Lauenburg. Ab Sonnabend soll der Pegel der Elbe wieder fallen. Die Entspannung dürfte nur von kurzer Dauer sein. Grund sind anhaltende Regenfälle.
Eigentlich sollte der Höhepunkt des aktuellen Hochwassers in Lauenburg schon am Mittwoch, 3., oder Donnerstag, 4. Januar, überschritten worden sein. Doch der hohe Wasserstand hält sich hartnäckig. Laut der telefonischen Messwertansage der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung unter der Nummer 04139/1 94 29 zeigte der Pegel Hohnstorf am Freitag, 5. Januar, 8.30 Uhr, einen Wert von 8,12 Meter an – der vorläufige Höchstwert. Zwei Stunden später meldete die Computerstimme einen Pegelstand von 8,10 Meter. Mittags lag der gemeldete Wert schon wieder bei 8,12 Meter.
Doch ab Sonnabend, 6. Januar, soll der Pegel kontinuierlich fallen. Die schlechte Nachricht: Die Entspannung dürfte nur von kurzer Dauer sein. Seit Tagen ist bekannt, dass der Fluss im Oberlauf schon wieder anschwillt. Grund sind anhaltende Regenfälle im Einzugsgebiet der Elbe. Was seit Freitag feststeht: Bei der erneuten Hochwasserwelle werden in Sachsen zum Teil höhere Pegelstände erwartet als am Jahresende. Das dürfte für Lauenburg nicht ohne Folgen bleiben.
Im Oberlauf der Elbe steigen die Pegel
Was sich auch bei diesem Elbehochwasser wieder zeigt: Verlässliche Prognosen gibt es kaum. In Dresden wurde bereits am 26. Dezember die Alarmstufe ausgelöst und zwei Tage später wieder aufgehoben. Der vorausgesagte Pegelstand von sechs Metern wurde nicht erreicht. Nach einem deutlichen Rückgang steigt der Pegel dort nun wieder an. Behörden erwarten, dass die Sechs-Meter-Marke in der sächsischen Landeshauptstadt am kommenden Wochenende geknackt wird.
Noch weiter im Oberlauf der Elbe sind sogar deutlich höhere Wasserstände prognostiziert als bei der ersten Welle. Um etwa 20 Zentimeter höher als zum Jahreswechsel soll die Elbe in Pirna, nahe der tschechischen Grenze, am Sonnabend ansteigen. In Schöna gilt bereits jetzt die zweithöchste Alarmstufe 3. In Tschechien ist die Lage derzeit noch dramatischer. In der Stadt Usti nad Labem, etwa 45 Kilometer von Dresden entfernt, gilt seit Freitag die höchste Warnstufe überhaupt.
Auf Regen folgt Frost – die nächste Gefahr
Diese zweite Hochwasserwelle wird in sechs bis acht Tagen Lauenburg erreichen. Mit welcher Wucht sie die Stadt tatsächlich trifft, lässt sich wahrscheinlich erst Anfang nächster Woche sagen. Etwas Hoffnung macht die aktuelle Wetterlage. Vorhersagen zufolge sollen in den nächsten Tagen die Niederschläge vom Einzugsgebiet bis zur Mündung der Elbe nachlassen. Stattdessen wird es kälter, teilweise sogar mit deutlichen Minustemperaturen.
Doch auch diese Prognose treibt einigen Hydrologen Sorgenfalten auf die Stirn: Das Wasser, das in den Hochwassergebieten bereits ins Gemäuer der Häuser gezogen ist, könnte vereisen und so große Schäden anrichten. Beim bisher höchsten in Lauenburg gemessenen Hochwasser im Jahre 1855 richtete zudem der Eisgang die größten Schäden an. Allerdings stand damals das Wasser der Elbe auf einer Höhe von 9,88 Meter vor der Unterstadt.
Sandsäcke und Füllmaschinen stehen bereit
Bei allen Unsicherheiten, was die neue Hochwasserwelle für Lauenburg bringt: Ein neues Rekordhochwasser ist diesmal nicht zu erwarten. Dennoch kann niemand ausschließen, dass im zweiten Anlauf ein Pegelstand erreicht wird, der die zweite Hochwasserwarnstufe auslöst. Dies ist bei einem Wasserstand von 8,20 Metern der Fall.
Tritt dieser Fall ein, bezieht der Lagestab der Stadt unter anderem auch die Rettungskräfte in die Hochwasserabwehr ein. Dann geht es unter anderem darum, Bereiche der Altstadt vor Überflutungen zu schützen. Anders als andere Städte entlang der Elbe, die in diesem Fall die Hochwasserschutzanlagen scharf stellen, wären das in Lauenburg wieder nur Sandsackwälle, die zum Einsatz kommen würden. Die Lauenburger Feuerwehr ist auf dieses Szenario jedenfalls vorbereitet. „Sandsäcke und Füllmachinen stehen bereit“, versichert Wehrführer Lars Heuer.
Unvernünftig: Anwohner pumpen ihre Keller leer
Doch nicht nur die zweite Hochwasserwelle könnte für die historischen Häuser der Altstadt eine Bedrohung werden. Für ein weiteres Risiko sorgen einige Anwohner selbst, indem sie versuchen, die vollgelaufenen Keller leerzupumpen. Sowohl die Stadt, als auch die Feuerwehr warnen eindringlich davor, denn das Wasser im Inneren sorgt für den notwendigen Gegendruck. Sobald dieser fehlt, könnte die Statik des Hauses gefährdet werden. Es droht Einsturzgefahr.
Ein weiteres Problem, das den Lagestab der Stadt derzeit beschäftigt: Die Elbe führt derzeit unglaublich viel Treibgut mit sich. Äste und Buschwerk sammeln sich in den überfluteten Twieten. Ganze Bäume stoßen immer wieder an die Uferkanten und beschädigen die Befestigung. Das Wasser- und Schifffahrtsamt kontrolliert deshalb täglich den Uferbereich, um großräumiges Treibgut aus dem Wasser zu fischen.
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Fehlender Hochwasserschutz bewegt die Gemüter
Je mehr Bilder überfluteter Bereiche in den sozialen Netzwerken die Runde machen, umso mehr wird der fehlende Hochwasserschutz für Lauenburg diskutiert. Mittlerweile stehen auch Teile der Lauenburger Marina unter Wasser. Auch dieser Bereich hatte beim Hochwasser 2013 viel abbekommen. Eigentlich sollte der Hochwasserschutz für die Marina in diesem Jahr fertiggestellt werden. Doch es wurde – wie in der Altstadt – noch nicht mal mit dem Bau der Anlage begonnen. Im Gegensatz unter anderem zu Sachsen sind für die Planung des Lauenburger Hochwasserschutzes verschiedene Ebenen des Landes mit wechselnden Entscheidungsträgern zuständig.
Wäre der Hochwasserschutz im Bereich der Marina, wie vor über drei Jahren geplant, bereits fertig, wäre dem Lagestab im Ernstfall eine weitere Sorge genommen. Beim Hochwasser 2013 hatte sich nämlich gezeigt, dass es unmöglich ist, die Einsatzfahrzeuge und die notwendige Technik in der Nähe des Einsatzortes zu stationieren. Bei künftigen Fluten sollte dafür der geschützte Wohnmobilstellplatz an der Marina genutzt werden.