Lauenburg. Jugendherbergswerk wirbt mit Gesundheitsangeboten der Zündholzfabrik

Das hätte sich Richard Schirrmann bestimmt nicht vorstellen können, als er 1903 die erste Jugendherberge gründete: Die Zeiten von Gemeinschaftsduschen und großen Schlafsälen sind in den meisten Einrichtungen vorbei.

Die Alte Zündholzfabrik in Lauenburg gleicht eher einem Drei-Sterne-Hotel: Hier gibt es nicht nur eigene Duschen für jedes Zimmer, sondern sogar einen Wellnessbereich mit Sauna, Ruheraum und Fitnessgeräten. Kein Wunder, dass immer mehr Gäste die Einrichtung für sich entdecken: 2017 zählte Leiterin Gabriele Seidel 11 700 Übernachtungen, 500 mehr als im Jahr zuvor. Und auch für dieses Jahr sieht es gut aus: „Wir haben sehr viele Buchungen, sodass wir schon Absagen erteilen müssen. An den Wochenenden sind wir so gut wie voll“, sagt die Herbergschefin.

Doch das kommt nicht von ungefähr: Neben Seminargruppen und jungen Familien entdecken auch immer mehr gesundheitsbewusste Kurzurlauber die Alte Zündholzfabrik für sich. „Wellness-Wochenende“ heißt das Stichwort, mit dem jetzt auch das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) für die Lauenburger Einrichtung wirbt: „Die Jugendherberge Zündholzfabrik macht es Ihnen leicht, Ihre guten Vorsätze für das neue Jahr in die Tat umzusetzen. Sie verwöhnt mit Wellness- und Entspannungskursen direkt am Elbufer“, heißt es in der aktuellen Mitgliederzeitschrift. Kein Wunder, dass Gabriele Seidel ein bisschen stolz ist: „Es gibt nur sehr wenige Jugendherbergen, die Sauna und einen gut ausgestatteten Fitnessbereich haben“, weiß sie.

Was lag da näher, als die Angebote dem allgemeinen Gesundheitstrend anzupassen? Mit Erfolg: Die Fastenwoche, die nächste Woche beginnt, ist bereits seit Langem ausgebucht. Hier werden die Teilnehmer von einer erfahrenen Heilpraktikerin begleitet und genießen eine siebentägige Auszeit mit Massagen, Meditation, Sport und Vorträgen.

Über Ostern bietet die Zündholzfabrik einen dreitägigen Massagekursus an. Neben den Entspannungstechniken lernen die Teilnehmer das Loslassen vom Alltag. Auch dafür biete sich die Zündholzfabrik bestens an. „Wir haben ja nicht nur eine moderne Ausstattung, sondern bieten eine tolle Umgebung. Die Teilnehmer fahren am Ende mit guten Eindrücken von Lauenburg nach Hause“, weiß die Herbergsleiterin.

Bereits 1903 war Richard Schirrmann dem Sauerländischen Gebirgsverein beigetreten. Nachdem er 1909 Kontakt zu einer Wandervogel-Gruppe hatte, gründete er eine eigene Wandervogelschar. Die Idee, Jugendherbergen einzurichten, reifte im selben Jahr. Damals war er mit seinen Schülern auf einer achttägigen Wanderung von Altena nach Aachen und kam mit ihnen bei Bröl im Rhein-Sieg-Kreis in ein Unwetter. Sie suchten eine Unterkunft bei einem Bauern in dessen Scheune. Als er dort abgewiesen wurde, wandte er sich an die gegenüberliegende Dorfschule, die wegen der Ferien gerade leer stand. Die Frau des Schulleiters gewährte der Gruppe Unterkunft; vom Bauern kam immerhin das Haferstroh. Diese Erfahrung brachte Schirrmann auf den Gedanken, dass Unterbringungen ähnlicher Art jedem Reisenden zur Verfügung gestellt werden sollten.