Geesthacht. Mehrere Polizisten und eine Spezialeinheit an der St.-Salvatoris-Kirche. Die Hintergründe und was Händler und Besucher sagen.
Das war ein ungewohntes Bild auf dem Geesthachter Weihnachtsmarkt an der St.-Salvatoris-Kirche. Die Polizei sicherte am Wochenende, 2./3. Dezember, mit jeweils zwei Einsatzfahrzeugen und mehreren Beamten die Zugänge ab, sah immer wieder auch auf dem Gelände nach dem Rechten. Vorsorglich war auch eines der 27 Einsatzfahrzeuge der Spezialeinheit Medizinische Task Force vor Ort. Hintergrund: Am Sonnabend, 2. Dezember, hat es einen Drohbrief gegeben.
Wo er einging, wollte die Polizei auf Nachfrage nicht bekannt geben. Der Brief habe keinen konkreten Verdacht aufkommen lassen, teilte eine Sprecherin der Polizei mit. Die Vorsichtsmaßnahmen, die getroffen wurden, bezogen sich somit auf zwei Funkstreifenwagen, die permanent vor Ort waren. Zudem gab es nur einen Zugang im nördlichen Bereich des Kirchenstieges. Wer aufs Gelände wollte, musste an Polizisten vorbei. Das Kommissariat 5 ermittelt nun.
Polizei sichert Geesthachter Weihnachtsmarkt an St.-Salvatoris-Kirche
Auch beim Weihnachtsmarkt in Göppingen hatte es eine Drohung gegeben. Dort wurde der Markt am Sonnabend evakuiert. Nicht so in Geesthacht. Die Besucher des Weihnachtsmarktes nahmen den Umstand mit norddeutscher Mentalität – gelassen und cool – zur Kenntnis. Die Freude, über das idyllische Gelände zu schlendern und die Adventszeit zu genießen, ließen sich die Besucher nicht nehmen.
Nach langer Zeit lag weihnachtlich passend rund um Geesthachts historische Kirche endlich wieder Puderzuckerschnee. Herrnhuter Sterne leuchten an den knorrigen Ästen der alten Bäume. Es riecht nach Stockbrot und Punsch. Und nicht nach Gefahr. „Ich finde, man gibt solchen A… viel zu viel Raum. So ein Einsatz kostet nichts als Steuergelder“, machte ein Besucher seinem Ärger Luft. Seinen Namen möchte er aber nicht in der Zeitung lesen.
„Schade, dass ein Weihnachtsmarkt unter Polizeischutz stattfinden muss“
Erst am 22. November hatte es in Geesthacht Aufregung am Otto-Hahn-Gymnasium gegeben wegen eines angekündigten Amoklaufes. Diesen Anruf konnte die Polizei aufklären. Es hatte sich um einen bösen Scherz eines Kindes gehandelt.
„Es ist schade, dass ein Weihnachtsmarkt unter Polizeischutz stattfinden muss“, meinte Jens Callies. Der 53-jährige Geesthachter und sein zwölfjähriger Sohn Till hatten auf dem Markt zunächst ganz andere Sorgen. Beide verfolgten auf dem Handy gespannt live das Elfmeterschießen der deutschen U17-Junioren im Endspiel der Weltmeisterschaft gegen Frankreich.
Als der Dortmunder Almugera Kabar in Indonesien seinen Elfer verwandelt und den Titel klargemacht hatte, fing auch für das Vater-Sohn-Gespann der entspannte Teil des Nachmittags an. „Wir werden noch Punsch und Glühwein trinken und eine Wurst und Waffeln essen“, benannten sie das Programm.
Ein Stand mit 40 Kilogramm Bienenwachskerzen
Die Familie Callies schlendert jedes Jahr über den Markt „Wir lieben die ganz besonders schöne Atmosphäre. Hier gibt es keinen Kommerz. Vorhin haben wir uns die Zirkusvorstellung angesehen. Jetzt werden wir essen und ein paar schöne Sachen kaufen. Das Geld ist hier gut angelegt. Im Schnitt geben wir wohl so rund 30 Euro aus“, schätzt Jens Callies.
Von Angst war auch am Stand von Axel und Birgit Maak nichts zu spüren. Das Imkerpaar vom Gut Hasenthal hatte Kerzen, Honig und Met im Sortiment. „Wir haben aus gut 40 Kilo Wachs Kerzen produziert. Die Bienenwachskerzen werden immer besonders gern gekauft“, berichten die beiden. Sie schätzten, dass die Hälfte, also gut 20 Kilo Kerzen, in Geesthacht über die Theke gehen wird.
Gäste reisten auch aus Mecklenburg an
Bärbel und Ortwin Driesel waren aus dem mecklenburgischen Grabow angereist. „Wir waren im vergangenen Jahr zum ersten Mal hier. Es ist noch so ein richtig schöner Weihnachtsmarkt, wie man ihn von früher kennt“, waren sich die 66-Jährige und der 67-Jährige einig. Genauso wie im vergangenen Jahr waren sie auf der Suche nach Geschenken und Dekorationsartikeln.
„Wir werden wohl so zwischen 30 und 40 Euro ausgeben. Wir finden die Kerzen hier besonders schön, und der Met ist sehr gut. Wir nehmen sicher wieder eine Flasche mit. Im vergangenen Jahr haben wir einen besonders schönen Türkranz gekauft, vielleicht finden wir wieder einen“, hofften die beiden.
Großer Ansturm am Stand der Tourist-Information
Direkt vor der Kirche hatte sich der Posaunenchor Wentorf positioniert. Weihnachtsklänge ertönten. An den Feuerschalen backten Kinder Stockbrot, die weißen Verkaufszelte waren gut besucht. Auch wenn viele Besucher unterwegs waren, es gab genügend Platz zum Gucken oder Innehalten.
Großer Ansturm herrschte am Stand der Tourist Information: Innerhalb der ersten zwei Stunden gingen dort 20 Moin-Geesthacht-Taschen über den Verkaufstisch. Das Upcycling-Produkt, das aus alten Werbebannern genäht wird, gab es als Umhängetasche oder als Bauchtasche.
Zufrieden waren auch Andrea Garbers und Janne Habke. Die beiden Frauen brachten Kerzen und Holzarbeiten für das Lebenshilfewerk Kreis Herzogtum Lauenburg unter die Leute. „Besonders gut gehen die Weihnachtsbaumkerzen. Mit der Produktion wurde bereits im Sommer begonnen. Im Schnitt geben die Leute so um die 15 Euro bei uns am Stand aus“, erklären sie.
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Der Verkauf lief für das Lebenshilfewerk zwar bestens, aber ihnen ging es noch um etwas anderes. „Wir sind auf der Suche nach Menschen, die Zeit mit unseren Bewohnern verbringen wollen, beispielsweise Geschichten vorlesen“, berichtet Andrea Garbers.
Weihnachtsmarkt für Afrika musste nicht bewacht werden
Der Weihnachtsmarkt der Partnerschaft Afrika und der Flüchtlingshilfe in Geesthacht am Sonntag in der Sporthalle Berliner Straße blieb bei den polizeilichen Vorsichtsmaßnahmen außen vor. Die Ordnungskräfte konzentrierten sich ausschließlich auf die St.-Salvatoris-Kirche. Besucher, die vorher nicht bei der Kirche waren, zeigten sich vom Geschehen dort völlig überrascht. „Ich habe hier keine Polizisten gesehen, ich fühle mich aber auch nicht bedroht“, sagte Dirk Steglich, Vorstand bei Partnerschaft Afrika.
Bei den Händlern hatte es eine große Nachfrage nach Standplätzen gegeben. Verkauft wurden 110 Meter an Verkaufsfläche, so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Der Verkauf war „okay“, wie Dirk Steglich sagte. Das deckt sich mit der Erfahrung von Peter Fedder. Der Geesthachter verkauft weihnachtliche Holzarbeiten, die teils um die 100 Euro kosten. „Es lief schleppender als früher. Das merkt man schon, dass die Leute nicht mehr so viel Geld in der Tasche haben“, sagt er.
Gut wie immer lief die Tombola. Verkauft wurden 2500 Lose, auf 500 gab es gestiftete Gewinne. Hauptpreis war ein umfangreicher Werkzeugkoffer. Der Erlös kommt Hilfsprojekten zugute. Kurz nach 16 Uhr waren fast alle Gewinne vergeben.