftsschule ausgerichtet wird. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, das Interesse der Vereine und Verbände ist groß. Viele von ihnen sind bereits Stammgäste, denn es ist bereits die dritte Messe dieser Art in Lauenburg. In den Jahren 2016 und 2018 stießen die Veranstaltungen auf großes Besucherinteresse, auch über die Stadtgrenzen hinaus.

Bisher hatte Lauenburgs Veranstaltungsmanager Andy Darm den Hut für die der Ehrenamtsmessen auf. Erstmals liegt Organisation in den Händen von Andrea Weber. Allerdings steht sie mit dieser Aufgabe nicht alleine da. „Natürlich bringe ich mich weiter ein. Eine Messe auf die Beine zu stellen, ist schließlich ein Riesenaufwand“, sagt Darm. Viele Stände sind bereits ausgebucht, am gemeinsamen Rahmenprogramm von Ehrenamtsmesse und Gewerbemesse tüfteln die Organisatoren noch. Vereine oder andere ehrenamtliche Zusammenschlüsse können sich bei Interesse an einem Messestand direkt an Andrea Weber wenden. Das ist per E-Mail möglich an andrea.weber@lauenburg.de oder telefonisch unter der Nummer 04153/5909215.