Schwarzenbek. Schwarzenbeks Möglichkeiten, die Energiewende voranzutreiben, sind beschränkt. Es gibt dennoch einige vielversprechende Ideen.

Möglichkeiten, die Energiewende zu fördern, gibt es einige. Dummerweise funktionieren diese je nach Region und örtlichen Gegebenheiten höchst unterschiedlich. Oder eben nicht. Eine bislang nur wenig genutzte Chance möchte Schwarzenbeks CDU-Fraktion nutzen. Idee: Über eine Bürgerenergiegenossenschaft könnten viele Menschen unmittelbar eingebunden und Projekte gemeinsam vorangetrieben werden. Doch der Vorstoß wurde für den jüngsten Fachausschuss von der Tagesordnung genommen: CDU-Vertreter waren krankheitsbedingt ausgefallen.

Die Stadt Schwarzenbek steht, wie viele andere Kommunen in Schleswig-Holstein auch, in den kommenden Jahren vor einer Mammutaufgabe. Bis Sommer 2028 sollen die 78 größten ein kommunales Wärme- und Kältekonzept erarbeiten, die weiteren folgen später.

Energiewende: Bürgergenossenschaft wäre gut

Schwarzenbeks Politik hat der Stadt grünes Licht gegeben, 2024 mit der Erarbeitung zu beginnen – mit Unterstützung durch externes Know-how. „Wir haben ja anders etwa als Geesthacht oder Lauenburg keine Stadtwerke mit eigenen Energienetzen, die uns dabei unterstützen könnten“, sagt Schwarzenbeks Klimaschutzmanagerin Nina Reimers. Sie hat jedoch mit Vorarbeiten längst begonnen.

2015/16 hatte Schwarzenbeks Stadtvertretung beschlossen, dass in der Stadt der Kohendioxid-Ausstoß bis 2030 deutliche reduziert werden sollte. Passiert war danach wenig, bis auf Einzelmaßnahmen und Förderung von Radverkehr und E-Mobilität.

„Das müssen wir uns auch als Schwarzenbeker Politiker ankreiden lassen“, gesteht SPD-Fraktionschef Rüdiger Jekubik ein. Ein wichtiger Faktor sei jedoch auch der langjährige Streit mit der damaligen Bürgermeisterin gewesen. „Das Tischtuch zwischen ihr und der Politik war über fast sechs Jahre zerschnitten.“

Städtische PV-Anlagen an Genossenschaft?

Nina Reimers hat inzwischen für stadteigene Gebäude geprüft, welche Dächer für Photovoltaikanlagen geeignet wären. Das treffe für etwa ein Drittel zu, ob städtische Verwaltungsgebäude, Schulen, Kitas oder Feuerwehr.

Als Nächstes stehe die Frage an, ob die Stadt die Anlagen selbst installieren, genauer: betreiben wolle. Oder die Flächen für den Zweck verpachten möchte. Möglicherweise an eine neu zu gründende Genossenschaft.

Schwarzenbeks Möglichkeiten sind beschränkt

Roman Larisch (CDU), heute Schwarzenbeks Bürgervorsteher, setzt sich seit Langem dafür ein, die Möglichkeiten auszuloten, wie die Bürger an der Energiewende beteiligt werden können. Dies sei umso wichtiger, als Schwarzenbeks Möglichkeiten doch limitiert seien. Ein Grund sei Flächenmangel, ist sich Larisch mit seinem Amtsvorgänger Jekubik einig, der heute die SPD-Fraktion führt.

„Schwarzenbek verfügt über keine Flächen, auf denen wir großflächig Photovoltaikfelder zur Stromgewinnung errichten könnten“, bedauert Larisch. Die Stadt besitze anders als Nachbargemeinden wie Kollow auch keine Knicks, „deren Schnitt wir in einem Hackschnitzelwerk zur Energiegewinnung verbrennen könnten.“

Heizwerke? Es mangelt an geeignetem Brennstoff

Nicht einmal der Klärschlamm aus dem städtischen Klärwerk sei geeignet, weil die Menge einfach zu gering sei, so Larisch. So bleibt Schwarzenbek nichts anderes übrig, als ihn kostspielig verbrennen zu lassen, weil er nicht mehr auf Felder ausgebracht werden darf.

Der Antrag, ein Hackschnitzelheizwerk für Schwarzenbek zu prüfen, könne ein Ansatz für die Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft sein, sagt der Christdemokrat. „Es gibt viele Möglichkeiten, etwa für Nutzung von Biogas aus dem Umland, wie sie bereits geschieht, oder Photovoltaikanlagen auf Hausdächern oder auch für die Nutzung von Solarthermie, wie sie für das Sportlerheim geprüft wurde.“

Biogas, Photovoltaik und Solarthermie

Man müsse keineswegs alles selbst erfinden, so Larisch: „In Nordrhein-Westfalen sind Genossenschaften um Schulen gegründet worden. Die vermarkten den auf Schuldächern gewonnenen Strom, die Erlöse fließen den Schulen zu.“

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Er begrüße die Idee, für die Energiewende Genossenschaften zu gründen, sagt SPD-Fraktionschef Jekubik. „Dies ist ein guter Ansatz die Bürger für die Energiewende mitzunehmen. Die Grünen scheitern in Berlin gerade daran, dass ihnen dies nicht gelingt.“

Energiewende: „Nicht jede Woche neue Sau durchs Dorf treiben“

Doch dies sei alles andere als ein Selbstgänger, befindet Jekubik mit Blick auf die von der CDU vorgeschlagene Bürgerenergiegenossenschaft. „Wir brauchen Menschen, die bereit sind, dort Verantwortung zu übernehmen“, mahnt der Sozialdemokrat. „Wir haben doch erlebt, wie schwierig es war, einen Vorstand und einen Aufsichtsrat für unsere Stadtwerke zu besetzen.“

Zuerst einmal seien aber präzise Vorstellungen notwendig, wofür eine Genossenschaft gegründet werden solle. „Im jüngsten Fachausschuss ist die Union Antworten darauf schuldig geblieben, weil ihr Experte erkrankt war, dabei waren die Ausschussmitglieder anwesend“, kritisiert Jekubik. Wichtig sei, dass jetzt auf Ideen auch die Umsetzung folge. „Wir können doch nicht immer wieder eine neue Sau durchs Dorf treiben, und danach passiert nichts.“

Erdwärme ist für Schwarzenbek keine Option

In einem weiteren praktischen Punkt herrscht dagegen Einigkeit zwischen den Vertretern von CDU und SPD: Die Nutzung von Erdwärme als Energieträger für ein Wärmenetz scheide für Schwarzenbek weitergehend aus.

Larisch: „Wir sind nicht in Schwaben oder der Eifel, wo heißes Wasser oberflächennah im Untergrund vorkommt.“ Dazu ein Umstand, der Bohrungen auf einer großen Fläche entgegensteht. Jekubik: „Schwarzenbek ist zum großen Teil Wasserschutzgebiet, das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.“