Geesthacht. St. Salvatoris Geesthacht in Angst: Termine abgesagt, Krippenspiel fällt aus. Schon der Weihnachtsmarkt stand unter Polizeischutz.

Eine Kirche in Angst: Die evangelische Kirchengemeinde Geesthacht hat alle Termine vor Weihnachten abgesagt, an denen Kinder und Jugendliche beteiligt sind. Das hat der Kirchengemeinderat der St. Salvatoris-Kirche am Montag schweren Herzens beschlossen. Die Gemeinde befinde sich in einem „Ausnahmezustand“, hieß es in einer ersten internen Mitteilung. Dahinter stecken nach Informationen unserer Redaktion antisemitisch und antiisraelisch geprägte Drohungen. Die Abteilung für Staatsschutz beim Landeskriminalamt in Kiel hat am Dienstag die Ermittlungen übernommen.

„Das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein hat das von Ihnen genannte Verfahren erst heute übernommen. Wir können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Auskünfte dazu geben“, teilt eine LKA-Sprecherin auf Anfrage mit. Allerdings wird der Staatsschutz erst aktiv, wenn Anhaltspunkte für politisch oder religiös motivierte Taten vorliegen.

St. Salvatoris Geesthacht: Kirchengemeinde bedroht – Staatsschutz ermittelt

Auch die Kirchengemeinde hält sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen bedeckt. Die merklich aufgewühlte Pastorin von St. Salvatoris, Saskia Offermann, räumt lediglich ein: „Die Kirchengemeinde sieht sich mit anonymen Drohungen konfrontiert.“ Deshalb seien präventiv Vorsichtsmaßnahmen ergriffen worden.

Warum nur Veranstaltungen mit Kindern und Jugendlichen abgesagt werden, bleibt unbeantwortet. Betroffen sind unter anderem der Konfirmandenunterricht, Kinderandachten, das Treffen der Jugendgruppe Queer and Friends sowie die Proben für das Krippenspiel beim Weihnachtsgottesdienst und das geplante Kindermusical. Auch bei den Weihnachtsgottesdiensten wird es keine Krippenspiele geben.

Dagegen sollen die Gottesdienste an Heiligabend um 14, 16 und 23 Uhr sowie am ersten und zweiten Weihnachtstag (jeweils 11 Uhr, Kirchenstieg) mit musikalischer Begleitung stattfinden. „Wir möchten weiter die Botschaft von Frieden und Hoffnung verbreiten und werden schöne und besinnliche Gottesdienste feiern. Gott kommt zu uns in die Welt. Es sind präventive Sicherheitsmaßnahmen ergriffen worden“, sagte Saskia Offermann.

Weihnachtsmarkt der Kirche unter Polizeischutz

Schon der traditionelle Weihnachtsmarkt an der St. Salvatoris-Kirche am 2. und 3. Dezember hatte unter Polizeischutz gestanden. Zuvor war im Gotteshaus ein auf Arabisch verfasster Drohbrief gefunden worden. Daraufhin sicherte die Polizei das Kirchengelände an dem Wochenende permanent mit zwei Einsatzfahrzeugen und mehreren Beamten ab. Der Zugang über die Treppe an der Elbstraße war mit einem Polizeiauto versperrt. Hinein gelangten die Besucher nur über den Kirchenstieg. Auch ein Einsatzfahrzeug der Spezialeinheit Medizinische Task Force war vor Ort. Ein konkreter Verdacht habe damals indes nicht vorgelegen. Die meisten der zahlreichen Besucher hatten sich damals unbeeindruckt gezeigt.

Nur wenige Tage zuvor war eine Drohung gegen das Otto-Hahn-Gymnasium ausgesprochen worden. Wie sich noch vor dem Weihnachtsmarkt herausgestellt hatte, handelte es sich dabei um einen dummen Streich eines Kindes, das sich mit seinem Vater bei der Polizei stellte.

Mitarbeiter der Kirchengemeinde hat Bezug zu Israel

Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel häufen sich Hass und Hetze gegen Juden in Deutschland und der Welt. Überall befinden sich jüdische Einrichtungen unter Polizeischutz und sind die hier lebende Juden in Sorge um ihre Sicherheit. Auch ein Mitarbeiter der evangelischen Kirchengemeinde Geesthacht hat einen familiären Bezug zu Israel.

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Die evangelische Kirchengemeinde hat rund 5800 Mitglieder. Die 1685 erbaute St. Salvatoris-Kirche ist das älteste erhaltene Gebäude in Geesthacht. Aktuell steht eine umfassende Restaurierung an. Die weiße Farbe des Fachwerks muss ausgetauscht werden. Das kostet rund 220.000 Euro. Wenn auch das Holz betroffen ist, was der zuständige Architekt befürchtet, kann der Schaden schnell in Millionenhöhe steigen.