Lauenburg. Die 65-Jährige leitete beide Jugendherbergen in Lauenburg. Wie sie zu ihrem adeligen Titel kam und wer nun die Leitung übernimmt.

Man nennt sie auch die „Herzogin“. 41 Jahre lang war Gabriele Seidel das Gesicht der Lauenburger Jugendherbergen. Jetzt wurde die 65-Jährige in den Ruhestand verabschiedet. Sie war 24 Jahre alt und hatte gerade ihr Studium der Hauswirtschaft und Ernährungslehre abgeschlossen, als sie 1982 mit ihrem damaligen Ehemann die Leitung der Lauenburger Jugendherberge Am Sportplatz übernahm.

Die Ehe zerbrach, aber Gabriele Seidel blieb. 2005 wurde in Lauenburg die zweite Jugendherberge unter ihrer Leitung eingeweiht: die Zündholzfabrik. Nach anfänglich mit vier Mitarbeitern leitete die alleinerziehende Mutter nun ein Team von bis zu 40 Menschen. In beiden Häusern mit insgesamt über 200 Betten zählte sie zu Spitzenzeiten etwa 27.000 Übernachtungen im Jahr.

Mit Lauenburg stets verbunden

„1982 war Gabriele Seidel die jüngste Herbergsmutter in Norddeutschland, heute ist sie diejenige, die am längsten im Dienst ist“, erinnerte Angela Braasch-Eggert, Vorsitzende des DJH Landesverbandes Nordmark in ihrem Grußwort. Unter den Gästen bei der Verabschiedung waren auch Vertreter der Lauenburger Verwaltung. Bürgermeister Thorben Brackmann übergab der scheidenden Herbergsmutter ein kleines Präsent. „Sie waren in der Zusammenarbeit immer freundlich und pragmatisch“, betonte er.

So ist es zum Beispiel selbstverständlich, dass die Matrosen des Tenders Elbe die Küche der Jugendherberge Am Sportplatz nutzen, um die legendäre Erbsensuppe zu kochen, die sie traditionell auf dem Lauenburger Weihnachtsmarkt verkaufen – übrigens auch in diesem Jahr. Lauenburgs Veranstaltungsmanager Andy Darm erinnerte sich vor allem an die gute Zusammenarbeit während der jährlichen Kultur- und Kneipennächte, wo die Jugendherberge Zündholzfabrik ein beliebter Veranstaltungsort ist.

Woher stammt der Spitzname „Herzogin“?

Ein Geheimnis lüftete Gabriele Seidel während ihrer Verabschiedung: Den Spitznamen „Herzogin“ haben ihr die Kinder gegeben. Jan Seidel (41) und Julia Seidel (38) sind in den Lauenburger Jugendherbergen aufgewachsen. Das war praktisch, denn so konnte sich die alleinerziehende Mutter ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren und ihre Kinder trotzdem im Auge behalten.

Aber als Gabriele Seidel dann zeitweise die Leitung der Jugendherberge in Geesthacht auch noch übernahm, wurde sie von ihren Kindern scherzhaft „Herzogin“ genannt. Das schnappten die Mitarbeiter wohl auf – und so blieb es bei diesem Namen.

Mit ihrem Lebenspartner möchte die „Herzogin“ nun im Wohnmobil durch Schweden, Kroatien oder Italien reisen, das hat sie sich vorgenommen, zudem spontan Freunde und Verwandte besuchen, die in ganz Deutschland verteilt sind. Auch Sport soll in ihrem Leben wieder eine größere Rolle spielen.

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Nachfolgerin übernimmt am 1. Januar die Leitung

Gabriele Seidel kann auch deshalb mit einem guten Gefühl ihren bevorstehenden Ruhestand genießen, weil es bereits eine Nachfolgerin gibt: Annalena Campello. Die gelernte Hotelkauffrau stammt ursprünglich aus Hamburg, lebt aber schon ein paar Jahre in Lauenburg. Hier hat sie zuletzt das Restaurant Elbterrasse als Restaurantleiterin geführt.

Gabriele Seidel (r.) im Gespräch mit ihrer Nachfolgerin Annalena Campello 
Gabriele Seidel (r.) im Gespräch mit ihrer Nachfolgerin Annalena Campello  © Gabriele Kasdorff | Gabriele Kasdorff

Die Leitung der beiden Lauenburger Jugendherbergen übernimmt die 28-Jährige offiziell am 1. Januar kommenden Jahres. Zuvor will sie sich einen Monat lang einen Überblick verschaffen und die Aufgaben einer Herbergsmutter von Grund auf kennenlernen. Auf eine Sache legt die Hotelfachfrau auch bei ihrer neuen Aufgabe wert: Nicht nur die Gäste, sondern auch die Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen.