Lauenburg. Die Schifferstadt bietet ihren Gästen viel, vor allem Radtouristen kommen gern. Trotzdem haben die Touristiker im Kreis große Sorgen.

In der Tourist-Information steht das Telefon kaum still, die Übernachtungsbetriebe können auch nicht klagen. Lauenburg hat als Urlaubsziel mittlerweile einen guten Ruf. Kein Wunder: Die Stadt liegt günstig gelegen im Dreiländereck. Nach Hamburg oder Lüneburg ist es mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur ein Katzensprung. Und dann sind ja da auch noch der Elbe-Radweg oder die Lauenburger Marina – beliebtes Ziel von Radtouristen und Freizeitkapitänen.

„Während der Pandemie haben viele Deutsche ihr eigenes Land entdeckt. Davon profitieren wir jetzt“, sagt Tourismusmanagerin Mareike Bodendieck. Ihre Beobachtung deckt sich mit einer aktuellen Studie des ADAC. Demnach werden 63 Prozent der Reisenden dieses Jahr in Deutschland bleiben. Vor Corona lag dieser Wert mit 45 Prozent deutlich tiefer. Für Urlaub im Inland spricht für viele aber auch ein kleineres Urlaubsbudget. Wer dieses Jahr weniger Geld zur Verfügung hat, will in 31 Prozent der Fälle günstiger reisen.

Urlaubsziel Lauenburg auch für sparsame Touristen erschwinglich

Diesen Trend bestätigt auch Lauenburgs Hafenmeisterin Yildiz Frühauf. „Unsere Ferienwohnungen sind gut gebucht, ebenso die Liegeplätze für die Sportboote“, sagt sie. Aber auch ihr sei aufgefallen: Statt langer Touren erkunden die Skipper aus Kostengründen lieber die Umgebung Norddeutschlands. So hielten es nach ihrer Beobachtung auch die Urlauber, die mit dem Wohnmobil anreisen. „Früher war es das erste, dass die Leute zum Essen Plätze im Skippertreff reserviert haben. Heute fragen die meisten, ob sie vor dem Wohnwagen grillen dürfen“, so ihre Erfahrung.

Auch Wohnmobilisten sind kostenbewusster geworden, weiß Yildiz Frühauf vom Skippertreff Marina. Sie bevorzugen kürzere Touren und Selbstversorgung.
Auch Wohnmobilisten sind kostenbewusster geworden, weiß Yildiz Frühauf vom Skippertreff Marina. Sie bevorzugen kürzere Touren und Selbstversorgung. © Isabella Sauer | Isabella Sauer

Hotelier Sönke Ellerbrock konnte sich schon Ende April nicht über eine mangelnde Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten beklagen. Ihn drückt aber ein anderer Schuh: Es fehlen Mitarbeiter, um den erwarteten Ansturm in dieser Saison bewältigen zu können. Damit ist er nicht allein. „Wir haben das Problem, dass viele Gastronomen wegen des Personalmangels in der Mittagszeit geschlossen haben und auch mehrere Ruhetage in der Woche einlegen“, sagt Carina Jahnke von der Herzogtum Lauenburg Marketing- und Service-Gesellschaft (HLMS).

Tourist-Information wieder täglich geöffnet

Vor diesem Problem stand bis vor Kurzem auch die Lauenburger Tourist-Information. Wegen eines personellen Engpasses war die Einrichtung zu Jahresbeginn montags und dienstags nicht besetzt. Mittlerweile können sich Tagesgäste und Urlauber hier wieder sieben Tage in der Woche über Angebote in der Schifferstadt informieren.

Auch Anfragen zu Übernachtungsmöglichkeiten laufen hier auf – allerdings längst nicht mehr so viele, wie in den Jahren zuvor. „Die meisten Hotels und Ferienwohnungen sind über gängige Online-Portale gelistet und können darüber auch direkt gebucht werden“, erläutert Mareike Bodendieck. Eine genaue Statistik über Übernachtungszahlen in Lauenburg führt sie daher nicht.

Die Beherbergungsbetriebe seien aber oft ausgebucht, bei Großveranstaltungen wie Kneipennacht, Fischmeile oder Fürstengartenfest schon Wochen im Voraus. Die HLMS erfasst die Buchungszahlen von Herbergen mit mindestens zehn Betten im gesamten Herzogtum. Demnach lagen die Zahlen im vergangenen Jahr nur zehn Prozent unter dem Rekordjahr 2019 mit 700.000 Übernachtungen.

Radtouristen sind die größte Gruppe der Urlauber

Ein Trend, der schon über Jahre anhält: Immer mehr Urlauber wollen Lauenburg und Umgebung mit dem Fahrrad erkunden. Auch hier hat Mareike Bodendieck eine interessante Beobachtung gemacht. „Trotzdem es sehr viel digitales Material zum Elberadweg und deren Teilstrecken gibt, stehen die meisten Radtouristen nach wie vor auf Karten in Papierform“, sagt sie.

Beliebt ist vor allem das offizielle Handbuch zum Elberadweg. Die Broschüre im Lenkertaschenquerformat informiert über alles, was Radwanderer in der Vorbereitung und unterwegs wissen müssen – vom exakten Streckenverlauf bis zur radfreundlichen Unterkunft. Außerdem gibt es Hinweise zu Gastronomie, E-Bike-Ladestationen oder Geldautomaten an der Strecke. Tagesaktuelle Meldungen zur Strecke gibt es in der Onlineversion www.elberadweg.de.

Wer mit dem Auto oder mit dem Zug anreist, muss auf eine Radtour in Lauenburg nicht verzichten. In der Touristinformation gibt es inzwischen einen ansehnlichen Bestand an Leihfahrrädern, ganz klassisch oder als E-Bike. „Allerdings sollten die Räder unbedingt vorbestellt werden. Spontan muss man schon sehr viel Glück haben, eins zu ergattern“, empfiehlt Mitarbeiterin Wiebke Kriegel.

Touristen setzen auf Historisches und Schifffahrten

Kostenbewusstsein ist die eine Tendenz, die Suche nach besonderen Erlebnissen die andere. Dieser Anspruch wird für die Mitarbeiterinnen in der Tourist-Information manchmal zu einem Problem. „Viele Anfragen beziehen sich auf Stadtführungen. Wenn die Besucher schon mal in der Altstadt sind, wollen sie darüber auch möglichst viel erfahren“, weiß Mareike Bodendieck.

Doch da müssen sie und ihre Mitarbeiterinnen oft passen. Zwar gibt es derzeit zwölf ehrenamtliche Stadtführer in Lauenburg, der Bedarf ist aber deutlich höher. Die Tourismusmanagerin hofft darauf noch in dieser Saison weitere zu gewinnen, möglichst solche, die auch in der Woche einsatzbereit sind. Die ehrenamtlichen Stadtführer erhalten eine Aufwandsentschädigung.

Fahrtgastschifffahrt soll ausgebaut werden

Ein weiterer Punkt, der dem Team der Touristinformation Sorgen macht, ist die Situation in der Fahrgastschifffahrt. „Die Leute wissen, dass Lauenburg eine Schifferstadt ist und wollen eine Tour auf dem Wasser machen. Leider können wir da kaum Vorschläge machen“, bedauert Wiebke Kriegel. Die Fahrten des Raddampfers „Kaiser Wilhelm“ sind meist schon Wochen vorher ausgebucht. Der neue Eigentümer des „Herzog von Lauenburg“ hat in diesem Jahr nach nur einer Saison aufgegeben. Einzig die „Lüneburger Heide“ bietet auch in der Woche Fahrten an.

Bei der Stadt hofft man darauf, dass – wie in alten Zeiten – bald wieder mehr Fahrgastschiffe in Lauenburg Gäste an Bord nehmen. Derzeit werden die vier städtischen Anleger auf Vordermann gebracht. „Wir sind eine Schifferstadt. Das soll auch in Zukunft so sein“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe.